Silberband 089 - Sie suchen Menschen
und setzen Sie Ihren Dienst fort.«
Rhodan blickte den Mutanten fragend an. Fellmer Lloyd lächelte. »Sein Gehirn ist zweifelsfrei das eines Tieres, Perry, aber eines sehr zahmen Fleischfressers, der niemals eine lebende Beute reißen würde.«
»Wahrscheinlich ist es Rorvics Säbelzahntiger. Dann muss der Säbelzahntiger, der an Bord der GHOST gebracht wurde, entweder ein anderer sein oder eine Nachbildung.«
»Es gibt im Tierpark der SOL keine Säbelzahntiger«, erklärte Lloyd.
»Also handelt es sich um eine Nachbildung. Aber Rorvic legte großen Wert darauf, seinen Säbelzahntiger mit nach Taatlon zu nehmen. Das muss einen Grund haben. Ich gehe zu Dobrak. Kommst du mit, Fellmer?«
Zwanzig Minuten später standen sie dem keloskischen Rechenmeister gegenüber. Er musterte den Säbelzahntiger ungewöhnlich lange.
»Ich sehe außerordentlich komplizierte Zahlenkombinationen, die bis tief in den siebendimensionalen Bereich reichen – und darüber hinaus«, erklärte Dobrak. »Wenn mich meine Ahnung nicht trügt, sogar über den übergeordneten illusionären Bereich hinaus. Das würde bedeuten, dass diese Wesenheit ein Stück Realität beinhaltet.«
»Realität?«, erkundigte sich Rhodan erstaunt. »Ich dachte, Ihrer Ansicht nach bestünde alles nur aus einfachen und übergeordneten Illusionen, Dobrak?«
»Die aber ihren Ursprung in einer Realität haben«, erwiderte Dobrak sinnend.
Rhodan lächelte. »Ihre Analyse ergibt also, dass dieses Wesen, das ein Säbelzahntiger zu sein scheint …«
»Es ist ein Säbelzahntiger«, unterbrach Dobrak. »Aber er wurde aus einer anderen Wesenheit gebildet und kann in die andere Wesenheit zurückverwandelt werden.«
»Genau das meinte ich«, sagte Rhodan. »Ich bin sicher, dass Dalaimoc sein Bhavacca Kr'a in einen Säbelzahntiger verwandelte, und ich weiß inzwischen genug über die Beziehungen zwischen dem Halbcyno und seinem Amulett, dass ich das Schlimmste für ihn befürchte.«
»Du glaubst, Dalaimoc kann auf Taatlon ohne Hilfe seines Amuletts seine Erscheinungsform nicht lange stabil halten, Perry?«, erkundigte sich Lloyd.
»Ja, und das könnte sich katastrophal auf die Situation unseres Vorauskommandos auswirken«, antwortete Rhodan. »Ich werde mit dem Säbelzahntiger in einer Raumlinse nach Taatlon fliegen und Dalaimoc suchen. Du, Fellmer, übernimmst bis zu meiner Rückkehr das Kommando über die SOL. Außerdem achtest du weiter auf telepathische Impulse.«
»Einverstanden, Perry«, erwiderte der Mutant. »Aber ich gebe dir nur vierundzwanzig Stunden Zeit. Erhalte ich bis zum Ablauf dieser Frist keine Nachricht von dir und dem Vorauskommando, werde ich den Anflug der SOL nach Taatlon befehlen und nach den Gegebenheiten handeln.«
Ghaner Vreik hatte soeben das Labor aufgesucht, als ihn die Nachricht vom Ausbruch der Gefangenen erreichte. »Das verstehe ich nicht«, sagte er. »Das Energieschloss lässt sich nur von außen öffnen. Sollte jemand von uns die NEI-Leute befreit haben?«
Caatler wurde bleich. »Ich fürchte, es war die Mutantin, Ghaner. Die einfach lichtschnelle Komponente der Modulstrahlung könnte Imps behindert haben, sodass er den Bewusstseinsinhalt nicht mehr voll kontrollierte.«
»Das fällt dir erst jetzt ein!«, rief Vreik aufgebracht. »Schalte sofort den Modulstrahlprojektor aus! Ich sollte dich wegen deiner Nachlässigkeit töten lassen.« Drohend ballte er die Hände.
Verfon Caatler wich entsetzt zurück und griff nach Imps' Waffengürtel, der auf einem Labortisch lag. Er riss den Impulsstrahler heraus. »Keinen Schritt weiter!«, keuchte er. »Ich bringe jeden um, der mich bedroht! Alle bedrohen mich!«
Ghaner Vreik blickte scheinbar durch ihn hindurch. Nach einer Weile schüttelte er den Kopf und fuhr sich mit der rechten Hand über die Augen. »Was ist nur los mit mir?« Er stöhnte. »Ich sah feurige Wogen vor den Augen. Verfon, warum bedrohst du mich mit der Waffe?«
Caatler erschauderte. »Ich weiß nicht, Ghaner.« Er schleuderte die Waffe angeekelt auf den Labortisch. »Beinahe hätte ich gemordet. Kannst du dir das erklären?«
»Vielleicht stimmt etwas nicht – mit uns«, erwiderte Caatler leise. »Aber wir sind doch Menschen.«
»Natürlich sind wir Menschen. Niemand darf daran zweifeln. Also kein Wort über diesen – Zwischenfall. Und nun schalte endlich den Projektor aus!«
Ghaner Vreik holte über Armbandfunk einen Lagebericht ein.
»Das Vorgehen der Entflohenen entbehrt jeder Logik«, antwortete er,
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