Silberband 095 - Mensch aus dem Nichts
tiefe Befriedigung, seinen Körper auf diese Weise zu spüren. Wahrscheinlich empfand er so wegen des langen Aufenthalts als pures Bewusstsein in ES.
Er dachte an seine zwanzig Milliarden Schicksalsgenossen. Früher oder später musste ES dafür sorgen, dass sie wieder Körper erhielten. Dann brauchten sie, falls die Erde wirklich nicht mehr verfügbar war, eine neue Heimat. Vanne vermutete, dass einige der ungewollt von ES ausgestoßenen Bewusstseine bereits Bemühungen unternommen hatten, eine Heimat zu finden oder zu erschaffen.
Am Ende der künstlichen Hügel entdeckte er ein Gebäude, das ihn entfernt an einen überdimensionalen Hut erinnerte. Nach allem, was er bisher erlebt hatte, musste er befürchten, dort auf weitere Pelzwesen zu stoßen. Womöglich erwarteten sie ihn schon.
Vanne blickte zurück. Weit hinter ihm tauchte der erste Verfolger auf. Entweder hatte er den Einschusskrater umrundet oder durchklettert, auf jeden Fall ließ sein Erscheinen keine Wahl mehr. Kershyll Vanne rannte auf das Gebäude zu.
Was aus der Ferne wie die Krempe eines Hutes ausgesehen hatte, entpuppte sich als eine Art Veranda. Vielleicht hatten hier einst Veranstaltungen stattgefunden, wer wollte das heute noch feststellen?
Die Gebäudewände waren glatt, zumindest auf dieser Seite waren keine Eingänge zu erkennen. Vanne überquerte die Veranda. Ein Schuss riss schräg vor ihm ein gewaltiges Loch in die Wand. Als der Qualm der Explosion sich verzogen hatte, stürmte Vanne auf die Öffnung zu und sprang, ohne zu zögern, hindurch.
Er brauchte mehrere Sekunden, um sich in dem Halbdunkel zu orientieren. Staub rieselte auf ihn herab, beschädigte Verstrebungen knackten unheildrohend. Vanne befürchtete, dass das Dach herabstürzen könnte, trotzdem stolperte er eine treppenförmige Abstufung hinab. Schräg vor sich sah er einen vagen Lichtschimmer, wahrscheinlich eine Öffnung auf der anderen Seite des Gebäudes. Vorsichtig ging er darauf zu.
Ein heiserer Schrei ließ ihn herumfahren. Er sah die Silhouetten zweier Verfolger vor dem Durchbruch. Die Frage war, ob sie ihn ebenfalls bemerkten.
Wieder fiel ein Schuss. Vanne wurde von den Beinen gerissen. Er prallte gegen eine Säule und blieb halb betäubt liegen. Aus!, dachte er verzweifelt. Nun hatten sie ihn doch erwischt.
Er hörte Schritte näher kommen, versuchte sich aufzurichten und wegzukriechen. Doch der Verfolger erreichte ihn. Vanne roch den animalischen Gestank des Pelzigen und presste sich dicht auf den Boden. Seine Gefühle waren wie ausgelöscht, er wartete auf einen tödlichen Angriff.
Dann wurde er zu seiner Überraschung sanft hochgehoben und weggetragen.
Das Dröhnen der Graisen hatte Poog dez Nowarth die Verfolgung erleichtert, und in Höhe der Halden war es ihm gelungen, die anderen Wächter zu überholen und vor ihnen in das Gebäude am Rand des Landefelds einzudringen.
Seine Vermutung, dass der Fremde hier Unterschlupf suchen würde, war richtig gewesen. Trotzdem war er zu spät gekommen. Seine Artgenossen aus Endetal hatten den Glatthäutigen schon gestellt und unter Beschuss genommen. Fast wäre auch er selbst getroffen worden.
Poog dez Nowarth stellte fest, dass der Fremde noch lebte. Er schien allerdings verletzt zu sein. Dez Nowarth hob ihn auf und trug ihn in eine dunkle Ecke des Raumes.
Alles hing davon ab, wie die Wächter sich verhielten. Falls sie abzogen, konnte Nowarth hoffen, den Unbekannten zu retten. Setzten seine Artgenossen die Verfolgung fort, um sich zu überzeugen, dass sie ihr Opfer zur Strecke gebracht hatten, würden sie ihn und seinen Schützling früher oder später entdecken. Poog dez Nowarth glaubte nicht, dass ihm selbst Gefahr drohte, aber der Verletzte durfte kaum mit Gnade rechnen.
Er hörte die Verfolger in der Nähe der Einschussstelle. Offenbar hatten sie mit der Suche begonnen. Poog dez Nowarth konnte nicht alles verstehen, was sie sagten, aber er erkannte, dass sie sich über ihr weiteres Vorgehen uneinig waren. Eine Gruppe wollte die Suche fortsetzen, während die andere überzeugt davon war, den Auftrag ausgeführt zu haben.
Zu Nowarths Erleichterung setzten sich jene durch, die für einen Abbruch der Jagd plädierten. Die Wächter entfernten sich wieder, und bald darauf waren ihre Schritte verklungen.
Nowarth trug den Glatthäutigen ins Freie, um ihn in der Helligkeit untersuchen zu können. Der nicht eben schwere Körper fühlte sich schlaff an. Draußen legte Nowarth ihn vorsichtig auf den Boden.
Erst als
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