Silberband 094 - Die Kaiserin von Therm
beherrschen, erfüllte sich nicht. Immerhin waren sie so zuvorkommend, ihre Translatoren einzuschalten. Ich wiederholte, was ich eben gesagt hatte.
Dalaimoc Rorvic war ebenfalls stehen geblieben, aber er drehte sich erst jetzt um. »Was will dieser verschrumpelte marsianische Sandhüpfer hier?«, fragte er dumpf.
Einer der Hulkoos wandte sich an ihn und fragte: »Sie kennen diesen Menschen?«
»Das ist kein Mensch, sondern ein marsianischer Giftzwerg«, erwiderte das fette Scheusal. »Über ihn würde CLERMAC sich nur schwarz ärgern.«
»Glaubt ihm nicht!«, rief ich, während ich mich der Gruppe weiter näherte. »Rorvic ist Gift für CLERMAC, aber ich werde euren Oberbonzen erfreuen, und seine Güte wird über euch strahlen.«
Ich blickte mich suchend um, denn ich hoffte, dass Ras eingreifen würde, sobald ich mich Rorvic weit genug genähert hatte, dass ich ihn mit den Händen erreichte.
Aber jemand machte meinen schönen Plan zunichte. Ich sah, dass einer der Hulkoos nach seinem Funkgerät griff, das einen seltsamen Ton von sich gegeben hatte. Nur kurz lauschte er einer kaum hörbaren Stimme, dann bellte er einen Zuruf an seinen Gefährten. Beide zogen ihre Waffen und schossen auf mich. Gleichzeitig ertönte das Heulen von Alarmsirenen. Zweifellos hatte der Molekülverformer die Hulkoos über unser Eindringen informiert.
Ich entging den Schüssen nur durch mehrere wilde Sprünge, die mir auf dem Mars den Titel des Planetenmeisters im Hoch- und Weitsprung ohne Anlauf eingetragen hätten. Im nächsten Moment hielt ich meinen Paralysator in der Hand und setzte einen der Hulkoos außer Gefecht. Noch einmal schnellte ich mich zur Seite, rollte mich ab und konzentrierte mich auf den zweiten Schwarzpelz. Auch er kippte stocksteif um, und ich stürmte auf Rorvic zu.
Aber der Tibeter wartete nicht auf mich. Er rannte bereits mit einer Geschwindigkeit, die ihm kaum jemand zugetraut hätte, auf das große Gebäude zu.
Ich hätte mich nicht gescheut, ihm zu folgen, ganz egal, ob CLERMAC oder der Teufel persönlich wartete. Aber da stürmten von allen Seiten Hulkoos und sogar einige Roboter heran.
Ein Thermoschuss fauchte dicht über mich hinweg, dass ich das Gefühl hatte, von der Hitzewoge geröstet zu werden. Verzweifelt sprang ich davon und entging weiteren Glutstrahlen, aber ich fand nicht einmal die Zeit, meinen Individualschirm einzuschalten.
Unvermittelt stand Ras vor mir, riss mich an sich – und dann fand ich mich auf einem Geröllhang wieder.
»Es ist ein Wunder, dass Sie nur angeröstet und nicht durchgebraten sind, Tatcher – und beinahe ein noch größeres Wunder, dass die Hulkoos keine Maßnahmen gegen einen Teleporter ergriffen haben.«
»Woher hätten die Schwarzpelze wissen sollen, dass Sie Teleporter sind, Ras?«, erwiderte ich.
»Von dem Molekülverformer. Wenn er es ihnen gesagt hätte, wäre über dem Stützpunkt ein Energieschirm aufgebaut worden, den ich nicht durchdringen kann.«
»Vielleicht hat er vergessen, dass Sie Teleporter sind«, gab ich zu bedenken.
Tschubai lächelte ironisch. »Da müsste er ein sehr kurzes Gedächtnis haben. Nein, Tatcher, ich vermute, er hat diese Information absichtlich für sich behalten. Und er muss einen Grund dafür gehabt haben.« Er holte tief Luft. »Aber wir müssen die SOL verständigen. Dalaimoc darf nicht in CLERMACs Gewalt bleiben. Er scheint tatsächlich seine Parafähigkeiten verloren zu haben und wird alles über die SOL verraten, sobald die Kleine Majestät ihn befragt.«
Ras schaltete seinen Minikom ein. Sekunden später meldete sich Perry persönlich.
»Ich werde sofort eingreifen«, sagte der Terraner, nachdem Ras knapp berichtet hatte. »Zieht euch nach Süden zurück – bis zu den Fragmenten der Kreidefelsen auf Rügen. Dort gab es eine angesehene Vogelwarte. Falls das getarnte Bauwerk noch steht, könnt ihr euch darin verbergen. Ich schicke ein Einsatzkommando, das dort landen wird. Du, Ras entscheidest, was unternommen werden muss, um Dalaimoc zu befreien. Ich hoffe, es gelingt mir, die am Becken stationierten Hulkoo-Schiffe fortzulocken. Ende!«
SOL
Joscan Hellmut verfolgte die Kommunikation zwischen dem Roboterpärchen und SENECA. Als Romeo und Julia meldeten, dass ein peripherer Sektor NATHANs Kontakt aufgenommen hatte, lächelte der Kybernetiker zuversichtlich.
Endlich hatte NATHAN reagiert. Vielleicht hatte es nur des indirekten Kontakts mit SENECA bedurft, um sein Schweigen zu brechen.
Sekunden später verzog
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