Silberband 097 - Rebell gegen ES
Gerät ab und reichte es ihm, um seines dafür entgegenzunehmen.
»Also dann«, sagte Tekener. »Besichtigen wir das Adlernest und hoffen wir, dass kein verrückt gewordener Haluter auf uns lauert.«
Cornor Lerz war fassungslos. Bis zu dem Angriff der Ross-Anhänger war er davon überzeugt gewesen, die Radikalisierung noch aufhalten zu können. Nun stürzte sein ganzes Glaubensgebäude in sich zusammen. Terraner waren die Freunde der Haluter. Der Angriff auf Tekener und seine Begleiterin zeigte das ganze Ausmaß der Katastrophe, in der sich die Haluter auf Terzrock bereits befanden.
Der Riese wandte sich ihm zu, in seinen Augen spiegelte sich die Wut darüber, dass ihm die Terraner entkommen waren. Cornor Lerz flüchtete durch das offene Schott auf den Korridor, aber er spürte auch, dass in ihm selbst der Drang zur gewaltsamen Auseinandersetzung wuchs. Trotzdem rannte er zum nächsten Schott. Es öffnete sich, bevor er heran war. Ein weiterer Riesenwüchsiger kam ihm entgegen.
Lerz' Planhirn berechnete in Sekundenbruchteilen alle ihm verbleibenden Möglichkeiten. Doch bevor er sich entscheiden konnte, schoss ein Haluterjunges durch die Beine des Gegners vor ihm und griff ihn an.
»Balku!«, schrie Cornor Lerz entsetzt. Er hatte das Junge von Bakor Tars nur einmal gesehen, doch das genügte, es wiederzuerkennen.
Die kleinen Fäuste droschen wild auf ihn ein.
»Ihr Wahnsinnigen!«, brüllte Cornor Lerz. »Müsst ihr schon Kinder zu Gewalttaten verleiten?«
Ein gewaltiger Hieb traf ihn von hinten und schmetterte ihn zu Boden. Cornor Lerz verlor für wenige Sekunden das Bewusstsein. Das genügte, ihn für die beiden Riesen und das Kind uninteressant werden zu lassen. Sie stürmten weiter. Schotten zersplitterten unter ihren Hieben, Wände brachen zusammen und setzten Energieleitungen frei.
Cornor Lerz richtete sich langsam auf, als er wieder zu sich gekommen war. Sein Planhirn arbeitete nach wie vor präzise und sagte ihm, dass Ross die Gewalt über seinesgleichen verloren hatte. Niemand dachte noch an die Terraner, alle tobten sich im Schiff aus.
Cornor Lerz eilte in den nächsten Hangar. Dort stand ein Kampfgleiter, von dem aus er die Funkleitstelle der benachbarten CORSHTA rief. »Die Riesen zerstören das Schiff«, berichtete er. »Wir können sie nicht mehr aufhalten. Belegen Sie uns mit Narkosestrahlen! Sofort!«
»Verstanden.«
Hinter ihm betraten zwei Großwüchsige den Hangar. Er sah, dass sie sich auf die Sprungarme sinken ließen, und erkannte, dass ihm keine Zeit mehr blieb. Um zu überleben, musste er seine Molekularstruktur verhärten.
In dem Moment spürte er die Wirkung der Narkosestrahlen.
Ein herber Geruch schlug Tekener in dem Gebäude entgegen. Er verriet ihm, dass zumindest bis vor kurzem ein Haluter da gewesen war. Er gab Jennifer ein warnendes Zeichen.
»Sei vorsichtig«, sagte sie im Flüsterton. »Hier lebt ein jugendlicher Haluter. Es könnte sein, dass der Elter besondere Instinkte entwickelt.«
»Woher weißt du das?«, fragte er verblüfft.
»Sieh dich um. Überall liegen Dinge, die ein erwachsener Haluter bestimmt nicht mehr anfasst. Dort ein Armband, hier Bildspulen.«
»Das hatte ich übersehen.« Er öffnete die nächste Tür und hatte die zerstörte Fensterfront vor sich. An der rechten Wand stand ein Ruhelager. Ein Haluter saß dort, hatte seine drei Augen geschlossen und bewegte sich nicht, obwohl er die Eindringlinge hätte bemerken müssen.
»Ist er tot?«, fragte Tekener leise.
Jennifer schüttelte den Kopf. »Das ist ein Ausdruck tiefer Trauer«, behauptete sie.
In dem Moment öffnete der Haluter die Augen. Er blickte sie an, und ein dumpfes Grollen kam aus seiner Kehle. »Warum stören Sie mich?«, fragte er zornig.
»Wir mussten fliehen, um nicht getötet zu werden«, erklärte Jennifer spontan. »Unser Gleiter ist stark beschädigt und kaum mehr flugfähig. Wohin sollten wir uns wenden?« Sie appellierte an die Hilfsbereitschaft des Haluters, da Angehörige dieses Volkes stets auf die Schutzbedürftigkeit von Terranern reagiert hatten.
Tatsächlich wich der Zorn des Vierarmigen einer gewissen Neugierde. »Sie sind in Gefahr?«, fragte er.
»Allerdings. Wir kannten die Haluter bislang nur als Freunde, doch jetzt haben wir den Eindruck, Feinden gegenüberzustehen. Wir hatten sie als freundliche und friedfertige Geschöpfe in Erinnerung. Nun glauben wir, in ein Tollhaus geraten zu sein.«
Ihr Gegenüber ließ erneut ein klagendes Grollen hören, das jedoch
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