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Silberband 096 - Die Gravo-Katastrophe

Titel: Silberband 096 - Die Gravo-Katastrophe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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sahen schweigend mit an, wie immer mehr dieser Gestalten aus den unter ihnen befindlichen Räumen hervorkamen und sich in der Halle trafen. Sie umkreisten einander, schienen sich zu unterhalten, gestikulierten mit verkrümmten Gliedmaßen.
    Einer der ›Kranken‹ blieb abrupt stehen und wandte das größere seiner unterschiedlichen Facettenaugen den Fremden zu. Dann nahm er den Arm vom Boden hoch und kreischte erbarmungswürdig.
    Der Translator gab nur einen protestierenden Summton von sich. Ras Tschubai und Balton Wyt sahen sich an. Noch immer stachen die Schmerzen durch ihre Schädel.
    »Sie scheinen harmlos und ungefährlich zu sein.«
    »Kommt!«, schrie es jetzt aus dem Translator. »Sehen! Betasten! Miteinander freuen!«
    Vor ihnen vergrößerte sich das chaotische Durcheinander. Offensichtlich waren eben die Unterkünfte geöffnet worden, denn mittlerweile zählte Tschubai an die zweihundert dieser Wesen.
    Zwei Varben, ineinander gewachsen wie die legendären siamesischen Zwillinge, krochen auf vier Beinen und zwei Händen heran, robbten eine Rampe hoch und winkten zutraulich. Ihre Gravitationsbeutel hatten sich in rotblaue Schläuche verwandelt und zuckten wie Pythons. Die überlangen Spinnenfinger von zwei Händen erhoben sich zu einer flehenden Geste.
    »Sie müssen fremd sein!«, rief der Varbe auf der rechten Seite des Körpers.
    »Sie können ruhig zu uns kommen«, bat der andere. »Wir sind alle harmlos.«
    Tschubai schluckte betroffen. Zögernd machte ein mehrere Schritte vorwärts, dann fragte er: »Sie sind Varben? Bewohner dieses Planeten?«
    »Wir sind Gravitationsgeschädigte.«
    Balton Wyt folgte zögernd. Als sie den Boden der Halle betraten, umringte sie eine Gruppe der Geschädigten. Nur in seltenen Fällen hatten diese Unglücklichen die dunkelgraue, in der Konsistenz an Gummi erinnernde Haut. Was ihre Körper bedeckte, war faltig oder warzenbedeckt, schuppenartig oder hochglänzend, in allen Farben des Spektrums einzeln und häufig sogar in mehreren Farben gleichzeitig, aber eines war allen gemeinsam: Ihre Gravitationsbeutel waren bis zur Unkenntlichkeit deformiert.
    »Gravitationsgeschädigte?«, fragte Wyt mit belegter Stimme. »Wie sollen wir das verstehen?«
    »Als wir die Gravo-Schleuse betraten, waren wir Varben und glaubten an den Schweren Magier. Wir verließen die Schleuse in dem Zustand, in dem Sie uns nun sehen.«
    »Alle sind wir auf die Hilfe von Ärzten und Pflegern angewiesen. Wir sind Dismordonke!«
    Bis auf den letzten Ausdruck übersetzte der Translator die Schreie und Rufe. Ein Geschöpf, das wie ein gelbes Varben-Gerippe aussah, schob sich durch die Menge. Die Kleidung der Unglücklichen war auf ihre missgestalteten Körper zugeschnitten und verwandelte sie in die Statisterie eines surrealistischen Gemäldes.
    Das Gerippe, in einen schlaffen, aber riesigen Gravitationsbeutel wie in einen Umhang gehüllt, streckte eine elffingrige Hand aus und fuchtelte mit drei Daumen vor Tschubais Gesicht umher. »Sie denken, nur Varben sind hier? Keineswegs. Dieses Sanatorium, das jeder von uns nur als Leichnam verlässt, nennt sich Heimstatt der Gravitationslosen!«
    Ein aufgeregt schreiender Chor unterbrach die Erklärungen des Knöchernen. Jemand heulte auf wie ein Tier. »Die Pfleger sammeln uns wieder ein.«
    Der Zwillingsvarbe zupfte an Balton Wyts Kombination. »Wir dürfen keinen Kontakt mit der Außenwelt haben – nun, es kommt ohnehin niemals jemand zu uns.« Er lachte schrill. »Kommen Sie, wir verstecken Sie im Turnraum. Dorthin kommen die Pfleger nur, wenn jemand aus dem Netz fällt und sich die letzten Knochen bricht.«
    Die beiden von der SOL wurden von mindestens dreißig verunstalteten Varben mitgerissen. Der Zug ergoss sich durch mehrere nebeneinander liegende Ausgänge und wälzte sich kichernd und stöhnend, schreiend und mit unrhythmischem Trappeln der nackten Füße einen gekrümmten Korridor abwärts.
    Nahezu übergangslos gerieten sie in eine künstliche Landschaft, vermutlich eine raffinierte Projektion. Seile und Schlaufen hingen von oben herab, Berge eines schaumähnlichen Materials lagen herum, der Boden bestand aus simulierten Steinen, Geröll und Felsen, ebenfalls alles weiches Material.
    Die Gravitationsgeschädigten verteilten sich schnell nach allen Seiten. Hier fanden sie vielleicht einen schäbigen Ersatz für ihren verloren gegangenen Gravitationssinn, der Sehnsucht, Religion, Lebenszweck und Daseinselixier zugleich war. Sie verschafften sich die

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