Silberband 093 - Abschied von Terra
er auf den Gleiter zu. In seinem Schädel dröhnte es, er hatte das Gefühl, von innen heraus zu verbrennen.
Als er den Gleiter erreichte, sah er Speideck neben dem Einstieg kauern. Der große Mann hatte den Kopf in den Armen verborgen und rührte sich nicht.
Tingmer zog sich in das Innere der Maschine. Dort fand er eine bauchige Flasche und trank in gierigen Schlucken. Der Alkohol löste ein intensives Wärmegefühl aus, vor allem fühlte er sich ein bisschen besser und fragte sich, wie alles weitergehen sollte. Die unheimliche Macht wurde immer stärker.
Wenn sie überhaupt noch eine Chance haben wollten, mussten sie etwas tun, solange sie noch dazu in der Lage waren. Aber was?, dachte Tingmer dumpf.
Die Idee war plötzlich da. Er würde die Station in Namsos zerstören. Ruckartig stellte er die Flasche auf die Instrumentenkonsole, dann wandte er sich dem Ausstieg zu. Er streckte den Kopf hinaus. Bis auf Speideck, der unten am Boden hockte, waren alle weit genug entfernt.
»Jan!«, sagte Tingmer schwer. »Du musst da weggehen, Jan! Ich starte jetzt.«
Speideck hob den Kopf. Er schien gar nicht zu begreifen, was der Ingenieur gesagt hatte.
Tingmer fuchtelte mit den Armen in der Luft herum. »Geh da weg, verdammt! Ich will dich nicht verletzen.«
Endlich stand Speideck auf. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Er sah Tingmer betroffen an und sagte verächtlich: »Du bist betrunken, Baldwin!«
»Na und? Mir geht es trotzdem besser als euch allen. Ich unternehme etwas gegen die Fremden.«
»Mach keinen Unsinn, Baldwin!« Speideck drehte sich um. »Jentho! Kommt zum Gleiter!«
Tingmer hastete ins Innere des Gleiters zurück und ergriff die Flasche. Als er sich umwandte, sah er Speideck hinter sich.
»Ganz ruhig, Baldwin!«, sagte Speideck.
Tingmer holte aus und schmetterte ihm die Flasche an den Kopf. Mit einem erstickten Laut auf den Lippen kippte Jan Speideck rückwärts aus dem Gleiter. Ein paar Sekunden stand Tingmer benommen da – er hatte vergessen, was er tun wollte. Dann hörte er die anderen schreien. Sie kamen näher.
Er warf die Luke zu und schwang sich auf den Pilotensitz. Dann startete er die Maschine. Als sie abhob, sah er durch die Kanzelverglasung, dass Kanthall und Kauk gemeinsam Speideck vom Boden hochzerrten.
Fast wäre der Gleiter gegen einen Felsen geprallt, doch Tingmer riss die Maschine im letzten Moment herum. Er kicherte zufrieden.
Wenig später schaltete er den Autopiloten ein und stand auf. Zu ihrer Ausrüstung gehörten auch mehrere Mikrobomben aus Imperium-Alpha. Baldwin Tingmer wollte sie zünden und über der Station der Fremden abwerfen. Danach würde der Druck in seinem Kopf aufhören, und alles würde sein wie früher …
Als Alaska Saedelaere das Versteck erreichte, erwarteten ihn die drei anderen mit finsteren Mienen. Eine Platzwunde klaffte auf Speidecks Stirn. Immerhin hatten sie sich inzwischen an die stärker gewordenen Impulse gewöhnt, so dass sie ohne Schwierigkeiten handeln und reden konnten.
»Ich bin sicher, dass Baldwin eine Verrücktheit begehen wird«, wandte Kauk sich an den Maskenträger. »Zu Jan sagte er, dass er gegen die Fremden vorgehen will.«
»Hoffentlich besinnt er sich rechtzeitig, sonst verlieren wir auch diesen Gleiter«, schimpfte Kanthall. Er starrte Bluff Pollard an, den der Roboter sanft auf den Boden gelegt hatte. Augustus öffnete soeben das Oberteil von Pollards Anzug, so dass jeder die Gallertmasse auf dem Körper des Jungen sehen konnte.
»Das gleiche Zeug wie in dem Behälter, den Alaska geöffnet hat«, stellte Kanthall fest.
»Eine organische Substanz«, sagte der Transmittergeschädigte. »Ich bin überzeugt davon, dass sie für Bluffs Verhalten verantwortlich ist.«
»Erobern sie auf diese Weise andere Welten?«, fragte Kauk. »Wenn jeder von uns einen solchen Parasiten erhält, sind wir verloren.«
»Sie haben das gar nicht nötig«, widersprach Speideck in Anspielung auf die mentale Aura, die ihnen allen ohnehin zu schaffen machte. »Sie haben subtilere Methoden, und was mit Bluff geschieht, passiert nur bei hartnäckigen Fällen.«
»Wir erliegen einem Trugschluss«, widersprach Saedelaere. »Warum erfolgen diese Transporte zum kleinen Becken? Die Fremden könnten die Substanz genauso gut dort belassen, wo sie ursprünglich war.«
Niemand antwortete. Walik Kauk hob allerdings einen dünnen Ast auf und berührte mit der Spitze die Masse auf Pollards Brust. Sie reagierte nicht, lediglich an der Druckstelle bildete sich
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