Silberband 093 - Abschied von Terra
Entscheidung, sonst ist es zu spät!, mahnte Harno und beendete damit die Diskussion.
Falk sagte: »Du kennst Vergangenheit und Zukunft, Harno, das hast du selbst gesagt. Weißt du nicht, wie das alles ausgeht? Dann sag es uns!«
Das ist mir verboten.
»Aber wenn du wüsstest, dass die Sache schiefgeht, würdest du dann noch um unsere Unterstützung bitten? Wäre das denn nicht paradox?«
Es gibt Dinge, die werdet ihr niemals verstehen, gab Harno unbeeindruckt zurück.
»Also gut, Falk.« Tarrol hatte sich durchgerungen. »Du wirst die Space-Jet stehlen. Vari kann dich dabei unterstützen. Und der alte Ferman wird den Diskus fliegen. Ich selbst werde dem Rat Bericht erstatten, sobald ihr No verlassen habt.«
Falk Berntor suchte seinen alten Freund Ferman auf und weihte ihn ein. Der ehemalige Antriebstechniker zeigte sich zuerst nicht begeistert von dem Plan, erst als er hörte, dass der Oberrat das Unternehmen duldete, verwandelte sich seine Skepsis in Begeisterung. »Beim Solaren Imperium, wie sehr habe ich mir gewünscht, noch einmal die Sterne sehen zu können! Ich bin dabei, Falk! Was werden sie mit uns machen, wenn wir heil zurückkommen? Ich meine, falls sie nicht einverstanden waren …?«
»Wenn das Unternehmen schiefläuft, kehren wir nicht zurück.«
Gemeinsam begaben sie sich eine Stunde später zum Hangar.
Vari Tembo kam ihnen freudestrahlend entgegen. »Tarrol war eben hier und wünschte uns Glück. Habt ihr Harno nicht vergessen?«
Falk Berntor klopfte auf seine Brusttasche. »Hier ist er, klein und unscheinbar. Aber wir wissen ja, was in ihm steckt.«
Nehmt noch ein paar Atombatterien mit, damit ich die Energiereserven der Space-Jet nicht anzapfen muss, riet Harno.
Sie befolgten den Rat ohne weiteren Kommentar.
»Ich öffne den Schacht – und dann sind wir schon unterwegs«, sagte Ferman, nachdem er sich mit den Kontrollen vertraut gemacht hatte. »Das Schott schließt selbsttätig, so dass kein Unbefugter hinter uns die Bunker betreten kann.«
Es war kurz nach Mitternacht, als die Space-Jet, vom Antigrav getragen, langsam den Schacht hinaufglitt. Was für Ferman eine Jugenderinnerung war, erschien Falk Berntor und Vari Tembo wie ein Traum. Schon sahen sie die wenigen Lichter der Stadt unter sich zurückbleiben.
Ein nie gekanntes Gefühl der Freiheit überkam Falk, aber er musste an Kara denken. Ob er sie jemals wieder sah?
Vari Tembo genoss den Flug. Er entsann sich der ungezählten Stunden, die er damit verbracht hatte, die Space-Jet zu bewundern. Nun erfüllte sich sein heimlicher Wunsch.
Die Space-Jet war alt und nie gewartet worden. Um das Risiko möglichst gering zu halten, führte die erste Überlichtetappe nur über hundert Lichtjahre. Als die Sterne wieder auf dem Schirm erschienen, war die kleine rote Sonne von No verschwunden.
»Feines Schiff«, lobte Ferman. »Wir haben Glück.«
Harno lag auf dem Kartentisch und schimmerte matt glänzend. Antrieb, Material und Energie werden zu sehr beansprucht, meldete er sich. Zwischen den einzelnen Etappen müssen Erholungspausen eingeplant werden.
»Aber wir verlieren dadurch Zeit«, gab Falk zu bedenken.
Besser, als würden wir das Schiff verlieren. Harno war schwarz und pulsierte leicht. Es schien, als warte er auf etwas …
19.
Schon bei seiner Rückkehr ins Solsystem wurde Sponth Veerheim das unbehagliche Gefühl nicht los, dass etwas nicht stimmte. Senkrecht zur Ekliptik flog er ein. Laren und Überschwere mochten seinen winzigen Jäger für einen Asteroiden halten.
Er registrierte die veränderte Anordnung des larischen Wachrings. Früher hatten die SVE-Raumer in regelmäßigen Abständen gelauert, jetzt ließ ihre Kugelschale auffällige Lücken erkennen. Mehr zum Zentrum des Systems hin wurden die Maschen in diesem Trichternetz enger und damit ein Durchschlüpfen schwieriger, wenn nicht unmöglich.
Antriebslos fiel der Raumjäger auf Neptun zu. Ungehindert durchstieß er den ›Trichter‹ der Wachflotte, dann leitete Veerheim das Bremsmanöver ein. Mit nur noch geringer Geschwindigkeit umkreiste er den Mond Nereid, konnte aber zwischen den einzelnen verlassenen Stationen in dem zerklüfteten Areal nichts Verdächtiges entdecken.
Der Kodeimpuls ließ den Einflugschacht aufgleiten. Veerheim hatte es geschafft.
Die veränderte Anordnung der Larenflotte musste in seine nächste Meldung einfließen. Und dass Kobold nach wie vor mit unveränderter Intensität die rätselhaften energetischen Hyperimpulse ausstrahlte,
Weitere Kostenlose Bücher