Silberband 093 - Abschied von Terra
Dem Transmittergeschädigten verdankte er, dass er seine Einsamkeit vergessen hatte. Sogar das MODUL, das einmal die beherrschende Rolle in seinem Leben gespielt hatte, war weitgehend in Vergessenheit geraten.
Langur beschloss, nach Imperium-Alpha zurückzukehren und sich von Augustus den neuen Stützpunkt zeigen zu lassen.
Gerade als er das Dach verlassen wollte, geschah in der Nähe der Station Unerwartetes. Die Schwarzpelze verließen in großer Zahl das Raumschiff. Ihre Eile deutete darauf hin, dass sie vor etwas flohen.
Langur aktivierte LOGIKOR und teilte mit, was er sah. »Sie scheinen aus ihrem eigenen Schiff zu fliehen. Dafür gibt es keine Erklärung.«
»Doch!«, widersprach die Silberkugel. »Das Schiff startet ohne einen Teil der Besatzung, deshalb müssen sich viele Raumfahrer zurückziehen. Wahrscheinlich ist es gefährlich, wenn sie sich während des Startmanövers in der Nähe des Schiffes aufhalten.«
»Daran hätte ich denken sollen«, gestand Langur, ärgerlich über sich selbst. »Es scheint also das zu geschehen, was ich zuallererst befürchtet habe. Man bringt Alaska von der Erde weg.«
Er erwartete, dass das große ovale Schiff schnell abheben würde, aber nichts geschah.
»Warum zögern sie?«
»Eine Antwort auf diese Frage ist nicht möglich.«
»Vielleicht täuschst du dich.« Douc spürte plötzlich neue Hoffnung. »Ist es nicht möglich, dass sie vor Alaska Saedelaere fliehen?«
»Absurde Vermutungen sind eines Forschers der Kaiserin von Therm unwürdig«, wies ihn der Rechner zurecht. »Wie du genau weißt, besitzt dieser Mensch nicht einmal eine Waffe.«
Douc Langur verzichtete auf eine Antwort. LOGIKORs Kritik hatte ihn hart getroffen, denn sie war berechtigt. Wunschgedanken standen einem Forscher nicht zu.
Er konzentrierte seine Aufmerksamkeit wieder auf die Ereignisse in der Nähe des Beckens. Schätzungsweise zwei- bis dreihundert Wesen hatten das große Schiff verlassen. Sie eilten in die Station oder verschwanden in den anderen Raumschiffen. Das waren sehr ungewöhnliche Startvorbereitungen, fand Douc.
Er gab sich einen Ruck, schob LOGIKOR in die Tasche und rannte, so schnell es seine vier Beine zuließen, quer über das Dach. Im Innern des Gebäudes wäre er wegen seiner übertriebenen Hast beinahe die Treppe hinabgestürzt.
Er schwang sich in die HÜPFER und rutschte über den Sitzbalken vor die Kontrollen. Sekunden später hob das keulenförmige Schiff lautlos vom Boden ab.
Douc Langur legte LOGIKOR vor sich auf die Instrumente. »Ich wette, dass wir Arbeit bekommen.«
»Was ist wetten?«
Langur wurde verlegen. »Etwas … Menschliches. Vergiss es!«
Er ließ die HÜPFER aufsteigen, bis er durch die transparente Bugkuppel das Gebiet um die Station sehen konnte.
Die Schutzschirme der HÜPFER waren eingeschaltet, denn Douc war sicher, dass die Fremden ihn orteten. Er war auf einen Feuerschlag gefasst. Im Falle eines Angriffs konnte er sein kleines Schiff blitzschnell aus dem Gefahrenbereich steuern.
Langur bemerkte, dass erneut fremde Raumfahrer aus dem lang gestreckten scheibenförmigen Schiff kamen. Sie verhielten sich noch merkwürdiger als jene, die zuerst erschienen waren. Ziellos taumelten sie im Freien umher.
»Es sieht aus, als wären sie völlig verwirrt«, sagte Langur nachdenklich. »Ich möchte wissen, was an Bord geschehen ist.«
Roboter tauchten auf und führten die Wesen in Richtung der Station davon.
»Ich glaube, sie haben jetzt keine Zeit, sich um uns zu kümmern«, vermutete der Forscher. »Wenn nicht alles täuscht, müssen sie mit großen Problemen fertig werden.«
»Solche Rückschlüsse können aufgrund mangelnder Informationen nur als Hypothesen angesehen werden«, stellte LOGIKOR fest.
»Ich weiß, ich weiß«, pfiff Langur. »Vielleicht ist dort drüben auch alles in Ordnung, und was ich beobachte, gehört zu einem ausgedehnten Ritual.«
In dem Moment erschien Alaska Saedelaere in der Schleuse. Er hatte die Maske abgenommen. Sein Gesicht leuchtete in grellen Farben.
Langur richtete sich auf. Seine Sinnesorgane drehten sich in die Richtung des scheibenförmigen Schiffes.
Der Anblick von Alaskas Gesicht verwirrte ihn. Der Terraner hatte ihm längst von dem Transmitterunfall erzählt, daher kannte Douc alle Zusammenhänge. Bislang hatte er geglaubt, dass ihm der Anblick des Cappinfragments nicht schaden würde, aber nun war er nicht mehr so sicher.
»Das ist unsere Chance!«, sagte er zu LOGIKOR. Seine Greifklaue berührte die
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