Silberband 091 - Die Terra-Parouille
interessiert mich nicht. Ich bin sogar dafür, Douc Langur wegzuschicken. Er passt nicht zu uns. Wissen Sie, was er kurz nach unserer Ankunft getan hat?«
»Vermutlich hat er Sie gefragt, ob Sie ihn für einen Roboter oder für ein organisches Wesen halten.«
»Woher wissen Sie das?« Kauk schien überrascht. »Aber damit nicht genug, hat er sich mit dieser verdammten Problematik sogar an Augustus herangemacht. Der Ka-zwo wäre sicher durchgedreht, wenn ich ihn nicht gerettet hätte.«
Kanube lachte. »Eigentlich eine seltsame Gemeinschaft, wir Überlebenden«, sagte der Afroterraner dann. »Jeder hat seine individuellen Schwierigkeiten. Da erscheint es fast grotesk, dass Alaska diese Organisation gründen will.«
»Was denken Sie, das er ist?«
»Langur? – Das kann niemand beantworten.«
»Saedelaere will ihn zum Mond schicken!« Kauk stieß eine derbe Verwünschung aus.
»Warum nicht? Douc Langur hat das einzige verfügbare Raumschiff. Wir müssen jede Chance nutzen, um NATHAN zu reaktivieren. Wenn das gelingt, sind wir auf einen Schlag viele Sorgen los.«
Tief atmete Kauk ein. »Ich befürchte, dass Langur Unheil anrichten wird. Er hat keine Ahnung, was er auf Luna tun muss.«
»Alaska wird ihn instruieren.«
Ein Donnerschlag übertönte Kauks Antwort. Eine schwere Bö riss die Tür fast aus der Verankerung, aber danach wurde es still. Totenstill beinahe – als hole die gequälte Atmosphäre des Planeten Luft.
»Wenn wir jetzt nicht zu den anderen zurückkehren, schaffen wir es so schnell nicht mehr«, behauptete Sante Kanube.
Walik Kauk nickte nur stumm.
Augenblicke später liefen sie wieder los. Es war nahezu völlig dunkel geworden, obwohl die Nacht erst in einigen Stunden hereinbrechen würde.
Sieben Menschen (vielleicht die letzten Menschen der Erde), ein Extraterrestrier und ein Ka-zwo hatten sich im Ausstellungsraum in der oberen Etage des Cherryl-Hauses versammelt. Die Atmosphäre war eher gereizt als feierlich. Die Kalenderuhren zeigten den 4. März des Jahres 3582, es war kurz vor zwanzig Uhr. Mara Bootes hatte eine Musikdatei in ein batteriebetriebenes Wiedergabegerät geschoben.
Liszt!, dachte Alaska Saedelaere erstaunt. Der Teufel mochte wissen, wo sie ausgerechnet dieses Werk aufgetrieben hatte.
Wenn er zum Oberlicht aufsah, konnte er erkennen, dass es schneite. Der Schnee taute aber sofort wieder weg.
Alaska ließ seinen Blick wandern.
Vor ihm saß Walik Kauk, ein selbstbewusster, entschlossener Mann. Kauk hatte die Beine von sich gestreckt und weit gespreizt. Seine Haltung drückte Widerspruch aus. Er wollte weiterleben, das war sein einziges Ziel.
Hinter Kauk stand Bluff Pollard. Der Junge würde tun, was Kauk anordnete. Walik Kauk war so etwas wie eine Vaterfigur für ihn.
Saedelaeres Blick streifte die junge Frau, die mittlerweile einen Becher mit Tee in Händen hielt. Wenn auch niemand darüber sprach, so bedeutete die Ankunft der Gruppe um Kauk doch eine zusätzliche Belastung für sie, denn die Männer belauerten sich gegenseitig. Ihretwegen.
Sante Kanube und Jan Speideck waren noch mit der Installation der Hyperfunkanlage beschäftigt, die sie aus dem Gleiter der neuen Gruppe ausgebaut hatten. Zweifellos war Kanube der Zuverlässigste, wenn es darum ging, für das Allgemeinwohl zu arbeiten. Speideck musste immer erst für etwas begeistert werden.
Baldwin Tingmer gebärdete sich wie ein Raubein, aber damit versuchte er nur, seine Schwächen zu überdecken.
Außerdem waren da noch Douc Langur und Augustus. Der Ka-zwo bedeutete kein Problem, er wurde von Kauk einwandfrei kontrolliert.
Und Langur?
Sie wussten viel zu wenig von diesem Fremden, um sich ein Bild von ihm machen zu können. Immerhin schien der Extraterrestrier zur Zusammenarbeit bereit zu sein.
»Fangen Sie schon an!«, drang Kauks Stimme in Alaskas Gedanken. »Ich habe noch zu tun.«
Walik Kauk hatte immer irgendetwas zu tun, seine Aktivität war manchmal geradezu beängstigend. Er hatte eine große 3-D-Karte von Terrania City beschafft und redete davon, dass sie ein neues Hauptquartier beziehen sollten. Alaska ließ ihn gewähren, obwohl für ihn feststand, dass sie früher oder später nach Imperium-Alpha umziehen würden.
Saedelaere schaltete den Translator ein, damit Douc Langur ihn verstehen konnte.
»Niemals zuvor«, sagte er, »hat das Schicksal eine Gruppe von Menschen unter ungewöhnlicheren Bedingungen zusammengeführt. Wir hoffen dass es auf Terra noch mehr Überlebende gibt, aber vorerst
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