Silberband 089 - Sie suchen Menschen
Ein Halluzinogen verwandelt keine Halluzination zurück. Es führt zu einer Potenzierung der … wenn was … in dem ist … ultradim!
Die Schrift erlosch abrupt.
»Hat es Ihnen die Sprache verschlagen, Sir?«, erkundigte ich mich. »Kommen Sie schon heraus!«
Als Rorvic nicht reagierte, ging ich an mein Schaltpult und wollte versuchsweise die Manuellkontrollen aktivieren. Aber die Sensorfelder waren hart wie bester Stahl.
»Commander Rorvic!«, schrie ich. »Antworten Sie wenigstens, wenn Sie sich schon nicht zeigen! Hier geschieht etwas völlig Unmögliches – und das ist unmöglich!«
Ich seufzte und ging zum Versorgungsautomaten, um mir ein kleines Frühstück zu tasten. Nach dem ersten Versuch bekam ich es mit der Angst zu tun.
Auch hier reagierte keines der Felder.
Nacheinander versuchte ich es an mehreren Konsolen – mit dem gleichen negativen Ergebnis. Wütend griff ich nach der Gebetsmühle des Tibeters, um sie gegen den Kommunikationsschirm zu werfen.
Sie ließ sich nicht anheben.
Diesmal war ich vor Schreck wie gelähmt. Es war absolut unmöglich, dass ich die höchstens eineinhalb Kilogramm wiegende Gebetsmühle nicht heben konnte.
»Es ist alles nur ein Trick dieses rotäugigen Scheusals«, flüsterte ich im Selbstgespräch. »Er möchte, dass ich an meiner eigenen realen Existenz zweifle. Aber das ist ihm bereits misslungen. Es gibt eine sichere Möglichkeit, mich davon zu überzeugen, dass ich existiere.«
Da die Innenbeleuchtung der Steuerkanzel brannte, musste ich mich im Glassit spiegeln. Doch etwas stimmte nicht, denn ich sah, als ich genau davor stand, absolut nichts.
»Wahrscheinlich ist das Glassit mit einem Antireflexionsmittel behandelt worden«, überlegte ich laut. Ich klammerte mich so lange an diese Hoffnung, bis mir einfiel, dass ich mich vor dem ersten Gespräch mit der Halluzination Rorvic noch darin gesehen hatte.
Hatte ich mich ebenfalls in eine Halluzination verwandelt, die zudem der Halluzination unterlag, selbst körperlich zu existieren? Ich stürzte durch die offene Bodenschleuse aus dem Schiff. Draußen rannte ich weiter, gellende Schreie ausstoßend, die eigentlich lautlos waren, weil ich sie nur in meiner Einbildungskraft hörte …
»Es ist rührend, wie die Eingeborenen sich über unsere Ankunft freuen«, sagte Pragey.
Splink erwiderte nichts darauf. Sie hatten die Höhlenstadt buchstäblich mit letzter Kraft erreicht und waren von Männern, Frauen und Kindern mit unbeschreiblichem Jubel empfangen worden. Gleich nach ihrer Ankunft waren Feuer aufgeflammt. Trommeln dröhnten, und Krieger und Jäger stellten sich zum Tanz auf.
Der Eingeborene, der einen Kompass in der Hand hielt, stand vor den drei Keloskern und stimmte einen näselnden Singsang an, in dem sich Worte wie Hrula und Mabbahaba ständig wiederholten.
»Das muss eine Art Medizinmann sein«, bemerkte Zartrek. »Ein sehr netter Bursche. Richtig niedlich mit seinem schwarzen Fell und den großen Schwimmfüßen.«
Das Trommeln schwoll zu ohrenbetäubendem Lärm an. Die Krieger und Jäger näherten sich mit stampfenden Füßen in einer Reihe, umringten die Kelosker und verrenkten sich die Glieder in einem Tanz, der immer wilder und ekstatischer wurde.
Splink blieb weiterhin schweigsam. Drei große hölzerne Räder, die rings um das größte Feuer aufgebaut waren, hatten seine Aufmerksamkeit erregt. Ihm kam alles etwas unheimlich vor.
Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf einen uralten Mann, der sich aus der von Fackeln erhellten Haupthöhle näherte. Ihm folgten drei offenkundig weibliche Eingeborene. Sie trugen flache Kupferschalen in den Händen.
Als der Alte, wahrscheinlich der Stammeshäuptling, vor den Keloskern stand, breitete er die Arme aus. Sofort eilten die drei Frauen an ihm vorbei, knieten nieder und hielten ihre Kupferschalen mit ausgestreckten Armen so, dass die drei Kelosker den Inhalt deutlich erkannten.
»Diebesgut«, stellte Zartrek lakonisch fest.
»Der Druckregler eines Atemaggregats, eine durchgeschmorte Heizspirale, eine Magnetsohle«, zählte Pragey auf. »Drei Schrauben, ein Chronometer-Armband – und sogar eine Atomhandgranate.«
»Die Burschen haben alles wahllos aufgelesen, was ihnen in der Nähe von Murnte-Neek in die Finger kam«, sagte Splink. »Aber wie sie an die Atomhandgranate gekommen sind, ist mir ein Rätsel. Das Ding kann losgehen, wenn sie daran herumspielen.«
»Wahrscheinlich ehren sie uns, indem sie ihre wertvollsten Beutestücke vorzeigen«,
Weitere Kostenlose Bücher