Silberband 093 - Abschied von Terra
eine kleine Mulde.
»Wie können wir ihn davon befreien?«, fragte Kanthall.
»Wäre das überhaupt ratsam?«, entgegnete Jan Speideck. »Vielleicht würden wir ihn damit umbringen.«
»Vorläufig haben wir auch keine Zeit für solche Experimente«, entschied Alaska. »Wir müssen uns weit von Namsos entfernen, damit wir vor den Impulsen sicher sind. Da wir keinen Gleiter mehr besitzen, müssen wir zu Fuß auf die andere Seite der Berge gelangen.«
»Und wohin sollen wir uns wenden?«, erkundigte sich Walik Kauk. »Dort oben ist nichts. Wir müssten bis nach Schweden laufen, um die nächste große Stadt zu erreichen. Das schaffen wir nie.«
»Hat jemand eine bessere Idee?«, wollte Alaska Saedelaere wissen.
»Wir sollten zumindest abwarten, ob Baldwin etwas erreicht.«
Dagegen erhob keiner einen Einwand. Vielleicht, dachte Alaska düster, würden sie bald alle aussehen wie Bluff Pollard.
Baldwin Tingmer fühlte sich erleichtert. Nachdem er sich zu dem Entschluss durchgerungen hatte, verloren alle Probleme ihre Bedeutung. Er war nicht mehr in der Lage, die Gefahren richtig einzuschätzen, und wunderte sich nur, dass Kanthall nicht längst den Befehl für einen solchen Einsatz gegeben hatte.
Alles war sehr einfach. Er würde den Gleiter über das Becken in Namsos steuern, die Luke öffnen und die Mikrobomben abwerfen.
Er fühlte sich fast beschwingt. Die Kopfschmerzen hatten nachgelassen, und der Alkohol tat ein Übriges. Tingmer konnte schon ins Tal blicken. Aus dieser Entfernung sah Namsos nur wie ein zu groß geratenes Gehöft aus, und das Becken ähnelte einer ausgedehnten Kiesgrube. Die Schneise zum Meer war kaum zu erkennen.
Spielzeug!, dachte Tingmer belustigt. Er hätte längst die Richtung ändern müssen, aber er genoss diesen Flug entlang der Berghänge. Unter ihm kam jetzt die kleinere Station in Sicht. Er würde eine Bombe für sie aufbewahren.
Der Überraschungseffekt war auf seiner Seite. Die Fremden rechneten überhaupt nicht damit, dass einer der Terraner es wagen könnte, sie anzugreifen. Trotzdem registrierte Tingmer, dass seine Entschlossenheit langsam nachließ. Das Dröhnen im Kopf wurde wieder stärker. Er begriff, dass er bald handeln musste, sonst würde er unverrichteter Dinge umkehren.
Die Abwurfstelle lag nur noch wenige Kilometer entfernt. Es wurde Zeit, dass er die Mikrobomben einsatzbereit machte.
5.
Als der Feuerball über Cockermouth zerplatzte, warf Sailtrit Martling sich auf der Straße zu Boden und verbarg ihr Gesicht in der Armbeuge. Für den Bruchteil einer Sekunde wurde es unerträglich hell.
»Runter von der Straße!«, hörte sie Smith schreien.
Die Ärztin hob den Kopf. In ihrer unmittelbaren Umgebung hatte sich nichts verändert, Häuser und Straße waren unversehrt geblieben. Sie fragte sich, wem der Angriff gegolten haben mochte. War der unbekannte Flugkörper explodiert? Sie rollte sich auf die Seite und blickte nach oben. Der keulenförmige Flugapparat schwebte noch über ihr.
»Nicht liegen bleiben!«, rief Smith vom Eingang eines Gebäudes aus. »Sie greifen uns an.«
Sailtrit sprang auf und rannte los. Als sie ohne jede Deckung die Straße überquerte, rechnete sie mit einem tödlichen Flammenstoß, doch sie erreichte unangefochten das Haus. Smith zog sie nach innen. Im Hintergrund hörte sie Gustafson schluchzen.
»Hier sind wir jedenfalls nicht sicher«, stellte Skirpan fest.
Smith warf die Tür zu. Er lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. »Denkt nach!«, verlangte er. »Ich bin sicher, dass die Unbekannten uns nicht töten wollen, sonst hätten sie es zweifellos tun können. Vielleicht sind sie nur daran interessiert, dass wir uns zurückziehen. Ich betrachte diese Explosion in jedem Fall nur als Warnung.«
»Als Warnung?«, wiederholte Skirpan verblüfft. »Glaubst du wirklich, dass sie deshalb einen solchen Aufwand betreiben?«
Sailtrit hörte nicht länger zu, sondern ging in das Vorzimmer. Sie atmete auf, als sie sah, dass sich draußen nichts verändert hatte. Erst jetzt stellte sie fest, dass sie am ganzen Körper zitterte.
Gustafson warf ihr einen Hilfe suchenden Blick zu. »Wir müssen fliehen!«, drängte er.
Sie beachtete ihn nicht, sondern riss das Futter ihrer Thermojacke auf und zog die Kombiwaffe hervor. Smith stieß einen überraschten Pfiff aus.
»Wie lange hast du das Ding schon?«, fragte Skirpan ungläubig.
»Das ist doch egal«, wehrte Sailtrit ab. »Ein paar Wochen, ich weiß nicht so genau.«
Sie ließ Skirpan
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