Silberband 094 - Die Kaiserin von Therm
erreichten, dass die Wassen Diebesgut zurückerstatteten, führten Diskussionen mit dem COMP – und organisierten die Scheinkämpfe.
Als sich der Bürger von Yawn entschlossen hatte, die Geschicke auf Troltungh im Geheimen zu lenken, fanden Positionskämpfe statt. Jeder versuchte gegenüber jedem Vorteile zu erringen. Nun wäre der COMP – als logisch denkender Großrechner – zweifellos misstrauisch geworden und hätte die richtigen Schlüsse gezogen, wenn der Konkurrenzkampf unter den Fremdwesen nachgelassen hätte. Deshalb musste der Bürger von Yawn Täuschungsmanöver inszenieren.
Obwohl die Tauteker und die Eiskriecher längst Verbündete waren, machten sie sich weiterhin gegenseitig Gebiete streitig, wenn auch nur zum Schein. Mal schmolzen die Tauteker die Gletscher der Eiskriecher, dann wieder vereisten die Eiskriecher Teile der tautekischen Eislandschaft.
In Wahrheit trafen sich die verbündeten Volksgruppen in regelmäßiger, Abständen im Raumschiff des Bürgers von Yawn. Er war mit dem Erfolg seiner Bemühungen um eine friedliche Koexistenz zufrieden, was nicht hieß, dass er auf allen Linien Erfolg hatte. Doch eines hatten alle gemeinsam: Sie wollten die Freiheit und ihr gewohntes Leben gegen das Dahinvegetieren in diesem scheinheiligen Paradies von Troltungh eintauschen.
Deshalb arbeiteten die meisten trotz aller Gegensätze mit dem Bürger von Yawn auf das Ziel hin, den COMP in der neutralen Zone zu erobern und auszuschalten. Der COMP steuerte den Schutzschirm über Troltungh und machte die Raumschiffe der gefangenen Völker flugunfähig. Zu dieser Überzeugung war der Bürger von Yawn längst gelangt.
Vor mehreren Mondzyklen waren zwei Raumschiffe gleichzeitig gelandet, das eine überdurchschnittlich groß und in gewundener Form, das andere Raumschiff dagegen relativ klein und spiralförmig. Der Bürger hatte seine Beobachter ausgeschickt, Informationen eingeholt und erfahren, dass die Croisloner ein Volk von Nichtstuern und die Zöcken ihre gnadenlosen Jäger waren.
Als ein Wasse sich auf der Suche nach einer neuen Beutequelle dem Zöckenschiff genähert hatte, war er von einem Pfeil des Armbrusters getroffen worden und gestorben. Annäherungsversuche von Friedensdelegationen hatte der Zöcke auf die gleiche Weise beantwortet.
Bis heute wusste der Bürger von Yawn nicht mit Bestimmtheit zu sagen, ob nur ein einziger oder mehrere Zöcken an Bord des Spiralschiffs weilten.
Ebenso schwierig wie eine Verständigung mit dem oder den Zöcken hatte sich der Kontakt mit den Croislonern gestaltet. Sie waren so übersensibel, dass manche von ihnen allein vom Anblick eines Fremden starben.
Der Bürger von Yawn war deshalb sehr behutsam vorgegangen. Den Zehnlingen war es letztlich gelungen – dank des Umstandes, dass sie den Zöcken schlagen konnten –, die Croisloner von ihrer Harmlosigkeit zu überzeugen. Einer der Empfindsamen, denen sie das Leben gerettet hatten, hatte sich zur Zusammenarbeit überreden lassen.
Der Bürger erinnerte sich noch gut daran, welche Erwartungen er in die Begegnung mit Belami gesetzt hatte, doch als Borkeins mit Belami gekommen war, schien dieser am Ende seiner Kräfte gewesen zu sein.
»Der Zöcke hat uns gejagt und gestellt«, hatte Borkeins erklärt. »Erst als Belami stammelte, dass er schon einmal von einem Zöcken-Pfeil getroffen wurde, ließ der Armbruster von ihm ab.«
»Du hast das Pfeilgift überlebt, Belami? Sonst hat es immer tödlich gewirkt.« Die eigene überraschte Frage hörte der Bürger immer noch in Gedanken.
»Das Gift des Zöcken-Pfeils hat nie einen aus den ehrenwerten Geschlechtern getötet«, hatte Belami zögernd erwidert und hinzugefügt: »Wenn man davon absieht, dass mancher Getroffene freiwillig aus dem Leben schied.«
Der Bürger hatte sich gefragt, warum der Zöcke auf die Croisloner mit anderen Pfeilen schoss als auf die übrigen Gefangenen von Troltungh. Inzwischen wusste er, dass sich das Gift auf die Croisloner nur anders auswirkte. Nicht nur, dass sie überlebten, es rief bei ihnen sogar positive Veränderungen hervor.
Nach und nach hatte sich nämlich herausgestellt, dass Belami und alle anderen von einem Zöcken-Pfeil getroffenen Croisloner nicht mehr so anfällig waren wie ihre Artgenossen. Der Anblick eines fremden Wesens konnte sie nicht mehr töten, sie bekamen nicht mehr bei jeder Gelegenheit hysterische Krämpfe – und sie entwickelten einen ungewohnten Selbsterhaltungstrieb.
»Ich habe erkannt«, sagte Belami
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