Silberband 098 - Die Glaswelt
vergleichsweise primitiv und drehen sich um Fressen, Sicherheit und potenzielle Feinde.« Gucky schüttelte sich. »Es sind die mentalen Impulse eines Tieres.«
»Gibt es Anhaltspunkte, was diese Veränderung ausgelöst haben könnte?«
»Überhaupt nicht! Falls Preux sich zu Beginn seiner Veränderung als krank empfunden hat, ist das inzwischen vorbei. Von seinem Standpunkt aus ist er durchaus in Ordnung. Dieses Bett im Behandlungsraum ist sein Nest. Dort lebt er, und seine Interessen konzentrieren sich vornehmlich darauf, wie er an Fressen gelangt. Er lernt bereits, die Medoroboter damit in Zusammenhang zu bringen.«
»Das ist ja entsetzlich«, stöhnte Rhodan.
»Für uns mag das zutreffen. Gahlmann selbst fühlt sich aber keineswegs unglücklich.«
»Wir müssen dieses Rätsel schnell lösen. Es ist nicht auszudenken, was geschehen würde, wenn weitere Menschen davon betroffen wären.«
»Vielleicht die gesamte Besatzung.« Gucky seufzte. »Eine apokalyptische Vision …«
»Dazu wird es nicht kommen, Kleiner. Gahlmann bleibt ein Einzelfall. Du kannst deine Aufmerksamkeit wieder der Inkarnation widmen.«
Dass der ansonsten stets zu Späßen aufgelegte Mausbiber ungewöhnlich ernst wirkte, war für Rhodan ein weiteres Indiz für die schlechte Stimmung an Bord. Er wunderte sich, dass noch niemand verlangt hatte, die Inkarnation von Bord der SZ-1 zu entfernen. Vor allem seitens der SOL-Geborenen hatte er einen solchen Vorstoß erwartet.
Er selbst hatte bereits mit dem Gedanken gespielt, die Untersuchungen abzubrechen und die Inkarnation im Weltraum auszusetzen. Doch damit wären alle vorausgegangenen Anstrengungen umsonst gewesen. Er hoffte, dass Wissenschaftler und Mutanten das Rätsel der Inkarnation noch lösen konnten. Denn das würde ihn auf die Spur BARDIOCs bringen.
Die Theorie, die die Wissenschaftler über die Beschaffenheit der Sphäre angestellt hatten, war vielleicht ein erster brauchbarer Hinweis. Womöglich hielt sich im Innern dieser mysteriösen Hülle ein zeitloses Wesen auf. Aber das war vorerst nur eine Spekulation. Die Wahrheit sah sicher völlig anders aus.
Douc Langur kam quer durch den Lagerraum auf ihn zu. Der Forscher der Kaiserin von Therm hielt seinen LOGIKOR in einer Greifklaue. Obwohl sein Anblick Rhodan längst vertraut war, erlag er immer wieder der von Langur ausgehenden Faszination.
»Haben Sie etwas herausgefunden, Douc?«, erkundigte er sich hoffnungsvoll.
Der Vierbeinige bewegte seine fächerförmigen Sinnesorgane. »Puukar ist hierher unterwegs!«, verkündete er.
»Der Kriegsherr der Choolks?«, fragte Rhodan erstaunt. »Woher wollen Sie das wissen?«
Langur klopfte mit einer Klaue gegen den kugelförmigen Rechner. »Puukar empfing eine Nachricht! Das geschah mit Hilfe des Kristalls, den Sie tragen.«
Rhodan war überzeugt davon, dass der Forscher sich täuschte. Er hatte sich ebenfalls Gedanken wegen der Aktivität des Duuhrt-Kristalls gemacht, aber den Gedanken, dies könne mit Puukar zu tun haben, hatte er weit von sich geschoben.
Bisher hatte er den Choolk als Verbündeten angesehen. Sie hatten gemeinsam Jagd auf Kleine Majestäten gemacht, und Puukar hatte sich dabei durch unerbittliche Härte ausgezeichnet. Doch er fragte sich, warum er plötzlich Unbehagen empfand, wenn er an den Träger des Pruuhls dachte.
»LOGIKOR hat alles berechnet«, fuhr Langur fort. »Ich muss Sie warnen, Terraner.«
»Warnen?«, wiederholte Rhodan überrascht. »Wir haben Puukar nicht zu fürchten.«
»Vielleicht doch! Sobald der Choolk herausfindet, dass wir die Inkarnation an Bord haben – und er wird es herausfinden –, müssen wir damit rechnen, dass er die SZ-1 angreift. Er wird versuchen, die Inkarnation um jeden Preis zu vernichten.«
Rhodans Gedanken wirbelten durcheinander. »Das wäre absurd!«, rief er. »Puukar und wir haben gut zusammengearbeitet. Wir sind Verbündete im Kampf gegen BARDIOCs Geschöpfe.«
»Sie dürfen nicht vergessen, dass Puukar einzig und allein für den Zweck lebt, BARDIOC zu bekämpfen«, sagte Douc Langur ruhig. »Er ist unter dem Einfluss des schwarzen Kristalls geboren und kann sich dessen Ausstrahlung nicht entziehen. Begreifen Sie, was ich damit ausdrücken will? Puukar muss die Inkarnation angreifen, sobald er sie findet. Dabei ist es unerheblich, wo sie sich aufhält.«
Das war ein völlig unerwarteter Aspekt. Die Aussicht auf eine Auseinandersetzung mit den Choolks bereitete Rhodan Sorge. Er wusste leider zu gut, dass Langur
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