Silberband 095 - Mensch aus dem Nichts
ihr in der Arbeitszeit dort zu suchen habt?«
Palcot ging langsamer, bis Kersten ihn einholte. »Was werden wir dort gemacht haben?«, stellte er eine Gegenfrage. »Wir haben uns die Forts angesehen. Es wird nicht viel Mühe kosten, sie wieder funktionsfähig zu machen. In den unterirdischen Arsenalen liegen genug Ersatzteile herum, und fähige Köpfe hat die Opposition sowieso.«
Thorn Kersten blieb stehen. »Du bist verrückt, Forrest! Die Mehrheit hat beschlossen, die Forts nicht anzurühren. Wir wollen weiterleben wie bisher.«
»Das nennst du Leben?« Palcot deutete auf seine Begleiter. »Wir haben es satt! Begreifst du das endlich? Wir haben es endgültig satt, auf die Gnade der verdammten Überschweren angewiesen zu sein, die sich aufspielen, als hätten sie persönlich die Galaxis erobert.«
»In gewissem Sinn haben sie das auch, leider«, gab Kersten zurück.
»Es waren die Laren«, korrigierte Palcot. »Und die haben sich schon lange nicht mehr hier sehen lassen.«
»Sie werden wieder kommen, sobald die Überschweren den geringsten Widerstand melden. Und dann kommen sie mit Vernichtungswaffen.«
»Die Überschweren dürfen keine Gelegenheit erhalten, die Laren zu informieren. Wenn sie ahnungslos hier landen, sind sie so gut wie tot. Und ihr Schiff – das können wir gut gebrauchen.« Forrest Palcot schaute den Bürgermeister herausfordernd an. »Siehst du nun, wie mein Plan ausgeführt werden kann? Ohne jedes Risiko!«
Kersten schüttelte den Kopf und ging weiter. Palcot folgte ihm.
»Du bist verrückt, Forrest! Jedes Schiff würde sehr schnell vermisst werden.«
»Und du bist ein friedfertiger alter Narr!«, schimpfte Palcot wütend. »Du kannst dich auf die nächste Versammlung freuen, denn ich werde einen neuen Antrag einbringen und diesmal gewinnen.«
»Abwarten«, riet Thorn Kersten ruhig. Er war überzeugt davon, dass die Probleme der Milchstraße sie nichts mehr angingen. Sie besaßen eine ganze Welt für sich, die letzten Menschen im Bedden-System.
Forrest Palcot machte seine Drohung war. Die nächste Versammlung beeindruckte er mit einer flammenden Rede über Freiheit und Gerechtigkeit und forderte Kampf den Unterdrückern.
Thorn Kersten sprach von Frieden, Sicherheit und Geborgenheit und davon, dass die Überlebenden von Stiftermann III niemals in der Lage sein würden, auch nur den Überschweren die Stirn zu bieten. Lediglich spärlicher Beifall kam auf, als er sich setzte.
Das brachte Kirna Kersten in Rage. Wütend sprang sie auf. »Habt ihr den Verstand verloren?«, rief sie. »Wenn ihr auf Forrest hört, seid ihr in ein paar Wochen oder Monaten tot. Und wenn ihr großes Pech habt, landet ihr auf einem Strafplaneten. Ich brauche wohl nicht zu sagen, wie es dort zugeht. Was sollen wir mit einem oder zwei Abwehrforts gegen eine Flotte ausrichten? Vielleicht könnt ihr ein Schiff kapern oder zerstören, aber danach werden Hunderte kommen und furchtbare Vergeltung üben. Wenn ihr auf Thorn hört, dann werden wir wenigstens leben, verdammt noch mal!«
Betroffenes Schweigen schlug ihr entgegen, bis jemand zaghaft Beifall zollte. Sekunden später übertönten die positiven Zurufe alle Proteste.
Forrest Palcot hatte abermals eine Schlacht verloren.
Am Himmel stand bewegungslos ein Schiff der Überschweren. Es setzte weder zur Landung auf dem alten Raumhafen an, noch schickte es ein Beiboot zur Oberfläche hinab. Es schwebte nur hoch über der Stadt und beobachtete.
Thorn Kersten schaute Palcot forschend an. »Was wäre geschehen, wenn wir auf dich gehört hätten? Glaubst du, die hätten nicht bemerkt, dass jemand an den Forts arbeitet?«
»Wir hätten das Schiff heruntergeholt!«
»Rede keinen Unsinn! Es würde Monate dauern, bis nur ein einziges Geschütz einsatzbereit wäre. Du solltest endlich realer denken. Politiker mit Wunschträumen sind immer gefährlich.«
»Lass mich in Ruhe …!«
Thorn Kersten seufzte und ging weiter. Er verschwendete keinen Blick mehr an das Schiff der Überschweren.
Der Walzenraumer blieb zwanzig Stunden, dann verschwand er wieder, und das Leben ging weiter.
Bei der nächsten Bürgerversammlung erhielt Forrest Palcot nur noch knapp fünfzig Stimmen für seinen Vorschlag. Am Abend besuchte er seinen Gegner.
Kirna empfing ihn an der Tür. »Wenn du Ärger machen willst, kannst du gleich wieder verschwinden«, eröffnete sie ihm.
Palcot hob beschwichtigend die Hand. »Ich bin nur gekommen, um Thorn einen Ausflug vorzuschlagen.«
»Da steckt
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