Silberband 097 - Rebell gegen ES
wusste er nichts von dem, was zweitausend Kilometer entfernt geschehen war. Er war intelligent genug, um zu verstehen, dass der Fremde versuchte, seine Sprache zu erlernen. Er war hilfsbereit und reagierte auf Gesten, indem er die Namen der bezeichneten Gegenstände aussprach. Gerade deshalb machte der Vario bei der Analyse rasche Fortschritte.
Er erwog bereits, den Wolklov zu überreden, dass er sich ihm als Begleiter zur Verfügung stellte. Doch als der Boden zu beben anfing, machte das seine Pläne zunichte.
Aus der Ferne drang das Grollen einer schweren Explosion heran. Der Wolklov gab ein pfeifendes Geräusch von sich und setzte sich so rasch in Bewegung, dass der Vario ihn nicht mehr aufhalten konnte.
Das Dröhnen einer zweiten Explosion klang schon deutlich näher. Jemand hatte offenbar damit begonnen, die Anlagen der Wolklovs zu zerstören.
Der Vario wusste nicht, warum Hotrenor-Taak seine Absicht geändert hatte, die Insektenabkömmlinge ungeschoren zu lassen. Aber er erkannte, dass die Wolklovs sich in ernster Gefahr befanden.
Gegen Abend des dritten Tages brachen planmäßig drei SVE-Raumschiffe in die Landefläche ein. Der Vorfall löste Alarm aus, und Kenor-Waat kam zu dem Schluss, es müsse sich um eine gezielte Aktion der Wolklovs handeln.
Die drei Raumer hatten voll unter Energie gestanden, sich somit nicht von Schiffen mit stählernem Rumpf unterschieden. Die Formenergie ihrer Wände repräsentierte ein gewisses Masseäquivalent. Unter dem Gewicht hatte die Decke eines gewaltigen Hohlraums nachgegeben, den die Wolklovs anscheinend erst in jüngster Zeit erschaffen hatten. Zwei der Schiffe waren von ihren Sicherheitsmechanismen abgefangen worden. Bei dem dritten hatte es offensichtlich Probleme gegeben – der SVE-Raumer existierte nicht mehr.
Die Tatsache, dass keine Besatzungen an Bord gewesen waren, bezeichnete Kenor-Waat als großes Glück, weigerte sich aber dennoch, den Wolklovs deswegen mildernde Umstände zuzubilligen.
Der Interimskommandant berief den Stab zusammen und erklärte seine Absicht, die Wolklovs zu bestrafen. Den Widerspruch des Wissenschaftlers Sessana-Taal wischte er schnell beiseite.
Die Strafaktion begann noch in derselben Nacht.
Staunend hörte Saj-Saj die Beschreibung der Angreifer. Sie glichen nicht den Bewohnern der fremden Station – und dennoch waren sie aus der Station gekommen. Sie bewegten sich schwebend und hatten Körper aus Metall wie der Eindringling, dessen Spur sie verloren hatten.
»Die Natur erzeugt keine Geschöpfe aus Metall. Also müssen diese Wesen anders als auf natürliche Weise entstanden sein«, bemerkte der weise Khila. »Ich halte sie für Maschinen, die von den Laren erschaffen wurden.«
»Maschinen, die sich wie intelligente Wesen verhalten?«, fragte Saj-Saj ungläubig.
»Es klingt erschreckend, aber wir müssen uns mit dem Gedanken vertraut machen«, gab der Weise zu.
Das Vorgehen der Maschinen ergab für Saj-Saj zunächst keinen unmittelbaren Grund zur Beunruhigung. Sie halten es auf das Bildnis des achtbeinigen Götterboten abgesehen und bearbeiteten die Skulptur mit Waffen, die glühende Feuerströme versandten. Saj-Saj entsann sich, was seine Königin gesagt hatte. Gewalt, die dem Bildnis zugefügt wurde, verwandelte sich unmittelbar in Energie und befähigte die Skulptur, ihre Signalwirkung zu verstärken.
Saj-Saj bat um eine Unterredung mit der Königin und wurde sofort vorgelassen, Iinaa war über den Angriff bereits informiert, sie ertrug die Neuigkeit mit heiterer Gelassenheit.
»Du kommst, um dich zu vergewissern, dass ich keine Furcht empfinde?«, fragte sie den Obersten Planer freundlich.
»So ist es, meine Königin«, antwortete Saj-Saj. »Ich komme außerdem, um mich an der Ruhe der Herrscherin zu erbauen. Ich bin nämlich gar nicht so gelassen, wie ich vielleicht aussehe.«
»Es gibt keinen Anlass zur Aufregung, Oberster Planer. Wir stehen unter Paj-Pajanoors Schutz, seine Kraft bewahrt uns vor allem Unheil. Du wirst erleben, dass sich der Gegner von selbst zurückzieht.«
»Es besteht aber die Möglichkeit, dass die Angreifer, die Khila für Maschinen hält, sich dem Palast zuwenden werden«, hielt Saj-Saj der Königin entgegen.
»Dann allerdings müssen wir Sorge empfinden. Ich habe mich in den letzten Tagen intensiv mit der Frage meiner Nachfolge befasst. Einige Ersatzköniginnen sind bereits ausgewählt und werden auf ihre Aufgabe vorbereitet. Bis sie jedoch so weit sind, dass eine von ihnen mein Amt
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