Silberband 094 - Die Kaiserin von Therm
Hellmut trage ich den Kristall freiwillig und kann ihn jederzeit ablegen. Bisher spürte ich keine nachteilige Wirkung.«
»Wie willst du das objektiv feststellen, wenn du über den Kristall von der Kaiserin kontrolliert wirst?«, gab Atlan zu bedenken.
»Das ist sicher schwierig«, gab Rhodan zu. »Aber ich verlasse mich darauf, dass ihr alle mich genau beobachtet und jede Veränderung meiner Psyche sofort feststellen würdet.« Er ignorierte Atlans unwillige Geste und fuhr fort: »Zuallererst müssen die neuen Koordinaten an SENECA übertragen und geprüft werden. Ich glaube zwar nicht, dass die Kaiserin uns betrügen will, aber eine Kontrolle erscheint mir dennoch angebracht.«
Natürlich konnte auch SENECA die Richtigkeit der Koordinaten nicht eindeutig feststellen, aber die Hyperinpotronik würde immerhin willkürlich zusammengestellte Daten aufspüren.
»Du sagtest etwas von Kastanien, die wir aus dem Feuer holen sollen«, erinnerte Bully. »Was genau …?«
»Wir müssen eine Expedition zum vierten Planeten schicken und außerdem auf den Kontinent Troltungh hier auf Drackrioch.«
»Wozu?«, erkundigte sich Waringer.
»Das weiß ich nicht«, bekannte Rhodan.
Alle sahen ihn überrascht an. In einigen Gesichtern zeichnete sich sogar Misstrauen ab. Rhodan konnte das verstehen. Er war mit einem Kristall der Kaiserin zurückgekehrt und hatte nicht einmal Informationen darüber, worum es bei den bevorstehenden Einsätzen ging.
»Wir müssen also ins Nichts hinein operieren«, stellte Atlan kategorisch fest. »Vielleicht handelt es sich um unlösbare Probleme, die der Kaiserin einen Vorwand liefern sollen, uns weiterhin festzuhalten.«
Auch daran hatte Rhodan schon gedacht. Es war möglich, dass die Duuhrt ihren Plan, die SOL in ein zweites MODUL umzufunktionieren, noch nicht aufgegeben hatte und ihn auf Umwegen zu realisieren versuchte.
»Wir werden bald wissen, ob die Kaiserin ehrliches Spiel betreibt«, behauptete Gucky. »Sehen wir uns doch auf Lugh-Pure um, nur dann finden wir heraus, ob es dort tatsächlich etwas für uns zu tun gibt.«
»Tolot und du werden zusammen mit zwei weiteren Besatzungsmitgliedern den vierten Planeten anfliegen!«, bestimmte der Terraner.
»Hast du etwas über BARDIOC erfahren?«, fragte Mentro Kosum.
»Leider nicht. Die Kaiserin war auch in dieser Hinsicht nicht sehr informationsfreudig. Sie ist der Ansicht, dass wir diesen Konflikt überhaupt nicht übersehen können. Immerhin hat sie uns ihren Schutz angeboten. Sie will uns gegen BARDIOC helfen, falls wir durch ihn in Gefahr kommen sollten.«
Atlan schüttelte den Kopf. »Das ist gefährlich! Wir sollten uns nicht bedenkenlos auf die Seite der Kaiserin stellen, dazu wissen wir zu wenig. Vielleicht ist nach unseren ethischen Vorstellungen BARDIOC das Gute.«
Das war eine Überlegung, die auch Rhodan unablässig beschäftigte. Er hoffte nach wie vor, dass ES sich einschalten und zumindest einen brauchbaren Hinweis liefern würde. Aber warum schwieg ES seit längerer Zeit?
»Ich glaube, dass wir vorläufig gar keine andere Wahl haben, als uns auf jede denkbare Situation im Sinne der augenblicklichen Entwicklung einzustellen«, sagte der Terraner. »Eine Langzeitplanung kann nur im Bereich unserer eigenen Interessen aufgebaut werden, hinsichtlich der Superintelligenzen müssen wir flexibel bleiben.«
Er erinnerte sich an den Aufbau der Dritten Macht. Auch damals hatten die Menschen aus der Position des Schwächeren heraus operieren müssen.
»Ich bin sicher«, fuhr er fort, »dass wir unser Bild von den Mächtigkeitsballungen korrigieren müssen. Es gibt offenbar keine genau festgelegten galaktischen Bezirke, sondern die Grenzen scheinen eher fließend zu sein. Wo sie sich überlappen, scheinen Kämpfe stattzufinden. Der Konflikt wird über kurz oder lang in die Innenbezirke beider Mächtigkeitsballungen getragen werden.«
Er verschwieg, dass er überlegte, ob die Menschen vielleicht eine Möglichkeit hatten, den umfassenden Krieg zwischen der Kaiserin von Therm und BARDIOC zu verhindern. Mit solchen Gedanken hätte er wahrscheinlich nur mitleidiges Lächeln hervorgerufen.
Corn Ressacker kam mühsam auf die Beine. Er warf Breiskoll einen schiefen Blick zu. »Warum hast du das getan? Ich habe dich nicht um Hilfe gerufen!«
Der Katzer beobachtete ihn schweigend. Weshalb hätte er erklären sollen, dass er einen unbewussten Hilferuf aufgefangen hatte? Ressacker schien es sowieso als unerträglich zu empfinden, dass
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