Silberband 098 - Die Glaswelt
mich nicht getäuscht!«, rief der Wissenschaftler. »Andere haben es also auch gesehen.«
Hellmut unterdrückte ein Gefühl aufsteigender Panik. Er fragte sich, ob die Inkarnation im Begriff stand, zu erwachen. Er ging zu Perry Rhodan hinüber, der mit einigen hochkarätigen Fachleuten diskutierte.
»Die Hülle beult sich aus«, hörte er Baiton Wyt sagen. »Ich habe es deutlich gesehen.«
»Etwas bewegt sich da drinnen!«, rief Gucky. »Aber es sind wahrscheinlich nur Reflexe, denn ich kann keine mentalen Impulse wahrnehmen.«
»Es scheint mit unseren Sensoren zusammenzuhängen«, vermutete Kelkor.
»Ich musste eben an ein ungeborenes Wesen denken, das sich im Bauch seiner Mutter regt«, sagte Rhodan. Etliche der Umstehenden blickten ihn daraufhin betroffen an.
»Nicht schießen!«, befahl er den Männern hinter dem schweren Paralysator. »Solange die Mutanten nichts wahrnehmen, besteht keine Gefahr. Gucky hat sicher recht, wenn er sagt, dass es sich um unbewusste Reflexe handelt. Außerdem sitzt die Sphäre in Fesselfeldern fest und kann nicht daraus entkommen.«
»Da!«, rief ein Mann auf der anderen Seite der Sphäre. »Da ist es wieder! Irgendetwas bewegt sich.«
»Es erwacht!«, stellte Ras Tschubai fest.
»Das würde ich spüren!«, widersprach Gucky und wandte sich an Bjo Breiskoll. »Wie ist es bei dir, Bjo?«
»Keine Impulse!«, sagte der rot-braun gefleckte Katzer leise.
Hellmut warf ihm einen besorgten Blick zu. Er kannte Bjos Sensibilität und hätte es lieber gesehen, wenn der junge Mutant sich außerhalb des Lagerraums aufgehalten hätte.
»Wir setzen die Untersuchungen mit der gebotenen Vorsicht fort«, entschied Rhodan.
»Du hast heute kein Glück, Preux«, stellte Fengor fest und streichel te dem dicken Über-Bär über das Fell. »Er hat Custer zweimal ge schlagen.«
Gahlmann blickte in den Rennkasten. Er hatte das Interesse an diesem Spiel verloren, in Gedanken beschäftigte er sich mit dem, was in Lagerraum 23 vorgehen mochte.
»Ich schenke dir Custer«, sagte Fengor gutmütig. »Sozusagen als Trost für die Niederlagen.« Dabei holte er die Maus aus dem Kasten und überreichte sie Gahlmann.
Der Hangaringenieur hielt das Tier auf der offenen Handfläche. Es machte einen nervösen Eindruck. Sein Kopf ruckte hin und her. Dann schnupperte es am Ärmelansatz.
Preux Gahlmann versuchte, die Gen-Maus im Nacken zu kraulen, doch sie fuhr herum und biss zu. Überrascht blickte er auf seinen Zeigefinger. Ein Blutstropfen quoll aus der kleinen Bisswunde.
»Sie hat mich gebissen! Dieses kleine Biest …« Er setzte die Maus in den Käfig zurück. »Ich will sie nicht«, sagte er zu Fengor. »Du kannst sie behalten.«
Gahlmann rief den Medoroboter des Labortrakts und ließ die Wunde desinfizieren. Danach vergaß er den Zwischenfall und ging wieder an die Arbeit. Er fieberte dem Augenblick entgegen, in dem Dorgon aus dem Lagerraum zurückkommen und über seine Eindrücke berichten würde. Natürlich würde der Bericht subjektiv und entstellt sein, aber er traute sich zu, die Wahrheit herauszufiltern.
Preux Gahlmann war ein mittelgroßer Mann, und seine blauen Augen schienen stets mit einem gewissen Erstaunen die Umgebung zu beobachten. Er hatte eine feste Gefährtin, die SOL-Geborene Kallja Gormit, doch im Augenblick war er von ihr getrennt, denn sie hielt sich im Mittelteil des Schiffes auf.
Der Gedanke an Kallja zauberte ein Lächeln auf sein Gesicht. Er war gern mit ihr zusammen. Während er an sie dachte, wurde ihm heiß. Er wischte sich über die Stirn. Sein Herz schlug bis zum Hals, und er spürte ein Stechen in der Schläfengegend.
Doch ebenso schnell war es vorüber.
Er stand da und überlegte, ob er sich wegen dieser Kapriole seines Kreislaufs Gedanken machen sollte. Er, der nur vorübergehend in dem Labortrakt arbeitete, um eine Kühlemulsion anzusetzen, sah vorsichtig zu den anderen Männern und Frauen hinüber. Sollte er mit jemandem über seine Schwierigkeiten sprechen, oder sollte er den Medoroboter konsultieren? Er verdrängte diese Überlegungen wieder. Nach einer Weile hatte er alle Vorbereitungen getroffen und verließ das Labor.
Der Korridor war menschenleer. Gahlmann ging zum Antigravschacht und ließ sich zu den oberen Decks hinauftragen. Von dort aus begab er sich in den Hangar, seinen eigentlichen Arbeitsplatz.
Nachdem die SOL den Hulkoo-Schiffen entkommen war, hatte die Schiffsführung den Alarm aufgehoben, sodass sich nur die Routinebesatzung, zwei
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