Silberband 098 - Die Glaswelt
seinen Willen stellte er eine Verbindung zum Mittelteil und zur zweiten Kugelzelle des Schiffes her.
Mentro Kosum erschien auf dem Holoschirm. Seine Miene drückte Bestürzung aus.
»Wir haben alles gehört. Ich bin froh, Atlan, dass Sie sich endlich melden.«
Ich muss ihn warnen!, dachte er. Ich muss ihm befehlen, dass er sich mit beiden Einheiten zurückzieht, gleichgültig, was dann mit uns geschieht. Atlan konnte sich jedoch nicht dazu überwinden, das auch auszusprechen.
»Wir spüren den mentalen Druck der Inkarnation, aber wir sind ihm nicht unterlegen«, fuhr Kosum fort. »Wahrscheinlich ist die Entfernung zu groß, sodass wir unsere Willensfreiheit behalten. Wir überlegen, was wir tun können, um euch zu helfen.«
»Sie werden nichts tun!«, hörte Atlan sich mit äußerster Anstrengung sagen. »Leiten Sie ein Kopplungsmanöver ein!«
Kosums Augen weiteten sich. »Das kann nicht Ihr Ernst sein! Sobald wir uns der SZ-1 nähern, geraten wir ebenfalls in den Machtbereich dieses Wesens.«
»Leiten Sie das Kopplungsmanöver ein!«, wiederholte Atlan. »Das ist ein Befehl Perry Rhodans.«
Er sah, dass der Emotionaut unschlüssig blieb, und hoffte, dass Kosum rebellieren und den Befehl verweigern würde. Nur auf diese Weise war es möglich, wenigstens zwei SOL-Zellen und die an Bord befindlichen Menschen vor BULLOC zu retten.
Kosum schloss die Augen. Atlan konnte sich vorstellen, von welchen Gefühlen dieser Mann jetzt beherrscht wurde. Unwillkürlich fragte er sich, wie er an Kosums Stelle gehandelt hätte. Die Frage war nicht zu beantworten.
»Ich melde mich wieder«, sagte der Emotionaut. »Ich brauche Zeit, um nachzudenken.«
»Halt!«, rief Atlan. »Brechen Sie die Verbindung nicht ab. Sie müssen das Manöver sofort einleiten. BULLOC duldet keine Verzögerung. Wenn Sie nicht sofort losfliegen, wird er die im Lagerraum gefangenen Mutanten töten.«
Kosum senkte den Kopf. »Gut«, sagte er kaum hörbar. »Wir werden nicht zulassen, dass jemandem etwas zustößt. Wir kommen.«
Atlan wollte protestieren und ihm zurufen, auf keinen Fall das Kopplungsmanöver einzuleiten, doch er brachte keinen Ton hervor. Innerlich verzweifelt musste er mit ansehen, wie Kosums Konterfei verblasste.
Als er sich umwandte, stand Deighton hinter ihm.
»Ich … wollte dich daran hindern, ihm diesen Befehl zu geben«, gestand der Gefühlsmechaniker. »Aber ich war nicht dazu in der Lage.«
»Ich weiß.« Atlan scheute sich, einen Blick auf den Panoramaschirm zu werfen und das Annäherungsmanöver der SOL-Zellen zu beobachten.
»Wie können wir sicher sein, dass wir nicht doch getötet werden, sobald die Schiffe wieder vereint sind?«, fragte ein Mann an den Kontrollen.
Niemand antwortete ihm.
Atlan warf einen Blick auf die Intern-Überwachung und sah, dass Perry Rhodan sich noch in dem Lagerraum aufhielt. Er konnte sich vorstellen, was in seinem Freund vorging.
Der Kontakt zur Inkarnation war hergestellt worden, jedoch in einer Weise, die den Menschen der SOL keinen Spielraum ließ. BULLOC hatte alle zu Sklaven gemacht – ein Wesen, das über derart starke psionische Kräfte verfügte, dass es sogar Mentalstabilisierte unterjochte, konnte nicht einmal von den Mitgliedern des Mutantenkorps besiegt werden.
Joscan Hellmut hatte mit Premisch Dorgon den Lagerraum 23 verlassen und damit den Befehl der Inkarnation befolgt, die alle Anwe senden mit Ausnahme der Mutanten und Perry Rhodans wegge schickt hatte. Der Kybernetiker litt nicht nur unter dem Verlust der persönlichen Freiheit, sondern er machte sich große Sorge um die SOL, die er als seine Heimat ansah.
Was würde mit dem Schiff geschehen?
Hellmut brachte es nicht fertig, eine entsprechende Frage an seinen Begleiter zu richten. In seinem Bewusstsein gab es eine Sperre, die solche Diskussionen unterband. Er bezweifelte nicht, dass es jedem an Bord so erging.
Immer drängender fragte er sich jedoch, was BULLOC vorhatte und wer oder was diese vierte Inkarnation überhaupt sein mochte. Seit die Menschen zum ersten Mal Kontakt mit der Inkarnation bekommen hatten, waren sie auf die Namen CLERMAC, VERNOC und SHERNOC gestoßen. Diese wurden aber nun überhaupt nicht mehr erwähnt. Er entsann sich der Gerüchte um BULLOC, die behaupteten, die vierte Inkarnation sei mächtiger als die anderen drei zusammen.
Seine Gedanken wurden unterbrochen, denn Dorgon blieb abrupt stehen und deutete zum Ende des Korridors. Dort war eine menschliche Gestalt aufgetaucht, die sich
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