Silberband 097 - Rebell gegen ES
neue schillernde Kristalle wie aus dem Nichts heraus. Einige waren winzig klein, andere bis zu einem halben Meter hoch, ohne dass sie klobig wirkten.
Ungeduldig verfolgte Jennifer die Kristallisierung, die ihr zu langsam fortschritt. Im Kristallfeld waren ihre Chancen wegen der unberechenbaren optischen Effekte besser als im Nebel.
Die Schreie der Gurrads und Perlians verstummten. Bald war nur noch das Knurren einzelner Haluter zu hören, die durch das Vorfeld des Lagers streiften.
Jennifer zuckte zusammen, als ein Gurrad vor ihr im Nebel erschien. Geduckt schlich er um einige Kristalle herum. Sie verhielt sich ruhig, wollte den Löwenmähnigen nicht erschrecken und zu einer überhasteten Flucht zwingen, bei der er womöglich einem der Kolosse zwischen die Pranken lief.
Ein Windhauch schien über das Land zu streifen. Der Nebel schlug sich nieder, und blitzende Kristalle wuchsen nun gedankenschnell bis zu einer Höhe von zehn Metern und mehr um Jennifer herum auf. Dabei entdeckte sie zwei Haluter, die nur wenige Schritte entfernt standen, ihr jedoch den Rücken zuwandten.
Die monströsen Gestalten verschwanden, als Jennifer zur Seite trat. Aber auch das war nur eine optische Täuschung.
Langsam ging sie weiter, streckte dabei tastend die Hände vor, da sie manche Kristalle erst in letzter Sekunde erkennen konnte. Tausendfältig brach sich das Licht in den bizarren Formen.
Mehrmals entdeckte sie Haluter. Die meisten dieser Kolosse standen regungslos in dem Kristallwald, als würden sie von diesem zur Passivität gezwungen. Andere trotteten ohne besonderen Eifer in der Gegend herum. Es war offensichtlich, dass sie sich ausgetobt hatten.
Je weiter Jennifer sich vom Lager entfernte, desto seltener bemerkte sie Haluter. Schließlich hatte sie seit fast einer halben Stunde keinen der Riesen mehr gesehen und eilte rascher weiter. Sie beobachtete einige Gurrads und Perlians, denen es ebenfalls gelungen war, zu entkommen.
Als sie glaubte, endlich allein zu sein, ließ sie sich erschöpft auf einen hüfthohen Kristall sinken. Weit aus dem Norden erklang das Brüllen eines großen Tieres.
Jennifer vergrub das Gesicht in den Händen und fragte sich, wie sie unter diesen Umständen wieder Kontakt zu Tek aufnehmen konnte. Als sie ein Geräusch hinter sich vernahm, fuhr sie herum. Einer der Riesen stürzte sich auf sie.
»Ich warte nicht, bis die Haluter die nächste Welle hinausjagen«, sagte Ronald Tekener, als die Sonne so hoch stand, dass es heiß und stickig wurde.
»Was wollen Sie tun?«, fragte Jeynahl. Seine sandgelben Augen funkelten.
Tekener legte seine Hand um den Gravoneutralisator, den er am Gürtel hängen hatte. »Wir müssen über den Energiezaun springen.«
Jeynahl blickte ihn verblüfft an. Dann tippte er sich mit dem Daumen gegen die Stirn. »Sie haben den Verstand verloren.«
Tek lächelte, und der Gurrad zuckte dabei merklich zusammen.
»Verzeihen Sie«, sagte Jeynahl vorsichtig. »Ich wollte Sie nicht beleidigen, aber Ihr Vorschlag hörte sich so an, als ob Sie nicht bei Sinnen wären.«
»Mag sein. Trotzdem. Wir haben die Gravoneutralisatoren.«
»Jetzt verstehe ich«, sagte der Gurrad hastig. »Sie wollen die Geräte Richtung null manipulieren. Das würde uns in die Lage versetzen, sehr hoch zu springen.«
»Genau das stelle ich mir vor.«
Jeynahl schüttelte den Kopf. »Mein Gerät hat eine geschlossene Hülle. Ich vermute, dass es elektromagnetisch justiert wird.«
»Das dürfte richtig sein.«
»Wir haben keinen Magneten.«
»Deshalb müssen wir die Geräte öffnen.«
»Wir werden sie dabei zerstören. Dann können wir den Halutern überhaupt nicht mehr entkommen.«
Tekener schüttelte den Kopf. »Haben die Haluter uns die Neutralisatoren aus Mitleid gegeben? Bestimmt nicht. Damit wir uns frei bewegen und vor ihnen fliehen können, denn nur dann macht ihnen die Jagd Spaß.«
Er verschwieg, dass Jennifer und er ihre Geräte nicht deshalb bekommen hatten. Corner Lerz gehörte nicht zu jenen Halutern, die jede Kontrolle über sich verloren hatten und sich rücksichtslos austobten.
»Sie haben die Wahl«, fuhr er fort. »Entweder lassen Sie sich beim nächsten Tobsuchtsanfall der Haluter hinausjagen, oder Sie riskieren es, einige Zeit die volle Gravitation ertragen zu müssen. Dabei können Sie damit rechnen, dass man Ihnen recht bald einen neuen Neutralisator geben wird.«
Er lächelte erneut, doch dieses Mal war es ein freundliches Lächeln, das den Gurrad nicht
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