Silberband 091 - Die Terra-Parouille
müssen wir davon ausgehen, dass wir die letzten Menschen der Erde sind.«
Bestürzt stellte er fest, dass ihm diese Worte wie eine Selbstverständlichkeit über die Lippen kamen. Bedeutete dies, dass er das Verschwinden der Menschheit bereits als endgültig akzeptiert hatte? Er rückte die Plastikmaske vor seinem Gesicht zurecht und fuhr fort: »Wir wissen wenig voneinander, denn wir sind uns nach der Katastrophe zum ersten Mal begegnet. Keiner von uns konnte sich sein Schicksal aussuchen. Daraus ergibt sich eine gewisse Problematik, denn nachdem Sie alle vom Fluch der Aphilie befreit sind, haben Sie Ihre individuelle Persönlichkeit erlangt.«
Für Sekunden war es beängstigend still.
»Noch nie waren Menschen so sehr aufeinander angewiesen, wie wir es sind«, fuhr Alaska Saedelaere fort. »Das muss uns allen klar sein. Wir müssen begreifen, dass nicht jeder für sich leben und arbeiten kann. Das Einzelinteresse muss hinter dem Allgemeinwohl zurückstehen, und wir müssen uns Aufgaben zuwenden, die vielleicht unüberwindbar erscheinen.«
Niemand rührte sich. Alaska fragte sich besorgt, ob er nur den Verstand seiner Zuhörer erreichte oder ob er auch ihre Gefühle ansprach. Wenn es ihm nicht gelang, sie zu überzeugen, waren seine Pläne gefährdet.
»Ich bin niemals Aphiliker gewesen«, sagte er ruhig. »Deshalb fällt es mir schwer, Ihren psychischen Zustand zu verstehen. Ich weiß aber, dass Sie Zeit brauchen, um mit Ihren neu gewonnenen Fähigkeiten fertig zu werden. Gefühle, von denen Sie früher nichts gewusst haben oder die Ihnen verdammenswert erschienen, stürmen auf Sie ein. Hinzu kommt die gefährliche Situation, in der wir uns befinden.«
»Ich dachte, wir gründen eine Organisation!«, rief Tingmer. Seine Wangen waren zwar gerötet, dennoch schien er völlig nüchtern zu sein.
»Im Grunde genommen«, antwortete Saedelaere in seiner holprigen Sprechweise, »brauchen wir keine Organisation zu gründen, denn ihre Notwendigkeit ergibt sich von selbst. Ich bin jedoch der Meinung, dass wir gewisse Leitsätze haben müssen, nach denen wir handeln können.«
Er hatte ein Plakat vorbereitet, das noch zusammengerollt neben ihm auf dem Tisch lag. Nun ergriff er es.
»Wir sind hier zusammengekommen, um die TERRA-PATROUILLE, zu gründen!« Er hielt das Plakat am oberen Ende fest und rollte es auf, so dass alle lesen konnten, was da stand:
TERRA-PATROUILLE
Die TERRA-PATROUILLE hat folgende Zielsetzungen:
1. Der Standort Terras muss bestimmt werden.
2. Die Menschheit muss wiedergefunden werden.
3. Alle noch auf der Erde lebenden Menschen müssen gefunden und in die TERRA-PATROUILLE aufgenommen werden.
4. NATHAN muss wieder aktiviert werden.
Zusatz: Aus jedem dieser Punkte ergibt sich eine Reihe von Nebenaufgaben, die der Situation entsprechend behandelt werden sollen.
Die Mitglieder der TERRA-PATROUILLE verpflichten sich, ausschließlich für die oben genannten Ziele dieser Organisation tätig zu sein.
Gründungsmitglieder sind:
Sante Kanube (Terraner), Jan Speideck (Terraner), Mara Bootes (Terranerin), Walik Kauk (Terraner), Baldwin Tingmer (Terraner), Bluff Pollard (Terraner), Alaska Saedelaere (Terraner). Der Forscher Douc Langur (Extraterrestrier unbestimmbarer Herkunft). Der Ka-zwo-Roboter Augustus.
Terrania City, den 4. März 3582
Als alle das Plakat gelesen hatten, sagte Alaska: »Ich möchte, dass Sie durch Ihre Unterschrift bestätigen, dass Sie Mitglieder der TERRA-PATROUILLE sind.«
Kanube kam sofort zum Tisch und setzte seine Unterschrift unter das Gründungsdokument. Ihm folgten Speideck, Mara Bootes, Tingmer und Alaska selbst.
Kauk saß noch immer auf seinem Platz.
»Was ist mit Ihnen, Walik?«, erkundigte sich der Transmittergeschädigte. »Wollen Bluff und Sie nicht unterschreiben?«
Kauk sah ihn finster an. »Sie haben uns überrumpelt«, versetzte er ärgerlich. »Ich kann Sie nicht daran hindern, dass Sie sich solche Ziele setzen, aber ich halte das für Unsinn. Ich habe darüber nachgedacht. Die Menschheit ist verschwunden und wird es immer bleiben.«
»Glauben Sie das wirklich?«
»Ja!« Kauk sprang auf und rief mit Nachdruck: »Wir sollten uns lieber darum kümmern, wie wir weiter überleben können. Das wird von Tag zu Tag schwerer. Jeder braucht nur einen Blick ins Freie zu werfen, um das zu erkennen. Meinetwegen können wir später einmal daran denken, NATHAN wieder zu aktivieren, aber im Augenblick ist das
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