Silberband 096 - Die Gravo-Katastrophe
SOL-Zelle-Eins. Ich rufe die KYHBER auf Baytuin. Vor etwa fünfundvierzig Minuten ist das vorläufig letzte Schiff der Hulkoos im Normalraum erschienen. Die Flotte besteht aus insgesamt zehntausendeinhundertundacht Schiffen verschiedener Größe und formiert sich zu kleineren Gruppen. SENECA glaubt, dass die Invasion unmittelbar bevorsteht. Momentan befindet sich das SOL-Segment noch auf Wassytoir, die SZ-1 und die SZ-2 halten unverändert einen weiten Orbit über dem Planeten. Hellmut Ende.«
»Über zehntausend Schiffe«, wiederholte Perry Rhodan. »Dieser Armada haben wir nichts entgegenzusetzen.«
»Mein Kleines!«, brüllte Tolot besorgt. »Wenn ich dir einen Rat geben darf: Starten wir, versuchen wir, unsere verschwundenen Freunde zu finden, und dann verlassen wir das Varben-Nest. Es ist unsicher und gefährlich!«
Rhodan blickte zu dem Haluter auf und schüttelte den Kopf. »Wir dürfen nicht zulassen, dass BARDIOC diese Sonnensysteme versklavt. Wir müssen den Varben die Chance geben, sich mit uns gegen die Kleinen Majestäten zu wehren. Es wäre unwürdig, wenn wir jetzt starten, Tolotos.«
Er aktivierte ein Mikrofonfeld für den Hyperkom. »Hier KYHBER, Perry Rhodan. Ein Treffen mit den obersten Varben von Dacommion scheint direkt bevorzustehen. Wir reagieren erst, sobald die Hulkoo-Flotte angreift. Rhodan Ende.«
Auch Bjo Breiskoll rechnete damit, dass die Aufforderung zum Gespräch mit den Weltverwaltern am kommenden Morgen ergehen würde. Kurz bevor er gemeinsam mit Alaska Saedelaere die Zentrale verließ, wurde wieder vergeblich versucht, mit Balton Wyt und Ras Tschubai Verbindung aufzunehmen.
»Ich bin sehr besorgt«, sagte der Katzer.
»Das sind wir alle«, erwiderte Alaska schleppend. »Aber versuche das zu vergessen und schlafe dich aus, Bjo. Wenn wir durch die Gravo-Schleuse nach Dacommion gehen, sollten wir alle ausgeruht sein.«
Das Erwachen war für Ras Tschubai ebenso schmerzhaft wie die Bewusstlosigkeit. Der Schmerz dröhnte in seinem Schädel und jagte im Rhythmus des Herzschlags Ströme flüssigen Feuers durch den Körper. Mühsam öffnete er die Augen.
»Wo bin ich?«, murmelte der Teleporter und registrierte, dass er auf einer glatten Fläche lag. Über ihm krümmte sich behauener Fels wie ein Gewölbe.
Der Schmerz trieb ihm Tränen in die Augen. Es war still und warm, aber er registrierte einen schwachen Luftstrom, der über seinen Körper hinwegstrich. Dann hörte er ein lang gezogenes Stöhnen und danach keuchende Atemzüge.
Endlich erkannte er, dass Balton Wyt nur wenige Meter von ihm entfernt lag. Aus Nischen dicht über dem Boden fiel indirektes Licht. Langsam stemmte Tschubai sich in die Höhe und stand Minuten später unsicher und schwankend wieder auf den Beinen.
»Wo sind wir?«, brachte Wyt stöhnend hervor.
Tschubai taumelte langsam auf eine der beiden Flächen zu, die wie gläserne Torflügel aussahen. Balton Wyt hinkte ihm hinterher. Die Halle war nicht sehr lang. Mit der Schulter drückte der Mutant das Tor auf. Teleportieren, das spürte er, war ihm noch unmöglich.
Wyt drängte sich an ihm vorbei, und Ras Tschubai ließ die Tür los. Sie schwang zurück und schloss sich. Danach war es unmöglich, sie wieder zu öffnen.
»Eine Falle!«, rief der Telekinet leise, aber darauf achtete Tschubai schon nicht mehr. Angespannt starrte er hinab in die drei Meter tiefer liegende kreisförmige Halle. Schlanke Säulen stützten die niedrige, leuchtende Decke, und ringsum reihten sich torbogenähnliche Öffnungen aneinander. Rechts von den beiden Terranern schleppte sich ein erstaunlich aussehendes Wesen auf verdreht wirkenden Füßen auf das Zentrum der Halle zu. Es war offensichtlich aus einem der Eingänge gekommen.
Nichts an den Proportionen dieses Wesens schien zu stimmen, trotzdem ergänzte die Fantasie die verworrenen und verdrehten Formen.
»War das einmal ein Varbe?«, keuchte Wyt entsetzt.
Aus einem gegenüberliegenden Eingang kroch ein noch deutlicher missgestaltetes Geschöpf. Es schleppte einen Gravitationsbeutel von mehr als einem Meter Durchmesser hinter sich her und stieß wiederholt ein trillerndes Kichern aus.
»Wir sind in einem Irrenhaus gelandet. Oder in einem Krankenhaus!«, rief Tschubai.
Weitere Insassen krochen, humpelten und sprangen aus den Öffnungen hervor. Jede dieser bemitleidenswerten Kreaturen schien einst ein Varbe gewesen zu sein, insofern hatte Balton Wyt wohl Recht. Tschubai und er standen am Rand der vertieften Kreisfläche und
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