Silberband 095 - Mensch aus dem Nichts
muss.«
»Wovon sprechen Sie eigentlich?«, fragte Varmell irritiert.
Sowohl der Vario-500 als auch das Konzept ignorierten die Frage.
»Ja, so könnte es gehen«, stimmte Vanne zu. »Sobald der Sturm sein Maximum erreicht hat, wäre die Ortung eines Kleinstraumschiffs praktisch unmöglich. Wir könnten einen Mann unbemerkt auf Houxel absetzen. Mich stört nur eines daran – dass du mir mit diesem Plan zuvorgekommen bist.«
Die Raumlinse war startbereit, die Techniker räumten bereits den Hangar. Jeder wartete nur noch darauf, dass der Protonensturm sein Maximum erreichte.
Killion Varmells Warnungen vor diesem Todeskommando waren ungehört verhallt. Kershyll Vanne hatte einfach auf seine Flugerfahrungen auf der aphilischen Erde verwiesen und darauf, dass er einen vincranischen Lotsen vollwertig ersetzt hatte.
»Noch fünf Minuten!«, hallte eine positronische Stimme durch den Hangar.
Vanne und der Vario in der Maske des grauhaarigen Prospektors legten die leichten Druckanzüge an. Der Roboter hatte auf einem flugfähigen Anzug bestanden, weil er im Orbit über Houxel abgesetzt werden wollte. Auf Grund der neuen Konzeption war ihm eine Landung selbst mit einer Raumlinse zu riskant erschienen.
Es stand zu erwarten, dass Arcur-Beta in absehbarer Zeit weitere Stürme auslösen würde. Die Hyperphysiker der PLEYST sprachen allerdings davon, dass der alternde Stern viel zu früh in diese Phase getreten sei. Kershyll Vanne wirkte, seit er das gehört hatte, sehr nachdenklich.
»Noch eine Minute!« Vanne und der Vario zwängten sich in die enge Kabine der Raumlinse.
Die PLEYST hatte Fahrt aufgenommen und den unmittelbaren Bereich der Sonne Paarft verlassen, damit das winzige Beiboot nicht durch Protuberanzen gefährdet wurde.
Kaum hatte die Raumlinse im Katapultstart den Schweren Kreuzer verlassen, wurde sie zum Spielball der tobenden Gewalten. Kershyll Vanne bekam das Boot zwar schnell unter Kontrolle, dennoch wurde der Flug mehr als unruhig.
»Das gefällt mir gar nicht«, sagte Vanne nach einiger Zeit.
Der Vario warf einen Blick auf die verrückt spielenden Instrumente. »Mir ebenso wenig. Aber ich habe vollstes Vertrauen zu dir.«
»So habe ich das nicht gemeint«, erwiderte Vanne. »Uns kommt der Protonensturm ja gelegen, aber für den Achtzig-Jahre-Plan kommt er viel zu früh. Ich mache mir deshalb Sorgen.«
»Das kann ich verstehen.«
Vanne schwieg wieder minutenlang.
»Protonenstürme entwickeln sich erst kurze Zeit vor dem implosionsartigen Kollaps eines Neutronensterns«, griff er das Thema dann wieder auf. »Vom ersten Protonensturm bis zu einem Black Hole dauert es nicht einmal mehr Jahrzehnte. Das bedeutet aber, dass die Kelosker den Prozess beschleunigen. Warum tun sie das? Der Plan ist darauf ausgerichtet, dass das Black Hole erst in einigen Jahrzehnten entsteht. Das lässt sich nicht einfach über den Haufen werfen.«
»Du fragst dich nun, was sich die Kelosker dabei gedacht haben«, sagte der Vario-500. »Und du hegst womöglich ähnliche Befürchtungen wie der Larenkommandant?«
»Ich will nicht das Schlimmste hoffen …«
»Es ist meine Aufgabe, das herauszufinden!« Das Prospektorengesicht grinste breit.
Houxel zeichnete sich bereits zwischen den tobenden Energieschleiern ab. Langsam wurde der Planet größer, und schließlich zog Kershyll Vanne die Raumlinse in eine Kreisbahn.
»In Ordnung«, sagte der Vario-Roboter. »Ich setze mich jetzt ab!«
Er schwebte geostationär über dem Riesenplaneten. Die Raumlinse hatte soeben wieder abgedreht, als der Vario drei kleine Larenschiffe ortete. Es handelte sich um Beiboote von SVE-Raumern, die in annähernd gleicher Höhe wie er eine Umlaufbahn um Houxel eingeschlagen hatten.
Noch schienen die Laren ihn nicht bemerkt zu haben, aber sobald er den Antrieb seines Schutzanzugs einschaltete, würden ihre Geräte auf die Energiequelle reagieren. Die Laren waren da, weil der Protonensturm sich schon rapide abschwächte, und sie näherten sich rasch.
Zuerst registrierte der Vario die auftreffenden Impulse nur über den Empfangsteil seines Grundkörpers, der in die Pseudo-Variable Kokonmaske eingebettet war. Lediglich zum Schutz dieser Prospektoren-Maske hatte er den Raumanzug übergestreift. Augenblicke später reagierte auch der Funkempfang des Schutzanzugs auf die Impulse.
Der Vario-500 hatte sie da schon analysiert und erkannt, dass ihr Ursprung in der Uralt-Anlage zu suchen war, über der die Kelosker ihre Station errichtet
Weitere Kostenlose Bücher