Silberband 094 - Die Kaiserin von Therm
nur, um sich im Sinne von BARDIOC zu bewähren, denn Kaalech und Naphoon, die ins Medaillon-System geschickt worden waren, verfolgten insgeheim eigene Ziele. Es galt, Informationen zu sammeln, die Hinweise auf die kosmische Position lieferten, an der vor langer Zeit das herrliche Tba existiert hatte. Die Menschen erschienen ihnen in diesem Zusammenhang besonders interessant, denn auch sie suchten eine verlorene Herrlichkeit.
»Mit Rorvic stimmt etwas nicht, Ras«, sagte Tatcher a Hainu. »Er hat mich nicht ein einziges Mal beschimpft, seit wir hier aufgetaucht sind.«
Kaalech erschrak. Konnte dieser Marsianer der a-Klasse ihn durchschaut haben? Aber er verfügte nicht über Parafähigkeiten – und nur mit deren Hilfe wäre das Motuul zu entlarven gewesen.
»Hören Sie auf, Dalaimoc zu verleumden, Tatcher!«, erwiderte Tschubai. »Sie bilden sich nur ein, dass er etwas gegen Sie hat.«
Kaalech fühlte sich erleichtert. Diese Menschen waren seltsame Wesen. Manchmal glaubte er, verwandte Züge bei ihnen zu entdecken, und ein andermal erschienen sie ihm so wesensfremd, dass er nur Verwirrung spürte.
»Sie reden wieder kompletten Unsinn, a Hainu!«, sagte er. »Ich schlage vor, dass wir uns zum Becken von Namsos begeben, um herauszubekommen, was dort gespielt wird.«
»Wollen Sie uns dorthin bringen, Dalaimoc?«, fragte Tschubai.
Kaalech besaß nicht die Fähigkeit, kraft seiner Gedanken eine Ortsveränderung herbeizuführen. Aber Rorvic war, als er ihn fand, ebenfalls nicht dazu in der Lage gewesen. Etwas hatte seinen Geist verwirrt und seine Kräfte so blockiert, dass er für Kaalech ein leichtes Opfer gewesen war. »Meine Parafähigkeiten sind gelähmt, Tschubai«, erklärte er.
»Dann werde ich uns in die Nähe teleportieren«, sagte der Mutant. »Nehmen Sie meine Hände, Tatcher und Dalaimoc!«
Bericht Tatcher a Hainu
Die ›Unterhaltung‹ mit YRTHA schien dem Scheusal ziemlich zugesetzt zu haben, denn es hatte mich überhaupt nicht beschimpft, wie es sonst seine Art war. Außerdem sprach Dalaimoc mich mit meinem vollen Familiennamen an, während er sonst das ›a‹ wegließ, um mich zu kränken.
Ich bereute, dass ich ihm den Streich mit der Verwandlung seines Amuletts gespielt hatte. Es war nicht meine Absicht gewesen, das zu tun, aber das sprach mich nicht von meiner Schuld frei. Ohne sein Bhavacca Kr'a wirkte der Tibeter verloren. Ich zerbrach mir den Kopf darüber, wie ich die Verwandlung rückgängig machen konnte, denn wenn das nicht bald geschah, würde er seine menschliche Gestalt nicht mehr lange stabil halten können. Ich wusste das aus vielen einschlägigen Erfahrungen.
Immerhin gewann er wenigstens seine Entschlusskraft zurück und schlug von sich aus vor, nach Namsos zu gehen.
Ras teleportierte mit uns – und in der nächsten Sekunde standen wir auf einem schwach bewaldeten Bergrücken, von dem eine Straße in Serpentinen abwärts führte.
Ich sah den Seitenarm eines Fjords. Wo er endete, erstreckten sich zu beiden Seiten die Überreste einer mittelgroßen Stadt – Namsos. Im Nordosten lag die kreisförmige Einbuchtung, von einem mächtigen Wall umgeben, der zum Fjord hin von einem Stichkanal durchbrochen war. Dort lauerte die Kleine Majestät, BARDIOCs Statthalter auf der Erde.
Im Hintergrund ruhten mehrere schwarze Raumschiffe der Hulkoos.
Urplötzlich überschwemmten schmerzhafte Impulse mein Gehirn und stachen wie mit glühenden Nadeln durch die Schädeldecke. Ächzend sackte ich in mich zusammen.
Ras war im nächsten Moment bei mir. »Was haben Sie, Tatcher?«, fragte er besorgt. »Bereitet Ihnen die Ausstrahlung der Kleinen Majestät Probleme? Oder ist es der parapsychische Ruf der versklavten Menschen?«
Ich konnte noch nicht wieder sprechen, deshalb schüttelte ich nur den Kopf.
»Lassen Sie sich Zeit, Tatcher!«, sagte Ras. »Geht es Ihnen wieder besser?«
Ich schluckte krampfhaft. »Es war keines von beidem, Ras«, brachte ich stockend hervor. »Wenn ich nicht wüsste, dass Rorvic munter neben uns steht, würde ich denken, er hätte eben verzweifelt versucht, sich mir bemerkbar zu machen.«
»Was mich betrifft, so fühle ich mich absolut wohl, a Hainu«, erklärte das leichenhäutige Scheusal ungerührt. »Vielleicht hält die Kleine Majestät dort unten ein fremdartiges Lebewesen gefangen, das über Parakräfte verfügt.«
Ich ignorierte ihn, denn Ras half mir wieder auf die Beine. Wir spähten zu den niedrigen schwarzen Gebäuden hinüber.
»Menschen!«, sagte
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