Silberband 097 - Rebell gegen ES
diesen Vorschlag sofort eingehen werden. Aber ich kann das Angebot nicht annehmen!«
»Warum nicht?«, fragte Tallmark verblüfft.
»Euer ganzes Streben war von Anfang an darauf ausgerichtet, dass ihr mit dem Rest eures Volkes vereint werdet. Ich kann euch nicht um den Lohn eurer Mühe bringen.«
Tallmark machte eine wegwerfende Geste. »Du bringst uns vielleicht um den Lohn, aber gleichzeitig verhilfst du uns zu einem würdigen Leben. Die Schuld würde uns erdrücken, wenn wir unter der Gewissheit leben müssten, dass wir unser Ziel nur unter Opferung eines Menschenlebens erreichen konnten.«
»Dann seht zu, wie ihr damit fertig werdet!« Kershyll Vanne sprang wieder auf. »Ich werde nicht zulassen, dass ihr meinetwegen auf euren Plan verzichtet.«
Tallmarks vier Augen leuchteten auf eigentümliche Art und Weise. »Weißt du, dass du gar keine Wahl hast?«, fragte er. »Wem wird Hotrenor-Taak die Programmierung des Bordrechners der GÜROSOLL übertragen?«
»Euch natürlich.«
»Wir programmieren ihn also so, wie wir entschieden haben. Du hast darauf überhaupt keinen Einfluss!«
»Was willst du damit sagen?«, erkundigte sich Vanne irritiert.
»Nur, dass die GÜROSOLL kurz vor dem Eintritt in die Hypersphäre von Arcur-Beta einen Sprung zur Seite machen, auf volle Beschleunigung gehen und im Hyperraum verschwinden wird!«, rief Tallmark.
»Das würdet ihr nicht tun!«, protestierte Vanne.
»Oh doch, das werden wir tun. Und du wirst es nicht verhindern.«
Tallmark wälzte sich davon, um mit den anderen Keloskern darüber zu diskutieren.
Kershyll Vanne hatte erreicht, was er wollte. Die Kelosker waren abgelenkt, und das verhinderte ihre seelische Krise. Dass sich an seinem eigenen Schicksal dadurch nichts geändert hatte, spielte für ihn keine bedeutende Rolle.
Die Kelosker waren Koryphäen auf ihrem Fachgebiet, aber unzulänglich auf jedem anderen. Wenn Tallmark glaubte, Hotrenor-Taak werde sich nicht dagegen schützen, dass die GÜROSOLL im entscheidenden Augenblick ausbrach, dann würde er eine schmerzliche Überraschung erleben. Der Lare würde rücksichtslos dafür sorgen, dass der Flug des SVE-Raumers exakt nach seinen Vorstellungen verlief. Die einfachste Möglichkeit war, die Programmierung des Bordrechners durch larische Spezialisten überprüfen zu lassen und eine Bombe an Bord zu deponieren, die in dem Augenblick zündete, in dem die Programmierung verändert wurde.
So würde Hotrenor-Taak es machen. Davon war Kershyll Vanne überzeugt.
Die Ereignisse auf Dhoom waren nicht ohne Einfluss auf Hotrenor-Taaks Personalpolitik geblieben. Der Chefwissenschaftler Sessana-Taal war zu seinem engstem Vertrauten aufgerückt.
Die beiden Männer befanden sich in Hotrenor-Taaks Arbeitsraum. Von hier aus reichte der Blick weit über die Wüste von Dhoom.
»Glaubst du, sie spielen ehrlich?«, fragte Hotrenor-Taak. Bedingt durch die unsäglichen Ereignisse während des Festes der Urquelle, hatte er in dem Wissenschaftler einen Freund entdeckt, dem gegenüber er es sich leisten konnte, die vertraulichste der Anreden zu verwenden. Die larische Sprache kannte fünf verschiedene Anredeformen, jeweils zwei Vorgesetzten und Untergebenen gegenüber – und schließlich das vertrauliche Du unter Freunden.
»So kann ich die Frage nicht beantworten«, sagte Sessana-Taal nach einigem Überlegen. »Wenn du meinst ›Wird das Black Hole planmäßig entstehen und unsere Flotte rechtzeitig einfliegen können?‹, dann möchte ich antworten, ja, sie sind ehrlich. Aber wo werden wir landen, wenn wir durch das Black Hole gehen?«
»Es gibt zwei Möglichkeiten«, antwortete Hotrenor-Taak. »Entweder erreichen wir die Zgmahkonen, von denen uns durch die Dimensionstunnel alle Galaxien des Konzils offen stehen, oder wir kommen unmittelbar in einer der Galaxien heraus. Ich frage mich, ob mir die letztere Möglichkeit lieber wäre. Die Zgmahkonen scheinen sich seit einiger Zeit zurückgezogen zu haben, und niemand weiß, ob das auf physische oder politische Umstände zurückzuführen ist.«
»Wo werden wir landen, wenn wir durch das Black Hole gehen?«, wiederholte der Wissenschaftler. »Du weißt es also nicht.«
Der Verkünder war verblüfft. Er hatte den Keloskern mitunter misstraut, aber ebenso oft war sein Verdacht beschwichtigt worden. Sein Misstrauen hatte sich immer auf die Dinge bezogen, die seine Wissenschaftler zur Not nachprüfen konnten. Der Gedanke, sich um das ›Danach‹ zu sorgen, war ihm nie gekommen.
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