Silberband 088 - Der Zeitlose
auf zu existieren. Dieser Vorgang war nicht zu erklären, jedenfalls im Augenblick nicht.
Alaska richtete seine Aufmerksamkeit auf die weitere Umgebung.
Die Grube mit den sie umgebenden Statuen und Säulen lag an einem Hang. Tief unter sich sah der Transmittergeschädigte eine Stadt. Sie bestand aus unzähligen dicht beieinander stehenden Häusern und einigen Dutzend schlanken Türmen. In den engen Gassen brannten Tausende von Lichtern, offenbar Fackeln.
Von dem Platz, an dem Saedelaere stand, führte ein verschlungener Pfad zur Stadt hinab.
Weder auf diesem Weg noch in den Straßen der Stadt vermochte er ein lebendes Wesen auszumachen. Links von der Stadt wand sich ein breiter Fluss durch das Land. Alaska sah ein paar verlassene Boote, die am Ufer verankert waren und in den Wellen schaukelten. Nirgends gab es Anhaltspunkte für eine technische Zivilisation, auf unerklärliche Weise erinnerte die Stadt an ein zu groß geratenes Puppenhaus. Der Vergleich war absurd, aber er drängte sich Alaska geradezu auf.
Er blickte den Hang hinauf und entdeckte weiter oben, fast auf der Höhe, eine baufällige Hütte. Ihre Fenster, sofern sie solche überhaupt besaß, waren nicht beleuchtet.
Alaska war unschlüssig, was er tun sollte. Seine unmittelbare Umgebung war nicht weniger unheimlich als die Stadt unten im Tal oder die Hütte, die weiter oben am Hang klebte. Wenn es zwischen den drei markanten Plätzen einen Zusammenhang gab, war er sicher nicht leicht zu erkennen.
Alaska fragte sich, ob er träumte. Im Augenblick des Todes, davon hatte er oft gehört, erlebten Menschen manchmal die seltsamsten Träume.
Vielleicht war auch alles nur eine Halluzination, eine kosmische Fata Morgana.
Alaska schaute an sich hinab.
Äußerlich hatte sich nichts verändert. Er trug den Anzug der Vernichtung. Das Cappinfragment unter der Plastikmaske in seinem Gesicht verhielt sich völlig ruhig, ein sicheres Zeichen für das Fehlen hyperenergetischer Einflüsse.
Alaska betastete eine der Statuen. Wie er vermutet hatte, bestand sie aus Stein.
Seine Blicke wanderten den Hang hinab und glitten über die Stadt.
Unten war es still.
Aber das war nicht die Stille einer nächtlichen Stadt. Das Leben in den windschiefen Gebäuden schien mit einem Schlag erloschen zu sein, es war – der Begriff drängte sich in Alaskas Gedanken – ausgeschaltet!
Die Stadt machte den Eindruck, als würde sie auf ein geheimes Signal hin abrupt wieder zum Leben erwachen.
Ein Riesenspielzeug!, dachte der Terraner fröstelnd.
Er umkreiste die Öffnung im Boden.
Nach ein paar Schritten fand er zwischen den Statuen einen nackten Fremden.
Das Wesen besaß den vollkommensten humanoiden Körper, den Alaska Saedelaere jemals gesehen hatte. Kein noch so genialer Bildhauer hätte diese natürliche Schönheit in Stein schlagen können. Das Licht der fünf Monde mochte Alaskas Augen täuschen, aber sein Gefühl ließ sich nicht beeinflussen. Von diesem Körper, der leblos vor ihm am Boden lag, ging eine starke Ausstrahlung aus.
Saedelaere registrierte, dass er wie erstarrt stehen geblieben war. Unwillkürlich wartete er darauf, dass dieses Wesen sich bewegen und etwas Großartiges tun würde.
Aber es geschah nichts.
Alaska näherte sich dem Fremden und betrachtete ihn genauer. Der Mann war fast zwei Meter groß, breitschultrig und muskulös. Sein dunkles Haar reichte bis zu den Schultern.
Am faszinierendsten waren jedoch die Augen des Mannes. Sie standen weit offen und blickten zum Nachthimmel hinauf. Die Farbbezeichnung schwarz wurde diesen Augen nicht gerecht, aber Alaska fand einfach keinen passenderen Ausdruck.
Obwohl alle Anzeichen darauf hindeuteten, dass der Mann tot war, fühlte Alaska, dass dies eine Täuschung sein musste. Der Fremde befand sich in einem unerklärlichen Stadium zwischen Leben und Tod.
Alaska Saedelaere wusste nicht, wie lange er neben der reglosen Gestalt gestanden und gewartet hatte, aber nach einer Weile setzte er sich wieder in Bewegung. Er hatte gar nicht erst den Versuch unternommen, Kontakt mit diesem Wesen aufzunehmen, denn er war sich darüber im Klaren, dass das sinnlos war.
Entschlossen, die Umgebung zu erkunden, wandte Alaska sich von der schwarzen Grube ab und stieg den schmalen Pfad zu der Hütte oben am Hang hinauf. Ab und zu drehte er sich um und blickte zurück, denn er hatte das Gefühl, dass ihm jemand folgte. Der Weg war jedoch verlassen, auch in der Stadt regte sich nichts.
Von hier oben aus konnte Alaska die
Weitere Kostenlose Bücher