Silberband 092 - Das MODUL
Choolks gingen nahe an den beiden Mutanten vorbei. Die Blüten und Fortsätze schienen, sobald die drei Wesen die Halle betreten hatten, in eine unkontrollierte Erregung verfallen zu sein. Sie wendeten sich den Choolks zu, dehnten sich, schwangen und pendelten hin und her und versuchten, sie zu erreichen. So wirkte es jedenfalls auf Ras Tschubai und Gucky. Dann waren die drei Choolks an der Säule vorbei und gingen nacheinander durch einen schmalen, hohen Eingang hindurch, dessen Ränder sich wie ein lebender Muskel dehnten und zusammenzogen.
»Hinterher! Ich habe es schon ausprobiert. Die Instrumente oder was immer das sein soll, registrieren nur die Choolks!«, sagte der Mausbiber, schwang sich von seinem Platz und rannte auf den Ausgang zu.
»Ich weiß, dass ein Choolk in seiner Lebensspanne vier bis fünf Eier ablegen kann. Ich weiß es von Duun dreizehn«, flüsterte Tschubai, der dem Ilt etwas bedächtiger folgte.
Die Wände wirkten heiß und schleimig wie die Fressöffnung eines Meerestieres, aber sie zogen sich zuckend zurück, als sie Tschubais Schutzanzug berührten. Dann war er wie Gucky hindurch und fand sich in einem breiten und niedrigen Raum wieder, in dem bronzefarbene Dämmerung herrschte, dazu hohe Temperatur und Luftfeuchtigkeit.
Die drei Choolks waren etwa hundert Schritte voraus.
Beidseits des Ganges befanden sich Lagerstätten. Jeweils vier hohe, gepolsterte Wände umgaben jeden Choolk, und eine dieser Lagerstätten reihte sich an die andere. Die Halle enthielt sicher hundert auf jeder Seite. Zweihundert Planetarier lagen also hier, schlafend oder halb bewusstlos, während ihre Muskulatur die Eier aus dem Körper presste.
Die überall schwebenden kleinen Roboter nahmen keine Notiz von den Eindringlingen.
Zweihundert Kristalle funkelten wie ein wahres Feuerwerk. Sehr schnell taumelten Gucky und Tschubai nur noch durch den Raum und kämpften gegen den stärker werdenden Kopfschmerz an.
Jäh ertönte von rechts ein Schrei.
Ein Ei schob sich durch eine breite Öffnung der den Choolk umhüllenden Folie. Es war blaugrün, wenigstens wirkte es in diesem Licht so, und etwa vierzig Zentimeter lang. Zwei der Roboter schwebten heran, sie bestanden praktisch nur aus einem ovalen Körper und zwei Armen. Eine der Maschinen ergriff das Ei mit unendlicher Behutsamkeit, die andere hob offenbar zur Prüfung einen Arm, denn ein giftgrünes Signal blinkte auf. Ein weiterer Roboter schwebte heran, senkte sich über den Körper des erschlafften Choolks und machte sich an ihm zu schaffen.
Wenn es außerhalb des Gebäudes noch möglich gewesen war, die Störungen durch die Kristallwelten einigermaßen zu ignorieren – hier drinnen nicht mehr. Ras Tschubai stöhnte unterdrückt: »Wir müssen weg, Gucky!«
Sie bewegten sich zwischen verzückt wimmernden Choolks hindurch, wichen heranschleichenden Robotern aus und eilten den Mittelgang entlang. Immer wieder schrie einer der Planetarier auf. Sobald ein Ei erschien, wurde es weggebracht.
Fünfmal also war Duun dreizehn hier, dachte Tschubai und verstand plötzlich vieles.
Die Leidenschaft dieser ›gebärenden‹ Wesen glaubte er körperlich wahrzunehmen. Fünfmal hatte Duun hier gelegen, gestöhnt und vermutlich die einzigen Phasen der Leidenschaft gespürt, die es in seinem von Befehlen geprägten Leben gegeben hatte. Vorausgesetzt, er war nicht älter als rund fünfzig Jahre terranischer Rechnung, bedeutete dies eine Geburt oder vielmehr ein in äußerster Euphorie abgelegtes Ei innerhalb von zehn Jahren. Reichlich wenig, dachte der Teleporter.
Aus den Schwingungen der Kristalle waren rasende Schreie geworden. Sie ertönten jenseits des hörbaren Spektrums, aber nicht im Ultraschallbereich. Es waren fünfdimensionale Frequenzen, die wie Messer durch die Gehirne der Mutanten schnitten.
Ras Tschubai taumelte und zerrte Gucky mit sich. Sie dachten beide nicht einmal daran, zu teleportieren.
Duun 13
Die Stimmung, in der ich zurückblieb, war schwer zu beschreiben.
Die Duuhrt manipulierte uns. Sie schien die Bedeutung eines Gefühls nicht zu kennen oder nicht zu erkennen. Jedes als nicht vollwertig klassifizierte Ei wurde vernichtet. Und die Maximen, nach denen diese Beurteilung erfolgte, hatten nicht wir geschaffen, die Duuhrt hatte sie erfunden. Sie hatte auch meine fünf Nachkommen vernichtet.
Die Fremden waren kosmische Wesen wie wir, verirrt und ein wenig ratlos in einem fremden Bezirk des gewaltigen Universums. Sie waren nicht Krieger und
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