Silberband 096 - Die Gravo-Katastrophe
geht.«
»Die Zustände auf Koriet sind erschütternd«, bestätigte Atlan. »Wir müssen befürchten, dass es auf den anderen Planeten nicht besser aussieht. Ich wünschte, es gäbe eine Möglichkeit, umfassend zu helfen.«
Zburra nickte. »Natürlich haben wir alles versucht, von Koriet zu entkommen«, fuhr er stockend fort. »Dabei haben wir uns sogar in ein varbisches Kleinstraumschiff gewagt. Aber abgesehen davon, dass wir die Instrumente nicht beherrschten, hätte das Triebwerk unter den gegebenen Umständen sicher versagt. So haben wir uns mehr schlecht als recht in der Stadt durchgeschlagen. Manchmal war es unglaublich schwer, ausreichend Verpflegung …« Seine Stimme kippte.
Atlan ging zu ihm und umfasste ihn an der Schulter. »Es ist vorbei, Khun«, beruhigte er den Mann. »Sie können sich ausruhen.«
»Richtig froh werde ich wohl erst wieder an Bord der SOL sein«, sagte Zburra.
Atlan räusperte sich. »Wir kehren nicht sofort zurück. Der wichtigste Teil unserer Mission liegt noch vor uns.«
Zburra schaute ihn erschrocken an.
»Wir fliegen nach Wassytoir«, sagte Atlan. »Der Schwere Magier befindet sich in Not. Wir haben eine Abmachung getroffen, ihn zu retten.«
Zburras Augen weiteten sich. »Ihn …?«, ächzte er fassungslos.
»Den Schweren Magier, BARDIOCs Inkarnation oder wie immer«, bestätigte der Arkonide. »Wir holen die Inkarnation ab – aber nicht, um sie wie vereinbart bei den Hulkoos abzuliefern, sondern wir setzen sie auf der SOL gefangen.«
Zburra blickte Atlan erschrocken an. »Das ist nicht wahr?«, rief er entsetzt. »Sie haben die Inkarnation nicht erlebt, Sie wissen nicht, was es bedeutet, in ihrer Nähe zu sein. Wie kommen Sie auf die Idee, dass wir sie überhaupt festhalten könnten?«
Alaska Saedelaere, der sich bisher im Hintergrund gehalten hatte, trat auf Zburra zu. »Ich kenne die Inkarnation«, sagte er in seiner holprigen Sprechweise. »Deshalb weiß ich, was uns unter Umständen erwartet. Trotzdem glaube ich, dass wir das Risiko eingehen können.«
Zburra schüttelte heftig den Kopf. Er brachte nicht mehr einen Ton hervor. Ein Medoroboter führte ihn hinaus zur Krankenstation.
»Er steht wie seine Begleiter unter Schock.« Atlans Worte waren an alle gerichtet und sollten jede Unruhe im Keim ersticken. »Für uns besteht keine Veranlassung, den Ablauf des Unternehmens zu ändern.«
Vor der Landung auf Wassytoir untersuchte Louisyan mich noch einmal. In unserer Gemeinschaftskabine holte er die Werkzeuge aus seinem Ausrüstungspaket und öffnete meine Körperplatten. Ich hatte ihn selten so nachdenklich erlebt.
»Weißt du, woran ich denke, Casey?«
»Natürlich nicht, Sir.«
Er lächelte. »Daran, dich vorübergehend abzuschalten und diesem Schlaumeier Langur gegenüber zu behaupten, der lange befürchtete Funktionsausfall sei eingetreten.«
»Auf diese Weise könnten Sie alle eventuellen Schwierigkeiten mit Douc Langur und mir auf Wassytoir vermeiden, Sir«, erriet ich.
»Genau.« Er leuchtete in meine Positronik und seufzte. »Ganz abgesehen davon, dass es wirklich nicht zum Besten mit dir bestellt ist.«
»Tun Sie es nicht, Sir!«, beschwor ich ihn.
Er sah mich abschätzend an. »Man könnte glauben, du hättest dich für diese ganze Sache emotional engagiert, Casey«, sagte er mit einem merkwürdigen Unterton. »Das ist natürlich unmöglich, aber ich muss einkalkulieren, dass es aufgrund des chemischen Prozesses in deiner Positronik zu den seltsamsten Veränderungen kommt.«
»Ich habe mich nicht verändert, Sir«, beteuerte ich.
Er ließ die Arme sinken und warf die Werkzeuge auf sein Bett. »Ich schalte dich nicht ab, Casey. Mich interessiert, was mit dir los ist, und das kann ich nur herausfinden, wenn ich dich gewähren lasse.«
»Danke, Sir«, sagte ich.
»Schon gut.« Er winkte ab. »Vielleicht wird es mir noch Leid tun, aber ich werde ja ständig in deiner Nähe sein und kann eingreifen, falls es Ärger gibt.«
Ich fragte mich, ob ich ihm tatsächlich dankbar sein musste. Es war eine seltsame Sache mit den Gefühlen der Menschen. Um auch nur eines verstandesmäßig zu erfassen, brauchte ich mehrere hunderttausend Informationseinheiten. Erst dann konnte ich, wenn es von meinen Besitzern gewünscht wurde, Gefühle vortäuschen. Ich dachte allerdings nicht länger darüber nach, denn ich hatte die Befürchtung, dass mich das verwirren würde.
Die Tür öffnete sich. Langur kam herein. »Sind Sie fertig?«, fragte er Louisyan.
Der
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