Silberband 097 - Rebell gegen ES
seinen inzwischen kräftigen Hunger stillen konnte. Er entdeckte einen quaderförmigen Behälter, der leicht zu öffnen war und sich dabei erwärmte. Das erschreckte ihn, aber er verstand bald, dass ihm daraus keine Gefahr erwuchs. In dem Behälter befanden sich weitere kleinere Behälter. Sie waren es, für die er sich interessierte. Auch ohne sie zu öffnen, wusste er, dass ihr Inhalt für ihn wertlos war. Nur die Umhüllung enthielt nahezu alle Minerale, die er brauchte.
Er legte sich auf den Boden und platzierte einen der kleinen Behälter auf seinem Leib. Der Absorptionsprozess begann sofort, die zerfließende Umhüllung wurde vom Körper aufgesogen. Kempah spürte, dass seine Kräfte wuchsen. Der Inhalt des Behälters, breiig und übel riechend, erstarrte auf seiner Körperoberfläche zu einer unansehnlichen Kruste. Er absorbierte mehrere Umhüllungen der kleinen Behälter und verschmierte sich immer mehr mit dem widerlichen Inhalt – bis er plötzlich registrierte, dass er nicht mehr allein in dem Gebäude war.
Er war mit dem Absorptionsprozess so beschäftigt gewesen, dass ein Warnsignal eines seiner Wahrnehmungsmechanismen erst mit Verspätung in sein Bewusstsein vorgedrungen war. Kempah warf den großen Behälter beiseite und konzentrierte sich auf die Beobachtungen, die einer seiner vielen Sinne anstellte.
Lebewesen waren in die Kuppel eingedrungen. Die Gruppe bestand aus drei Mitgliedern, alle von nahezu gleichem Aussehen und auch in der Größe nur wenig verschieden. Lebewesen dieser Art waren ihm noch nie zu Gesicht gekommen. Er sah, dass außerhalb der Kuppel ein Fahrzeug stand. Mit diesem mussten die Fremden gekommen sein. Also waren sie intelligent.
Kempah legte auf eine Begegnung keinen Wert. Das war verständlich. Er befand sich in einem Universum, von dessen Beschaffenheit er keine Ahnung hatte. Es wäre vermessen von ihm gewesen, zu erwarten, dass sich die drei Fremden ihm gegenüber freundlich verhalten würden. Und vermessen war Kempah nicht.
Als die Eindringlinge näher kamen, machte er sich auf den Weg. Immer höher drang er in der Kuppel vor, bis er auf einer der obersten Ebenen einen Raum erreichte, dessen Wände zur Hälfte durchsichtig waren, hier führte kein Weg mehr weiter, und zurück wollte er nicht, weil er den Fremden unweigerlich begegnet wäre.
Diese befanden sich ebenfalls auf dem Weg nach oben. Eine Zeit lang war Kempah ziemlich verzweifelt. Dann versetzte er sich in jenen Zustand der Starre, in dem er seit vielen Jahrzehntausenden ausgeharrt hatte. Er glaubte, dass die Fremden ihm womöglich keine Beachtung schenken würden, wenn er auf dem Boden lag wie eines der Felsstücke, die es zu Millionen auf ihrer Welt gab.
Kurze Zeit später betraten die Eindringlinge den Raum, den er sich als Zuflucht auserwählt hatte. Aus der Nähe, stellte er überrascht fest, konnte er ihre schwachen Bewusstseinsimpulse wahrnehmen. Sie waren schwer verständlich, und er würde nie die Gedanken der Fremden einfach lesen können. Aber in groben Umrissen vermochte er, ihren Denkprozessen zu folgen.
So nahm er wahr, dass die Fremden sich darüber wunderten, weshalb ein Stein auf dem Boden dieses Raumes lag. Das wiederum fand er erstaunlich, denn schließlich war diese Welt voller Steine. Dann wandte sich das Interesse der Unbekannten von ihm ab, und das erleichterte ihn sehr.
Die Fremden waren auf der Suche nach etwas. Sie waren, wie er verstand, unter großen Gefahren gekommen. Ringsum lauerte eine feindliche Macht. Was die Fremden suchten, wurde ihm nur zögernd klar. Es war nichts Materielles, sondern eine Information. Kempah glaubte zu verstehen, dass die Zweibeiner einige der Ihren in das Lager der Gegner eingeschleust hatten. Nun wollten sie herausfinden, wie es ihren Leuten ging.
Seine einzige Sorge war es, wie er zu dem Leuchtfeuer zurückfinden sollte. Deswegen horchte er auf, als die drei sich über einen Stern unterhielten, der in der jüngsten Zeit eine sehr merkwürdige Entwicklung durchgemacht hatte. Er hatte es schwer, sich mit den fremden Denkprozessen anzufreunden. Doch als ihm das endlich gelungen war, stellte er fest, dass die Fremden über Dinge redeten, mit denen er sehr vertraut war. In der Nähe dieser Welt, die er nicht kannte, gab es eine sterbende Sonne, die im Begriff war, sich in ein Loch in der Wand des Universums zu verwandeln. Der Zerfallsprozess wurde offenbar gesteuert – von den Leuten, die die Zweibeiner in das Lager des Gegners eingeschleust hatten.
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