Silberband 093 - Abschied von Terra
angenommen hatte. Er lag mitten im Schuppen und reagierte auf keinen Kontaktversuch. Allem Anschein nach wünschte er während der Energieaufnahme keine Kommunikation.
Endlich kamen seine ersten Gedankenimpulse. Es genügt zur Überbrückung der gewünschten Entfernung. Kommt!
Harno leuchtete plötzlich wie ein bunt gesprenkelter Ball. Tausende winzige Sterne wanderten langsam über seine samtschwarze Oberfläche hinweg. Das Ganze erinnerte an die in der Stadtbibliothek lagernden Sternkarten. Einer der Punkte, gelblich schimmernd, wurde größer und verdrängte die anderen. Das ist Sol, erklärte Harno. Und nun passt auf …!
Eine kurz eingeblendete Vergrößerung zeigte den Männern, dass die winzigen Lichtpunkte im Umkreis der Sonne Raumschiffe der Laren waren. Erst die Gesamtübersicht verriet ihre Anordnung innerhalb und in der näheren Umgebung des Sonnensystems.
Ich zeige es euch mit Zeitraffer, indem ich ein wenig in die Vergangenheit zurückgehe. Am Ende der Demonstration steht die Gegenwart.
Zehn Tage zurück war deutlich der normale Überwachungsring der Laren rund um das Sonnensystem zu erkennen. Dann kam Bewegung in die SVE-Raumer und die Flottenverbände. Sie veränderten ihre Positionen, und nach allen Richtungen entstanden Trichterformationen, die rein optisch an Fangnetze erinnerten.
Wer in einen solchen Trichter gerät, sitzt in der Falle, erklärte Harno. Und diese Falle ist für den wichtigsten Terraner bestimmt, den es derzeit in der Galaxis gibt – für Julian Tifflor.
»Woher willst du das wissen?«, fragte Tarrol ungläubig.
Ich zeige es euch.
Harnos Oberflächenbild veränderte sich jäh. Zuerst war wieder nur der Weltraum zu sehen, aber ein Teil der Sterne wurde von einer Dunkelwolke verdeckt, in die der Beschauer hineinzustürzen schien. Dann wurde es schwarz, und schließlich tauchten wieder Sterne auf. Zwischen ihnen manövrierte ein kleines Raumschiff.
Eine Sekunde später erschien die Kommandozentrale. Julian Tifflor saß hinter den Kontrollen, er handelte nach den Anweisungen einer Person, die nicht sichtbar wurde. Es schien schwierig zu sein, in der Wolke nicht die Orientierung zu verlieren.
Die Laren locken Tifflor in eine tödliche Falle. Die Dunkelwolke ist das Versteck der letzten Menschen. Sobald die Laren dort einfallen, gibt es keine Zukunft mehr für die Terraner. Wenn wir nicht helfen, ist alles verloren.
»Was sollen wir tun?«, fragte Tarrol verwirrt. »Hast du nicht genügend Energie, Tifflor zu warnen? Kann er deine Gedanken nicht empfangen?«
Die Entfernung ist zu groß, und ich weiß, dass alle eure Atombatterien nicht ausreichen, mich genügend zu versorgen. Aber im Hangar steht eine Space-Jet. Es wird möglich sein, mit ihr in die Nähe von Tifflors Schiff zu gelangen und Funkkontakt aufzunehmen. Er muss gewarnt werden. Vor allem dürfen wir keine Zeit mehr verlieren.
Tarrol wirkte bedrückt. »Es wird nicht leicht sein, auch dafür die Zustimmung des Rates zu erhalten.«
Dann handelt ohne Zustimmung der Versammlung!
Der Oberrat warf dem Ingenieur einen Hilfe suchenden Blick zu. Vari Tembo zuckte die Achseln.
»Genehmigung hin, Genehmigung her!«, fuhr Falk Berntor auf. »Was ist, wenn ich das Schiff entwende und damit verschwinde? Dann trifft euch keine Schuld.«
»Unmöglich!«, lehnte Tarrol ab. »Wir brauchen eine andere Lösung. Ich habe der Ratsversammlung für morgen eine Demonstration versprochen. Warten wir erst einmal das Ergebnis ab.«
Wir verlieren zu viel Zeit, warnte Harno eindringlich. Bringt mich in die Nähe von Tifflors Schiff. Über eine kurze Distanz schaffe ich den Sprung zu ihm.
»Das Problem wird dadurch nicht anders«, sagte Tarrol. »Außerdem kann Falk keine Space-Jet fliegen. Wir brauchen einen erfahrenen Piloten.«
»Den habe ich«, warf der Farmer ein. »Ferman ist ein alter Mann, aber er hat nichts verlernt.«
»Ich komme mit!«, erbot sich Vari Tembo.
»Wartet!«, sagte Tarrol. »Es widerstrebt mir, eigenmächtig zu handeln. Außerdem haben wir nur diese Space-Jet. Wenn sie verloren geht, verlieren wir die letzte Möglichkeit, No zu verlassen.«
»Du kannst dem Rat später alles erklären«, drängte Falk.
»Das sagt sich so leicht.« Pranton Tarrol grübelte vor sich hin. »Auf jeden Fall bin ich zum letzten Mal Oberrat gewesen, wenn die ganze Geschichte herauskommt.«
»Aber nicht, wenn der Erfolg dein Vorgehen rechtfertigt«, widersprach Tembo, nun voll und ganz auf Harnos Seite stand.
Trefft bald eine
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