Silberband 093 - Abschied von Terra
Kanthall bestimmte, dass Kauk und Marboo den Forscher auf diesem Flug begleiten sollten. Die HÜPFER startete am späten Nachmittag. Während der Nacht sollte die restliche Ladung an Bord gebracht werden, der Rückflug war für den nächsten Morgen geplant, sobald die Suchschiffe der Hulkoos abgezogen sein würden.
Douc Langur landete die HÜPFER an ihrem alten Standort. Mara Bootes betrachtete die aufgestapelten Güter. »Wenn wir uns beeilen, könnten wir in zwei Stunden fertig sein«, sagte sie. »Also lange bevor die Hulkoos aufkreuzen.«
»Willst du heute noch zurück?«, fragte Kauk verwundert. »Warum?«
»Ich möchte alle Hände voll zu tun haben und dann rasch verschwinden«, antwortete Marboo. »Sobald ich Zeit zum Nachdenken habe, weine ich bestimmt beim Abschied.«
Walik Kauk lächelte. »Wir bleiben die Nacht über hier und fliegen morgen früh zurück. Dann werden wir den Abschiedsschmerz gemeinsam ertragen müssen.«
Xalliosch rechnete aufgrund verschiedener Beobachtungen damit, dass der Gegner über vorzügliche Ortungsgeräte verfügte. Die Annäherung hatte daher mit größter Vorsicht zu erfolgen.
Eine Flucht musste verhindert werden. So wollte es die Kleine Majestät.
Xalliosch setzte zwei Trupps in Marsch, den einen in die ehemalige Hauptstadt des Planeten, den anderen in die Region, in der die Sendestation gefunden worden war. In der Bergregion musste intensiv nach dem Versteck der Menschen gesucht werden, in der Hauptstadt war es schon nahezu eingekreist.
Nur eines machte Xalliosch Sorge. Die Zahl der Intelligenzen auf dieser Welt war so gering, dass die Kleine Majestät ausbedungen hatte, es dürfe niemand getötet werden. Eine solche Einschränkung nahm seiner Truppe die Bewegungsfreiheit.
Die Nacht verbrachte Alaska Saedelaere in der Zentrale der BALDWIN TINGMER. Die Korvette war im Grunde genommen bereits raumtauglich. Lediglich die Redundanz-Absicherungen fehlten noch.
An der Konsole des Piloten gab es eine auffällige Sensorfläche, die nicht zur Standardausrüstung gehörte. Sie hatte Saedelaere einiges Kopfzerbrechen verursacht, bis er entdeckt hatte, dass genau dieser Sensor die Öffnung des Ausflugschachts bewirkte.
Langsam legte der Maskenträger zwei Fingerspitzen auf die Fläche, die ihre Farbe sofort zu Grün wechselte. Der Kontakt war hergestellt. Wäre der Umsetzer schon an die Energieversorgung der Schacht-Abdeckung angeschlossen gewesen, dann hatte sich der Hangar nun geöffnet. Der Anschluss war mit Absicht noch unterlassen worden, um ein zufälliges Öffnen zu vermeiden.
Noch während Alaska sinnend über die Kontrollen blickte, wechselte die Farbe zu Rot. Verdutzt berührte er den Sensor mehrmals hintereinander.
Das Rot blieb.
Er rief Kanube an, aber Jan Speideck meldete sich, der Kanube bei der Inspektion der peripheren Hafenanlagen assistierte.
»Wo seid ihr?«, wollte Saedelaere wissen.
»Im Kontrollraum.«
»Das trifft sich gut. Ist Kanube in der Nähe?«
»Er flitzt hier irgendwo umher. Irgendetwas hat ihn vor kurzem mächtig aufgeregt.«
»Ich brauche ihn! Sofort!«
Augenblicke später erklang Kanubes Stimme. Er war außer Atem. »Da stimmt was nicht!«, stieß er hervor.
»Was?«, wollte Alaska wissen.
»Einige Kontrollen spielen verrückt.«
»Was für Kontrollen?«
»Mehrere davon haben mit den Öffnungsmechanismen zu tun, die anderen kenne ich noch nicht.«
»Ist die Schachtöffnung dabei?«
»Ja, die auch. Etliche Anzeigen flackern, andere sind ganz tot. Keine Ahnung, was da los ist …« Kanube stockte, ließ einen erstaunten Ausruf folgen. »Auf einmal … alles wieder in Ordnung! Alles … ganz normal. Mann, wer soll das erklären?«
Alaska Saedelaere sah, dass der Sensor ebenfalls wieder grün leuchtete.
»Bleib an Ort und Stelle!«, befahl er Kanube. »Ich will wissen, ob sich das wiederholt.«
Von Zeit zu Zeit betätigte der Maskenträger den Sensor und überzeugte sich, dass die Kontrolle Grün zeigte. Gegen Morgen sprach er noch einmal mit Sante Kanube und vergewisserte sich, dass auch im Kontrollraum des Raumhafens alles in Ordnung war. Daraufhin entschied er sich, den nächtlichen Vorfall in die Kategorie jener geheimnisvollen Fehlfunktionen einzureihen, die aus unergründlichem Anlass entstanden und sich von selbst wieder behoben. Damit beging er einen schwerwiegenden Fehler.
16.
Douc Langur übernachtete wie üblich in seinem Fahrzeug. Die beiden Terraner verschwanden in Walik Kauks früherem Quartier.
Gegen fünf
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