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Silberband 094 - Die Kaiserin von Therm

Silberband 094 - Die Kaiserin von Therm

Titel: Silberband 094 - Die Kaiserin von Therm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Eindruck, als sei er ein eben zum Leben erweckter Golem.
    Ras Tschubai bemerkte die veränderten Augen des Multimutanten ebenfalls. »Was ist mit Ihnen los, Dalaimoc?«, fragte er erschrocken.
    »Ich sehe das Universum, wie es wirklich ist«, sagte Rorvic dumpf. »Ein unbeschreiblicher Bogen spannt sich über alle Abgründe und Höhen – ein Bogen aus Raum und Zeit, aber doch nur eine materialisierte Melodie.«
    Ras musterte den Tibeter besorgt, dann beugte er sich leicht zu mir und flüsterte: »Ich fürchte, ich muss ihn zurückteleportieren, Tatcher. Sein Geist ist verwirrt.«
    Meine Kehle war wie zugeschnürt. Hatte ich durch mein leichtfertiges Tun Dalaimocs Geist zerstört? Was konnte ich unternehmen, um ihm zu helfen?
    Ras Tschubai konnte Rorvic erst dann zurückteleportieren, wenn sich ein Raumschiff in angemessener Entfernung befand. Die Space-Jet mit der Gruppe Luna befand sich inzwischen im Landeanflug auf den Erdmond. Folglich musste Ras sie entweder zurückrufen oder ein anderes Raumschiff von der SOL anfordern.
    Plötzlich wandte Rorvic sich um und schritt davon, in die nächste tote Häuserschlucht hinein.
    »Halten Sie ihn fest, Tatcher!«, rief Ras mir zu, während er seinen Minikom einschaltete. »Verflixt, ich bekomme keine Verbindung!«
    Ich eilte hinter dem Tibeter her, ohne zu wissen, wie ich ihn aufhalten könnte. »Dalaimoc!«, rief ich verzweifelt. »Bleib doch stehen!«
    Ich ergriff seinen linken Arm. Das heißt, ich wollte es tun, aber meine Hände glitten durch Rorvics Arm hindurch, als wäre er nur eine Holovideoprojektion. Für einige Sekunden kämpfte ich um mein Gleichgewicht. Währenddessen hoben sich Rorvics Füße um einige Millimeter, und der Mutant schwebte davon.
    Jemand rüttelte mich an der Schulter. Ich wandte den Kopf und sah in Tschubais Gesicht. »Warum haben Sie ihn nicht aufgehalten, Tatcher?«
    Ich zeigte ihm meine vor Entsetzen zitternden Hände. »Sie gingen durch ihn hindurch, als wäre er ein Geist, Ras. Er … er ist unheimlich.«
    In Tschubais Augen flackerte Furcht, obwohl der Teleporter sonst nicht so leicht die Ruhe verlor. »Wir müssen uns ein Versteck suchen, Tatcher. Ich fürchte, es handelt sich um einen Angriff von BARDIOCs Gesandtem, denn gleichzeitig ist jeder Funkverkehr unmöglich geworden.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich verstecke mich nicht, Ras. Ich muss Dalaimoc folgen und ihm helfen.«
    »Er ist stärker als wir beide zusammen, Tatcher. Möglicherweise ist sein seltsames Verhalten eine Reaktion auf den Angriff der Kleinen Majestät. Kommen Sie, wir teleportieren auf den nächsten Wohnturm. Von dort aus haben wir einen guten Überblick.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, ergriff er meine Hand. In der nächsten Sekunde standen wir auf der Gleiterplattform eines Wohnturms. Hier waren bis zum Verschwinden der Menschheit robotgesteuerte Personengleiter abrufbar gewesen. Eine dieser Maschinen war gegen die Pforte des Hauptlifts geprallt und lag mit geborstener Kanzel auf dem fluoreszierenden Glasfaserbeton. Offenbar hatte sie sich im Landeanflug befunden, als nach dem Verschwinden der Menschheit die Robotsteuerung ausgefallen war.
    Im Belag klafften Risse, die Auswirkungen der Beben, die während des Durchgangs der Erde durch den Schlund des Mahlstroms aufgetreten sein mussten. Sie hatten am meisten dazu beigetragen, dass die verlassenen Städte dem Verfall preisgegeben wurden, denn das verwendete Baumaterial wäre ohne erhebliche äußere Einwirkungen für viele Jahrhunderte gut gewesen.
    Ras Tschubai ging zum Rand der Dachplattform. Ich sah, wie es in seinem Gesicht arbeitete, und folgte ihm. Unter uns erstreckte sich ein Meer von verlassenen, teilweise aufgeplatzten und eingestürzten Bauwerken. Von der Wüste Gobi hereingewehter Sand hatte sich über kleineren Ruinen zu Dünen geformt. Von den Parks aus drangen vor allem Gräser und Sträucher scheinbar unaufhaltsam zwischen die toten Gebäude vor. Aus Rissen im Straßenbelag wuchsen schon kleinere Bäume, in eingesunkenen Straßenabschnitten hatten sich Tümpel gebildet. Es war ein trostloser Anblick. Und weit draußen braute sich ein Sandsturm zusammen, schickte seine Ausläufer hoch in die Atmosphäre und würde bald die Sonne Medaillon verdunkeln.
    Ras Tschubai kämpfte um seine Selbstbeherrschung. Ich vermochte mich nicht zu rühren. Es wäre zudem sinnlos gewesen, Ras trösten zu wollen. Sein Schmerz war berechtigt, und er musste ihn überwinden wie alles, was das Leben

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