Silberband 097 - Rebell gegen ES
das in dieser strahlenden Welt selbst schwach leuchtete.
Keran-Haat konzentrierte sich darauf, und mit einem Mal entstand vor seinem geistigen Auge ein Gedankenbild. Es zeigte einen der Eingeborenen – einen Wolklov. Dieses Wesen maß nur drei Viertel der Körpergröße eines Laren, hatte einen Insektenkopf und riesige Facettenaugen. Von drei Gliedmaßenpaaren benutzte es nur das unterste zur Fortbewegung und ging dabei aufrecht. Über den schmalen Schultern hing ein purpurner Umhang.
Der Auserwählte erkannte, dass das Insektenwesen selbst ihm dieses Gedankenbild schickte. Er fragte sich, ob schon andere Laren vor ihm auf diese Weise mit Wolklovs Verbindung aufgenommen hatten.
Die Antwort kam sofort in Bildern. »Nein, die anderen Laren besitzen deine Gabe nicht. Mein Name ist Saj-Saj, ich bin der Oberste Planer unserer Königin.«
Keran-Haat übermittelte dem Wolklov seinen Namen und versuchte, auch seinen eigenen Status zu erklären.
Saj-Saj schien zu verstehen. Er wusste sogar eine Erklärung dafür, dass Keran-Haat auf Dhoom sein Neues Sehen entwickelt hatte. Der Wolklov schrieb dies der Ausstrahlung der Skulptur von Paj-Pajanoor und dem Staubmantel um den Planeten zu.
Keran-Haat akzeptierte diese Erklärung. Für seinesgleichen war er blind, aber in Wirklichkeit waren seine Artgenossen im Vergleich zu ihm mit Blindheit geschlagen. Sein Sehen basierte nicht auf simplen elektromagnetischen Wellen, sondern auf einer viel weiter reichenden und differenzierteren Hyperfrequenz.
Keran-Haat tastete sich in seine Umgebung vor. Zu seiner größten Überraschung konnte er nicht nur die Wolklovs zu Abertausenden in der Planetenoberfläche graben sehen, sondern ihm sehr nahe anderes Leben, das für ihn ebenfalls in Form leuchtender Muster sichtbar wurde.
Aus Saj-Sajs Gedankenbildern erfuhr er, dass es sich um die Sieben-D-Denker aus dem Volk der Kelosker handelte. Keran-Haat war von ihnen fasziniert, und dann entdeckte er zwischen diesen plumpen Leuchtgebilden ein weit grazileres von larenähnlicher Gestalt.
»Das ist ein Mensch«, erfuhr er von Saj-Saj. »Sein Name ist Kershyll Vanne. Er denkt in ähnlichen Bahnen wie die Kelosker.«
Der greise Lare wollte diesen außergewöhnlichen Menschen kennenlernen.
»Das lässt sich sicherlich einrichten«, übermittelte ihm Saj-Saj.
Die Gedankenbilder des Wolklovs verblassten. Keran-Haat fand sich in der Finsternis der Wirklichkeit wieder, und das ernüchterte ihn. Seine Finger tasteten über die körpertemperierte Oberfläche eines Medo-Bettes.
Plötzlich vernahm er Stimmen. Die Sprecher schienen sich aber nicht in diesem Raum aufzuhalten.
»Hotrenor-Taak wird vor den Augen von Millionen Laren sterben, die das Fest der Urquelle auf den Schirmen verfolgen. Aber nicht einmal die zehntausend Festgäste in der Kuppel werden bemerken, dass sie seinen Tod miterleben. Es kann nichts schiefgehen.«
Keran-Haat erkannte entsetzt, dass er Zeuge einer Verschwörung gegen den Verkünder der Hetosonen wurde.
»Wir müssen nur darauf achten, dass uns der Alte keinen Strich durch die Rechnung macht«, sagte eine andere Stimme. »Spacron-Doog, Sie hatten Keran-Haat in Ihrer Obhut. Was für einen Eindruck haben Sie von ihm?«
»Er ist geistig nicht mehr auf der Höhe«, behauptete der Kommandant der STAACCREEN. »Religiöser Wahn. Rein körperlich ist er gesund und könnte das Fest der Urquelle erleben.«
»Er wird – wenn es uns nützt«, bemerkte die erste Stimme und rief gleich darauf wütend: »Wer hat an den Anlagen hantiert? Hat denn keiner bemerkt, dass wir auf Sendung sind? Unser Gespräch kann in allen Räumen mitgehört werden.«
Tumultartige Geräusche erklangen. Keran-Haat stellte sich schlafend. Gleich darauf wurde die Tür geöffnet, und ein Schatten kam an sein Medo-Bett.
»Er schläft zwar, aber ich würde ihm trotzdem noch ein Schlafmittel verabreichen«, sagte jemand erleichtert.
Alle Lichter erloschen für Keran-Haat, und er versank in die Dunkelheit einer tiefen Ohnmacht.
»Wie gefällt Ihnen Dhoom, Maylpancer?«, erkundigte sich Hotrenor-Taak im Plauderton, nachdem er dem Überschweren einen Spezialsitz auf der anderen Seite seines Arbeitstisches angeboten hatte. Dahinter hatten der Chefwissenschaftler Sessana-Taal und Jorkan-Thau Platz genommen.
»Hier lässt es sich bestimmt geruhsam leben«, antwortete Maylpancer. »In vielen Teilen der Milchstraße ist es ungemütlicher.«
Hotrenor-Taak seufzte. »Ich kenne die allgemeine Lage. Es gibt da und
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