Silberband 096 - Die Gravo-Katastrophe
dicke Platte mit mehr als fünfzig Metern Durchmesser – schwebte zwischen den Robotern. Als ihre Formation durcheinander geriet, stellte sich die Platte schräg und geriet ins Schlingern. Der Vorgang löste eine Kettenreaktion aus, denn den großen Lastenmaschinen folgte ein Dutzend kleinerer, die ebenfalls auf dem Weg zu der Lastenschleuse gewesen waren. In diesen Verband stürzte der Konverter.
Roboter explodierten, Warnsignale gellten. Qualmwolken stiegen träge an der Wandung der IRONDUKE in die Höhe.
Waringers zweite Manipulation zeigte ebenfalls Wirkung. Der Strom von kastenförmigen Lastenträgern, die aus dem Stollen über dem Klimaschacht hervorglitten, geriet ins Stocken. Die vordersten Maschinen nahmen zwar nach einer Weile wieder Fahrt auf, aber von denen, die eben erst den Stollen verlassen hatten, bewegten sich drei seitwärts und verringerten ihre Flughöhe.
»Achtung!«, rief Waringer. »Gleich ist es so weit!«
Roi Danton und Reginald Bull hatten das Gitter schon gelockert. Indem sie es verkanteten, zogen sie es ein Stück weit in den Schacht herein. Einer der drei Kastenroboter schwebte schon unter dem Schachtausgang, die beiden anderen verdeckten den Blick in die Werfthalle fast völlig.
Reginald Bull sprang in den halb leeren Kasten hinab. Die Maschine ruckte ein wenig, stabilisierte sich jedoch sofort wieder. Danton und Waringer folgten umgehend. Mit gemeinsamen Kräften gelang es ihnen, das Gitter provisorisch zu befestigen.
Die Zeit war knapp bemessen. Sie hatten den letzten Handgriff: kaum getan, da setzte sich ihr Transportroboter in Bewegung. Sie warfen sich flach auf das Ladegut. Etwa auf dem halben Weg zur Schleuse, schätzte Waringer, würden sie die vorausfliegenden Roboter einholen.
Nach längstens zwei Minuten erschien der Rumpf der IRONDUKE im Sichtfeld. Der große Kastenroboter schwebte in eine Lastenschleuse ein. Bully wartete noch mehrere Sekunden, dann richtete er sich auf und schaute sich um. Die Luft war rein.
»Wir steigen aus!«, entschied er und schwang sich auch schon über die Ladekante hinweg. Die Gefährten folgten ihm dichtauf. Die Roboter verschwanden nacheinander im Schiff.
»So gut wie geschafft!«, sagte Reginald Bull mit neuer Zuversicht.
Zum ersten Mal erbrachte der Prozess des kooperativen Denkens kein eindeutiges Resultat. Entweder hatten Bull, Danton und Waringer mit den Roboterproblemen auf der H-Ebene überhaupt nichts zu tun, oder sie folgten einem Plan, der wesentlich ausgefeilter war, als Grukel Athosien zunächst hatte annehmen wollen.
Dieser zweiten Möglichkeit war er im Detail nachgegangen. Sie besagte, dass die Terraner seine voraussichtliche Reaktion in ihre Überlegungen mit einbezogen hatten. Es konnte für sie nicht allzu schwierig gewesen sein, die erste Reaktion des Konzepts vorauszusehen, dass er annehmen würde, sie wollten sich so rasch wie möglich in den Besitz des Raumschiffs setzen. Also würde er seinerseits Vorkehrungen treffen, dass dieses Vorhaben misslang, und sich selbst an Bord der IRONDUKE begeben. So etwa mussten sie gedacht haben und hatten folgerichtig beschlossen, ihren Gegner in Sicherheit zu wiegen, das heißt, ihn warten zu lassen, bis er überzeugt sein musste, dass dem Schiff keine Gefahr mehr drohte. Der Augenblick, in dem er zu dieser Annahme kommen würde, ließ sich leicht bestimmen: sobald die Werftroboter die Arbeit wieder aufnahmen. Das würde nach Raphaels Auskunft in Kürze der Fall sein.
Grukel Athosien beschloss, das Spiel seiner Widersacher zunächst mitzumachen. Er würde von Bord gehen – allerdings nur zum Schein –, sich von der IRONDUKE entfernen und dann, wenn ihn niemand mehr beobachten konnte, von einem Transportroboter zurück in die Hauptzentrale bringen lassen.
Allerdings konnte er sich im Zeitablauf verschätzen. Also war es wichtig, die Schutzschirmschaltungen zu sichern, sodass die Terraner sie nicht aktivieren und ihn aussperren konnten.
Er selbst verstand viel von Raumschiffen, aber in den Einzelheiten der Kontrollmechanismen kannte Ponto Sassola sich besser aus. Grukel Athosien übergab also die Kontrolle an den Hyperdimphysiker. Es interessierte ihn wenig, was Sassola tat, denn er wusste, dass er sich auf den Mann verlassen konnte. Er nutzte die Gelegenheit, im Privatbereich seines Bewusstseins noch einmal alles Für und Wider durchzugehen.
Ponto Sassola untersuchte währenddessen die Schirmfeldschaltungen und stellte fest, dass die Feldprojektoren an das
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