Silberband 088 - Der Zeitlose
schnell ein Bild davon machen zu können, welche Funktionen die Zentrale früher beherrscht hatte.
Während seiner Arbeit empfing er ein Signal. Es wurde im Kurzwellenbereich des Peilsystems eingespielt.
Langur war so überrascht, dass er vom Sitzbalken rutschte. »Die Frequenzen liegen eindeutig im unteren Bereich«, teilte er LOGIKOR mit. »Ich bin sicher, dass es sich um künstliche Signale handelt.«
»Wir können davon ausgehen, dass auf dieser Welt Tausende von Sendern stehen«, antwortete der Rechner.
»Da!«, rief Langur, als das Signal sich wiederholte. »Es kommt in regelmäßigen Abständen herein.«
»Das spricht dafür, dass es sich um einen automatischen Sender handelt.«
»Du hast natürlich Recht«, stimmte der Forscher enttäuscht zu. »Trotzdem werde ich versuchen, den Standort des Senders anzupeilen.«
»Dazu müssten wir unsere aktuelle Tätigkeit unterbrechen. Es widerspricht allen Gepflogenheiten, eine begonnene Arbeit aufzuschieben.«
»Niemand muss mich an die Ethik erinnern!« Langur reagierte trotzig. »Wir befinden uns in einer ungewöhnlichen Situation, in der es darauf ankommt, variabel zu sein. Wenn wir eine faszinierende Entdeckung machen würden, könnten wir sie nicht untersuchen, nur weil wir mit der Zentrale beschäftigt sind? Das kann ich nicht akzeptieren.«
»Ich weiß nichts von einer faszinierenden Entdeckung«, bemerkte der Rechner.
»Wenn ich nicht genau wüsste, dass du ein gefühlloses Maschinchen bist, würde ich dich als gehässig bezeichnen«, sagte Langur gereizt. »Streiche alle skeptischen Bemerkungen, bevor du sie von dir gibst.«
»Grundsätzlich – oder nur in diesem speziellen Fall?«
»Nur in diesem Fall, LOGIKOR!«
Der Sender, das stand bereits fest, befand sich nicht in der von Langur entdeckten Zentrale, sondern mitten in der Stadt. Der Bezirk, der als Standort in Frage kam, war auf Langurs Karte nicht gekennzeichnet, konnte also keine besondere Bedeutung haben.
»Sobald wir genau wissen, wo der Sender sich befindet, ändern wir den Standort der HÜPFER«, verkündete Douc Langur. »Schließlich haben wir den entsprechenden Bereich bereits lokalisiert.«
Wenige Augenblicke später konnte Langur die HÜPFER beschleunigen. Das Raumschiff glitt über die Stadt hinweg. Langur sah kein einziges intelligentes Wesen. Lediglich einige größere Tiere schienen sich in der Stadt aufzuhalten.
Auf dem Dach eines hohen Gebäudes brannte ein Feuer. Langur machte die Kugel darauf aufmerksam.
»Ein weiteres Signal«, sagte der Rechner. »Ich stelle fest, dass jemand auf sich aufmerksam machen will.«
Langur war viel zu erregt, darauf zu antworten. Eine Zeit lang schwebte die HÜPFER über dem Gebäude, aber nichts rührte sich.
»Wir landen auf der Straße vor diesem Haus!«, entschied der Raumfahrer schließlich. Im gleichen Augenblick fielen ihm wieder seine Erlebnisse auf dem alten Raumhafen ein. Konnte ein Kontakt erneut derart verhängnisvolle Folgen haben?
Auch LOGIKOR schien solche Bedenken zu haben, denn er wandte ein: »Warum warten wir nicht?«
»Wir landen!«, beharrte Langur auf seiner Entscheidung. »Allerdings werde ich die HÜPFER vorläufig nicht verlassen, denn ich will keine neuen Missverständnisse heraufbeschwören.«
Das kleine Raumschiff sank in eine Straßenschlucht hinab. Es landete vor dem Gebäude, auf dem das Feuer brannte.
Langur blickte durch die transparente Kuppel ins Freie. Die Gebäude, auf die er seine Sehorgane richtete, waren wesentlich später entstanden als jene rund um den alten Raumhafen, den er zuerst besucht hatte. Langur konnte diese Bauwerke zu beiden Seiten der Straße ohne weiteres als neu bezeichnen.
Er kauerte auf dem Sitzbalken vor den Kontrollen und beobachtete. Wenn sich irgendwo in der Nähe Intelligenzen aufhielten, mussten sie die HÜPFER früher oder später entdecken. Vielleicht hatten sie das Schiff bereits gesehen und beratschlagten, was sie tun sollten.
Langur war sich darüber im Klaren, dass sein Vorgehen keineswegs ungefährlich war, denn er musste immer mit einem Angriff rechnen. Dieses Risiko wollte er jedoch eingehen, zumal er sich nicht vorstellen konnte, dass Angehörige einer hoch entwickelten Zivilisation blindlings einen Fremden angriffen.
Douc Langur überlegte, wie die Kaiserin von Therm reagiert hätte, wenn sie einem ihrer Forscher abseits der unendlichen Schleife auf dieser Welt begegnet wäre.
Sante Kanube war sicher, dass Speideck und Marboo nicht vor Einbruch der
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