Silberband 093 - Abschied von Terra
stellte er rasch fest.
Überwachungskameras beobachteten stetig die Oberfläche von Nereid. Eigentlich war es mehr die Langeweile, die Sponth Veerheim dazu veranlasste, die Speicherung während seiner Abwesenheit zu überprüfen.
Im Zeitraffer huschte die felsige Mondlandschaft vorbei. Veerheim reagierte wie elektrisiert, als er den Schatten eines torpedoförmigen Schiffes sah. Es war ein Späherschiff der Laren, ähnlich gebaut wie sein schlanker Raumjäger. Es landete, drei Laren stiegen aus und näherten sich einem der Stationseingänge.
Der Agent spürte den kalten Schweiß auf seiner Stirn. Laut Zeitanzeige lag das Ereignis mehr als fünfundzwanzig Stunden zurück. Wenn es sich um eine Routineuntersuchung gehandelt hatte, brauchte er sich keine Sorgen zu machen. Dann würden sich die Laren nicht einmal der Mühe unterzogen haben, die Station zu betreten, von denen es auf Nereid etliche gab.
Im realen Zeitablauf hatte die Überwachung die Laren alle zwanzig Minuten für knapp hundert Sekunden aufgezeichnet, während der Bildausschnitt stetig weitergewandert war. Aber die Bruchstücke genügten Veerheim vollauf, ihn erkennen zu lassen, dass die Laren den Nebeneingang geöffnet und die Station betreten hatten. Nach zwei Stunden waren sie wieder in ihr Schiff gestiegen und davongeflogen. In diesen zwei Stunden mussten sie zwangsläufig die Spuren seiner Tätigkeit entdeckt haben. Also wussten die Laren nun, dass sich ein Agent des NEI eingenistet hatte.
Warum hatten sie ihn nicht abgefangen?
Veerheim wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn. Aus welchem Grund hatten ihn die Laren zweimal durch ihr Überwachungsnetz schlüpfen lassen? Er glaubte jetzt nicht mehr daran, dass sie ihn nicht bemerkt hatten.
Waren sie daran interessiert gewesen, dass er seine Informationen weitergab?
Der Gedanke entsetzte ihn. Hinter dieser ganzen Geschichte steckte eine Teufelei, deren Sinn vorerst nicht zu enträtseln war. Er aber selbst schwebte von nun an in größter Gefahr. Die Laren konnten jederzeit erscheinen, um ihn unschädlich zu machen.
Wenig später ging Veerheim wieder an Bord seines Raumjägers und startete mit höchster Beschleunigung. Unter Aufwendung aller Energiereserven ging er schon mit viel zu geringer Geschwindigkeit in den Linearraum, denn diesmal waren die Verfolger da, als hätten sie ihn erwartet. Sie schienen nur nicht damit gerechnet zu haben, dass er so schnell in den Überlichtflug gehen und ihnen entwischen könnte.
Veerheims Ziel lag fünfhundert Lichtjahre entfernt.
Der terranische Kugelraumer hatte die Dunkelwolke hinter sich gelassen und befand sich im freien Weltraum. Der Vakulotse ging von Bord.
Pilot Menkares, der hinter den Kontrollen saß, grinste befreit. »Es ist jedes Mal, als fliege man durch eine Energiehölle«, sagte er zu Julian Tifflor. »Ich werde mich nie an diese Wolke gewöhnen. Soll ich die erste Etappe programmieren?«
»Nicht mehr als fünftausend Lichtjahre, dann Orientierungspause. Die vorletzte Etappe soll uns bis auf hundert Lichtjahre an Sol heranführen. Dort stellen wir erste Messungen an.«
Nach der fünften Linearetappe stand die Space-Jet noch achtzehntausend Lichtjahre vom Solsystem entfernt. Die fehlende Wartung des Diskusraumers machte sich bemerkbar.
»Befürchtest du Probleme?«, fragte Falk Berntor besorgt, als er Ferman ablöste. »Vari meint auch, wir sollten pausieren.«
Ferman nickte verbissen. »Ich kümmere mich vordringlich um den Linearkonverter. Sonst könnte es passieren, dass wir nicht einmal mehr die nächste Sonne erreichen.«
»Ist es so schlimm?«
»Das werden wir bald wissen.«
Harno schimmerte farbig. Aber es entstand kein Bild. Dafür kamen seine Gedankenimpulse klar und deutlich. Julian Tifflor ist be reits aufgebrochen und wird das Solsystem lange vor uns erreichen. Wir werden zu spät kommen, um ihn zu warnen. Die vorhandenen Energievorräte reichen nicht aus, mir einen Raumsprung zu ihm zu ermöglichen. Wir müs sen in die Nähe einer weißen Sonne gelangen, eine andere Möglichkeit haben wir nicht. Die nächste Sonne mit den nötigen Kriterien steht in zweihundert Lichtjahren Entfernung.
»Wie nahe müssen wir an den Stern heran? Du weißt, dass wir schon jetzt Schwierigkeiten haben …«
Deshalb mache ich diesen Vorschlag. Sobald ich genügend Energie aufgenommen habe, setze ich den Weg allein fort. Dann kann ich Tifflor einholen, bevor er die Gefahrenzone erreicht.
»Ich werde es den anderen sagen.«
Ferman
Weitere Kostenlose Bücher