Silberband 089 - Sie suchen Menschen
Splink wieder den Kopf um die Biegung. Ein unartikulierter Schreckenslaut quoll aus seinem Mund. »Eingeborene«, ächzte er. »Sie werfen sich den Hyptons entgegen und stürzen sich sogar ins Strahlfeuer.«
»Wir müssen ein Gemetzel verhindern!«, entgegnete Zartrek. Er schob sich an Splink vorbei und öffnete den Mund, um den Hyptons etwas zuzurufen. Aber er brachte keinen Laut hervor.
Die Gangwände neben und hinter den Hyptons schmolzen, und in den Lücken waren hoch emporlodernde Flammen zu sehen. Ein herantosender Wasserschwall spülte die Hyptons in einen Seitenstollen. Die Flut schien nicht mehr enden zu wollen.
Augenblicke später brach auch vor den Keloskern die Decke ein. Eisbrocken zersplitterten am Boden und wurden von Wasser umspült, das sich nun auch den Keloskern näherte.
Doch aus dem Loch in der Decke stürzten große Eisblöcke herab. Sie waren zumindest angetaut, wahrscheinlich unter der Hitze der Feuer, die ihren flackernden Schein durch das Loch warfen. Dadurch wurden sie regelrecht zusammengebacken. Innerhalb kürzester Zeit verschloss eine massige Trennwand aus Eis den Stollen.
Die Kelosker hörten, wie das Wasser auf der anderen Seite rauschte und gurgelte.
Doch die Wand hielt.
»Wir müssen fliehen!«, drängte Splink. Ohne auf Prageys Jammern zu achten wandte er sich um und eilte davon, so schnell der Rest seiner Kräfte es zuließ. Zartrek und Pragey folgten ihm.
Sie kamen in eine große Eishöhle, von der mehrere Stollen abzweigten. Sofort entschieden sie sich für einen sanft ansteigenden Gang. Auf diese Weise hofften sie, dem rauschenden Wasser am ehesten zu entkommen.
Nach einer Weile neigte sich der Gang wieder abwärts.
»Wartet!«, sagte Splink atemlos und blieb stehen. »Wir müssen überlegen ob wir weitergehen oder hier abwarten sollen, bis das Wasser sich verlaufen hat.«
»Wenn es uns aber einholt?«, fragte Zartrek.
»Dann schließen wir die Druckhelme und lassen uns treiben«, antwortete Splink.
»Aber wir haben nur noch für elf Stunden Atemluft, und unsere Energiezellen sind schon zur Hälfte entladen«, wandte Pragey ein.
»Es kann nicht lange dauern, bis das Wasser sich verlaufen hat«, meinte Zartrek. »Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass der Wassereinbruch von den Eingeborenen geplant war. Sie müssen das Wasser hinter bestimmten Gangstellen angestaut haben, um es zum richtigen Zeitpunkt zur Überflutung einzusetzen.«
»Sie hatten es nur auf die Hyptons abgesehen«, sagte Pragey. »Uns wollten sie sogar retten. Eine andere Erklärung dafür habe ich nicht, dass sie unseren Gang mit Eisblöcken zugemauert haben. Sonst wären wir ertrunken.«
»Gerade das bereitet mir Sorgen«, erwiderte Splink. »Diese Eingeborenen müssen einen Grund gehabt haben, uns zu retten – erst vor den Hyptons und dann vor dem Wasser. Ich denke, dass sie etwas Bestimmtes mit uns vorhaben.«
»Möglicherweise sind wir in ihren Augen Götter«, meinte Zartrek. »Das finde ich in unserer Lage gar nicht einmal so schlecht. Wenn wir mit ihnen gehen und uns verehren lassen, haben wir wenigstens keine Nahrungssorgen mehr.«
»Und zu frieren brauchen wir auch nicht«, warf Pragey ein. »Die Eingeborenen kennen das Feuer und benutzen es für ihre Zwecke.«
Seufzend und ächzend setzten sich die Kelosker wieder in Bewegung …
Bericht Tatcher a Hainu
»Was ist das?«, hörte ich die Stimme eines Laren fragen.
Rorvics Nachthemd!, antwortete ich in Gedanken. Hätte ich das Ding bloß nicht ausgezogen! Aber es war ja viel zu weit für mich. Daran ist der Tibeter schuld, weil er sich so voll frisst, dass er keine normale Kleidung tragen kann.
»Wahrscheinlich eine Reliquie«, antwortete ein anderer Lare. »Wir befinden uns in dem Tempel einer Sekte, der die Menschen auf Rolfth angehört haben müssen. Jedenfalls hat Hotrenor-Taak das behauptet.«
Ich atmete auf. Wenn die Laren Rorvics Nachtgewand für eine Reliquie hielten, war alles gut. Zwar würde ich es nun nicht zurückbekommen, und Rorvic würde mir eine Szene machen, wenn ich ihm den Verlust seines Maßnachthemdes meldete. Aber die Hauptsache war, die Laren bekamen nicht heraus, dass sich auf Rolfth Menschen herumtrieben. Dann hätten sie sofort auf eine Zusammenarbeit zwischen uns und den Keloskern geschlossen – obwohl Rorvic und ich keineswegs deshalb nach Rolfth gekommen waren.
Im Grunde genommen war es mir nach wie vor rätselhaft, wieso wir mit unserer Space-Jet hierher verschlagen worden waren. Es hatte damit
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