Silberband 097 - Rebell gegen ES
Augen und stöhnte. Vergeblich versuchte er, das Unheimliche abzuschütteln, das sich in ihm einnistete und ihm seinen Willen raubte.
Jetzt sah er deutlich, dass die Kristalle sich auflösten und in wallende Nebel verwandelten. Dieser Effekt war ihm bekannt, er hatte ihn oft genug beobachtet. Aber nie war er davon so eigenartig berührt worden.
Die Umgebung schien vor ihm zurückzuweichen. Fast glaubte er, sich selbst beobachten zu können, und dann war ihm, als sehe er alles wie durch ein umgedrehtes Fernglas. Er hörte die wilden Schreie seiner Begleiter.
Schlagartig wurde ihm bewusst, dass er nicht mehr Herr seiner selbst war. Er versuchte, sich und seinen Körper wieder unter Kontrolle zu bekommen. Vergeblich. Er bewegte sich mechanisch, wie unter einem fremden Zwang.
Ohne anhalten zu können, raste er in die wallenden Nebel hinein.
Vor ihm erschien die aufgerichtete Gestalt eines Riesen. Erfolglos stemmte er sich gegen das ungestüme Verlangen, sich auf den Gegner zu stürzen und mit ihm zu kämpfen. Er hörte sich brüllen wie ein Tier, und dann griff er mit vehementer Wucht an. Seine Fäuste schlugen zu. Er sah, wie der andere betäubt zu Boden stürzte, danach verwischte alles.
Sein Ich zog sich mehr und mehr von ihm zurück. Cornor Lerz spürte, dass er noch lebte, aber mehr nicht. Er war zu einer blindwütig rasenden Bestie geworden.
»Was ist das?«, rief Jennifer erschrocken. »Als ob eine Herde von Büffeln auf uns zukomme.«
Der Boden erzitterte unter ihren Füßen. Zugleich war ein dumpfes Grollen zu hören, das sich schnell näherte.
Tekener kletterte an einem der Kristalle empor. Er verletzte sich an den scharfen Kanten, achtete aber kaum darauf. Aus etlichen Metern Höhe blickte er zu den Bergen hinüber. Von dort näherten sich mindestens zweihundert Haluter. Sie stürmten in geschlossener Front auf den Kristallwald zu.
Während er sich an dem Kristall wieder nach unten hangelte, löste dieser sich stückweise auf und verwehte als Nebel. Tekener stürzte die letzten Meter zu Boden, rollte sich aber geschickt ab.
»Was ist los?« Jennifer musste schreien, um den plötzlich herrschenden Lärm zu übertönen.
»Haluter greifen an. Ich konnte nicht erkennen, ob es normale sind oder ob sie zu den Riesen gehören.«
»Ich glaube, es gibt überhaupt keine normalen Haluter mehr auf Terzrock«, argwöhnte Jeynahl.
Schreie und Kampfgeräusche dröhnten heran und verkündeten, dass die Haluter mit ihresgleichen zusammengestoßen waren.
»Zum Lager!«, drängte Tekener.
Die Sicht wurde mit jeder Sekunde schlechter, weil sich der Kristallnebel ausbreitete. Zwei riesenwüchsige Haluter tauchten vor ihnen auf. Sie schienen überrascht zu sein, Terraner zu sehen.
»Auseinander!«, schrie Tekener.
Seine Begleiter reagierten ebenso schnell wie er selbst. Sie hasteten in drei verschiedene Richtungen weiter. Jennifer und Jeynahl schafften es, im Nebel unterzutauchen, nur Tekener selbst war nicht schnell genug.
Einer der Riesen hetzte hinter ihm her und schleuderte ihn mit einer streifenden Handbewegung zu Boden. Der ehemalige USO-Spezialist konnte sich in letzter Sekunde so weit zur Seite rollen, dass der Haluter ihn nicht unter sich zerquetschte. Doch ein zweiter Hieb traf seinen Arm. Tekener glaubte zu spüren, dass sein Oberarmknochen dem Schlag nicht standhielt. Nahezu gleichzeitig schleuderte er mit der linken Hand dem Angreifer lockeren Sand in die Augen.
Der Haluter brüllte unbeherrscht auf und schlug wie ein Berserker blind um sich.
Schritt um Schritt wich der in tausend Einzelkämpfen geschulte Terraner zurück. Er musste an sich halten, sich nicht abrupt herumzuwerfen und dabei möglicherweise verräterische Geräusche zu erzeugen. Erst als er an die zwanzig Meter von dem Tobenden entfernt war, schritt er schneller aus. Gleich darauf hastete er weiter.
Er fragte sich, ob Jennifer und Jeynahl das Gefangenenlager schon erreicht hatten oder wie er durch den Nebel irrten. Einige Minuten lang suchte er vergeblich in der Richtung, in der er das Lager vermutete. Viermal geriet er währenddessen in die Nähe kämpfender Haluter und registrierte erschauernd, dass die Kolosse hemmungslos aufeinander einschlugen.
Schließlich erkannte er, dass er sein Ziel so nicht mehr finden würde. Aller Gefahr zum Trotz verharrte er für wenige Sekunden und rief nach seinen Begleitern.
»Hier bin ich!«, brüllte Jennifer irgendwo in der Nähe zurück.
Er rannte los. Dabei blickte sich kurz um und sah
Weitere Kostenlose Bücher