Silberband 089 - Sie suchen Menschen
vermutete Zartrek. »Ich würde allerdings lieber etwas essen.«
Er winkte den Medizinmann herbei, führte seine beiden Greiffinger zum Mund und machte die bei allen halbwegs humanoid gestalteten Intelligenzen des Universums verständliche Geste des Essens. Die Reaktion darauf war völlig anders als erwartet.
Der Medizinmann warf die Arme hoch. Die Menge brach in einen einzigen vielstimmigen Schrei aus, dessen Echo dröhnend von der Steilwand widerhallte.
Im nächsten Moment lagen die Kelosker am Boden, und auf ihnen lagen und saßen zahllose Jäger und Krieger, die mit emsigen Fingern an den Schutzanzügen arbeiteten. Es wurde deutlich, dass sie keine Ahnung davon hatten, wie man Schutzanzüge behandelte. Aber da sie praktisch überall zogen, zerrten und drückten, war es nicht verwunderlich, dass sie die Anzüge schließlich öffneten.
Bis dahin hatten die Kelosker endlich ihre Überraschung überwunden, wurden dafür aber von Panik ergriffen. Sie strampelten mit Armen und Beinen, und ihre kräftigen Arme fegten tatsächlich einige Eingeborene fort. Doch es waren zu viele Krieger und Jäger, und als die Schutzanzüge halb abgestreift waren, wurden die Kelosker obendrein in ihrer Bewegungsfähigkeit behindert.
Bevor sie richtig begriffen, was mit ihnen geschah, waren sie entkleidet und hingen an dicken Seilen und Stricken an den drei Rädern.
»Hilfe!«, kreischte Pragey.
»Bindet uns los!«, schrie Zartrek und versuchte vergeblich, sich loszureißen.
Splink resignierte. »Irgendwann wird man uns wieder losbinden«, sagte er zu seinen Gefährten. Er spürte die Hitze des großen Feuers angenehm in seinem Rücken, aber vorn war ihm kalt. Ein eisiger Wind wehte. Ungeduldig wartete er darauf, dass die Zeremonie zu Ende ging.
Endlich schien es so weit zu sein. Die Trommeln verstummten, der Tanz endete. Der Eingeborene, der die Funktion eines Medizinmanns oder Schamanen erfüllte, näherte sich den Gefesselten. Er hielt eine Kupferschale, in der sich ein grobkörniges grauweißes Pulver befand. Neben ihm ging eine Frau. Auch sie trug eine Kupferschale, nur war die ihre mit zerstoßenen Kräutern gefüllt.
Der Medizinmann stellte sich vor Splink, nahm eine Hand voll der grauweißen Substanz und streute sie bedächtig über den Kopf des Keloskers. Danach kamen die übrigen Körperteile an die Reihe.
Splink bekam etwas von der grauweißen Substanz in den Mund und kostete vorsichtig davon. »Salz!«, schrie er seinen Gefährten zu. »Man salzt und würzt uns! Das heißt, dass man uns verzehren will!«
Pragey verlor die Besinnung.
Zartrek starrte aus geweiteten Augen auf die Eingeborenen. Er sah, wie der Medizinmann Splink beroch und beleckte und anschließend zerstoßene Kräuter über ihn streute. Ihm wurde übel.
»Eine starke kollektive Erregung strebt ihrem Höhepunkt zu«, sagte Gucky.
Ras Tschubai ging nicht sofort darauf ein. Er stand neben Gucky in der eisigen Tundra und blickte nach Westen, wo heller Feuerschein über den Rand einer Steilküste flackerte. »Es nützt nichts, wir müssen hin und nachsehen«, sagte er schließlich.
Als der Ilt schwieg, blickte er ihn erstaunt an. Gucky stand in verkrampfter Haltung da, die Augen scheinbar in unendliche Weiten gerichtet. Er schien auf Gedankenimpulse zu lauschen.
Im nächsten Moment fiel die Erstarrung von Gucky ab. »Ich habe starke emotionale Impulse Tatchers aufgefangen«, berichtete er tonlos. »Panische Angst und Seelenpein sind die hervorstechenden Elemente. Tatcher muss sich in großer Gefahr befinden.«
»Wo ist er?«, fragte Tschubai.
Gucky machte ein verblüfftes Gesicht. »Überall und nirgends«, antwortete er fassungslos. »Die Impulse kommen von allen Seiten zugleich, aber ich kann die Quelle nicht lokalisieren. Ich begreife das selbst nicht, und …«
Er brach ab und blickte nach Westen.
»Dort geschieht etwas Furchtbares, Ras«, sagte er hastig. »Ich habe eben einen flüchtigen Impuls eines Keloskers aufgefangen. Der arme Kerl muss den Gedankenschrei in höchster Todesangst ausgestoßen haben, sonst sind Kelosker ja grundsätzlich nicht zu erfassen.«
Er streckte die Hand aus. Ras Tschubai fragte nicht, sondern fasste zu. Sie entmaterialisierten – und standen im gleichen Augenblick unterhalb einer steilen Felswand.
Sie sahen die Eingeborenen, die lodernden Feuer – und sie sahen auch die auf drei radähnliche Gestelle geflochtenen Kelosker.
Soeben trat ein Eingeborener mit einem Bronzemesser in der Hand vor den ersten
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