Silberband 094 - Die Kaiserin von Therm
zurück.
»Das ist eine ausgezeichnete Idee«, erwiderte er. »Wir sind sehr daran interessiert, alles über die Kaiserin von Therm und ihre Entstehung zu erfahren. Nicht weniger gespannt sind wir auf Informationen, die unser eigenes Schicksal betreffen.«
»Dann hört mir zu! Vor vielen Millionen Jahren lebte auf dem Planeten Blosth in der Galaxis Golgatnur das Volk der Soberer …«
In den nächsten Stunden erfuhren die Menschen der SOL die Entstehungsgeschichte der Kaiserin von Therm, einer Superintelligenz, die aus der Symbiose eines in der Entstehung begriffenen Sonnensystems und einer Prior-Welle hervorgegangen war. Der Bericht zog die Zuhörer unwiderstehlich in seinen Bann.
Je länger Rhodan zuhörte, desto größer wurde seine Bewunderung für die vielfältigen Möglichkeiten des Lebens im Universum.
Der Beobachtungsplatz, den Atlan und Bjo Breiskoll in der Hauptschleuse ausgewählt hatten, entsprach in doppelter Hinsicht Bjos Erwartungen: Von hier aus konnten sie den Auszug der Kelosker und des Shetanmargts verfolgen und gleichzeitig durch das offene Schleusentor einen Blick in die Atmosphäre des dritten Planeten werfen, in einen Bereich, wo ein mächtiger Arm der Kaiserin von Therm zur Oberfläche hinabwuchs.
Bjo Breiskoll sah, dass die leuchtenden Fragmente des Shetanmargts nacheinander die Hauptschleuse verließen und im Weltraum zu einem riesigen Gebilde zusammenwuchsen. Von den Keloskern war außerhalb des Schiffes noch nichts zu sehen, aber der Katzer ahnte, dass sie ebenfalls bald erscheinen würden.
Er erinnerte sich an die Vorgänge auf dem Planeten Last Stop, als das Shetanmargt an Bord der SOL gekommen war. Damals hatte es sich von einem überdimensionierten fassähnlichen Gebilde in seine Einzelheiten aufgelöst, nun nahm es außerhalb des Schiffes seine ursprüngliche Form wieder an.
»Es ist der umgekehrte Vorgang wie auf Last Stop«, sagte Bjo zu Atlan, mit dem er in die Nähe der Hauptschleuse gekommen war. Der Arkonide kannte die Geschehnisse während des Fluges der SOL vom Mahlstrom der Sterne zurück in die heimische Milchstraße nur aus den Aufzeichnungen und Berichten.
Atlan nickte knapp. »Kannst du Gedanken der Kelosker wahrnehmen?«, wollte er wissen.
»Nichts«, erwiderte Bjo Breiskoll. »Es ist, als hätten sie sich schon völlig zurückgezogen.«
»Sie stehen in einer bestimmten Beziehung zur Kaiserin«, behauptete Atlan. Wie Bjo hatte er den Bericht des COMPs über die Geburt der Superintelligenz über Helmfunk mitgehört. »Wahrscheinlich wurde die Urzivilisation der Kelosker vor langer Zeit ebenfalls von der Prior-Welle berührt und beeinflusst. Das würde vieles in ihrem Verhalten erklären.«
»Dann wären die Kelosker und die Kaiserin von Therm im übertragenen Sinn artverwandt?«
»Ich bin fast davon überzeugt«, bestätigte Atlan.
Der Katzer atmete tief ein. »Glauben Sie, dass der Bericht des COMPs der Wahrheit entspricht?«
»Bestimmt«, sagte der Arkonide mit Nachdruck.
Breiskoll konzentrierte sich, aber er spürte nur die von dem dritten Planeten ausgehende permanente Lockung. Inzwischen wussten sie aus dem Bericht, dass dafür das Volk der Kelsiren verantwortlich war, die den dritten Planeten Drackrioch und das System Yoxa-Sant nannten.
Die Galaxis, in der die SOL angelangt war, hieß Nypasor-Xon.
»Die Art und Weise, wie die Kaiserin mit Hilfe der Kelsiren Raumfahrer anlockt, erinnert mich an alte terranische Sagen«, bemerkte Atlan unvermittelt. »Sie berichten, dass Seefahrer von den Gesängen der Sirenen angelockt und ins Verderben geführt wurden. Nur wer sich die Ohren zustopfte, widerstand diesen Lockrufen.«
Breiskoll lächelte matt. »Mit dem Zustopfen der Ohren dürfte es in unserem Fall nicht getan sein.«
»Hoffen wir, dass diese kosmischen Sirenen nicht ähnlich böse Absichten verfolgen wie in der irdischen Mythologie«, sagte Atlan.
»Diese Verlockungen stammen nicht von bösartigen Wesen«, behauptete der Katzer. »Das würde ich wahrnehmen. Ich bin sogar gespannt darauf, was uns auf Drackrioch erwartet.«
Endlich erschienen die Kelosker in dem zur Schleuse führenden Korridor. Die plump wirkenden Wesen wurden von leuchtenden Hüllen umgeben. Bjo fragte sich, ob eine solche Aura die Funktion eines Schutzanzugs übernehmen konnte. Obwohl weder Dobrak noch einer seiner Begleiter einen Anzug trugen, schien ihnen das Vakuum nichts anhaben zu können.
»Jeder wird von einem Fragment des Shetanmargts geschützt«, stellte Atlan
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