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Silberband 098 - Die Glaswelt

Titel: Silberband 098 - Die Glaswelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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an ein Rind mit weit geschwungenen Hörnern und schien über Ofool hinweg direkt auf das ferne Bergmassiv zu schauen. Zu seinen Füßen kauerte ein nackter Junge mit kurz geschorenem Kraushaar.
    Ofool Ngorok blieb vor der Tafel am Sockel stehen. Die erhabenen Schriftzeichen zeigten eine Information in normalem Interkosmo.
    Zur Erinnerung an die Vergangenheit der terranischen Volksgruppe der Massai, die einst den Süden des heutigen Verwaltungsbezirks Kenia und den Norden des Verwaltungsbezirks Tansania mit ihren Viehherden durchstreif ten und dem König der Tiere nur mit ihrem Massai-Speer entgegentraten , wurde dieses Denkmal errichtet. Später entstand um das Denkmal herum die neue Ansiedlung Makindu, in der Nachfahren der Massai-Volksgruppe jene Menschen ausbildeten, die sich freiwillig für die Kolonisierung von Pla neten gemeldet hatten, auf denen keine andere Wirtschaftsform als die der früheren Massai gestattet ist.
    Stirnrunzelnd las er und ging weiter um den Sockel herum. Auch auf den anderen Seiten berichteten Schrifttafeln mehr über die Massai.
    Er stand vor der letzten Tafel, als Melnik mit Hilfe seines Flugaggregats näher kam. Kurz darauf landete Haval neben ihm.
    »Wo hast du dein Funkarmband, Ofool? Ich habe versucht, dich zu erreichen.«
    Ngorok schaute auf sein Handgelenk und wirkte einigermaßen verblüfft dabei. »Ich muss es im Shift abgenommen haben«, erwiderte er. »Keine Ahnung, warum.«
    »Wir werden abgeholt und zur SOL gebracht«, sagte Haval Melnik. »Was steht denn auf dem Sockel?«
    Ofool erklärte knapp. »Es ist ein Wunder, dass die Aphiliker dieses Denkmal nicht gestürzt haben, so, wie ihre Vorgänger die Volksgruppe der Massai auslöschten«, fügte er hinzu.
    »Wie kommst du auf den Unsinn?«, fragte Melnik verwundert. »Ich habe fünf Semester Terranische Ethnologie studiert und weiß, dass es nicht so war.«
    »Aber was wurde dann aus diesem Volk?«, drängte Ngorok.
    »Wenn ich dich ansehe, mir deine Einsatzkombination wegdenke und dafür einen losen Umhang, einen Schild und einen Speer vorstelle, beantwortet sich die Frage von selbst. Die Massai waren dunkel-, ja fast schwarzhäutig, schlank und hochgewachsen – und sie hatten genau den gleichen stolzen, in die Ferne schweifenden Blick wie du. Begreifst du jetzt?«
    Ofool spürte, dass er erschauderte. »Du glaubst, ich sei ein Nachkomme dieser Hirtennomaden?«
    »Und mutigen Kämpfer – und sogar Eroberer«, ergänzte sein Kollege. »Die Massai lebten zwar zu Anfang des terranischen Raumfahrtzeitalters primitiv – gemessen an anderen terranischen Volksgruppen. Aber als die ersten Fernraumschiffe zu anderen Sonnensystemen flogen und deren Besatzungen nach ihrer Rückkehr von der Vielfalt der Natur auf fremden Welten berichteten, da waren es nicht zuletzt sie, die sich von der Aussicht, statt ihrer Steppen die endlosen Sternenräume zu durchstreifen und fremde Welten zu erobern, begeistern ließen.
    Innerhalb von drei Generationen gab es nur noch wenige hundert echte Massai auf der Erde, weil fast alle jungen und gesunden Männer und Frauen zu Siedlungswelten auswanderten oder auf Explorern bis über die Grenzen des damals erforschten Bereichs vorstießen. Sie und andere Volksgruppen, beispielsweise die Tuareg, von denen ich meine Abstammung herleite, veranlassten ein Gesetz, das einige der besiedlungsfähigen Welten für Menschen reservierte, die die Weite riesiger Steppen, den Umgang mit eigenen Viehherden und die Ungestörtheit ihrer Lebensweise brauchten.«
    Ofool Ngorok hob den Kopf und blickte an dem Standbild hinauf. So also haben meine Urahnen ausgesehen!, dachte er. Und sie blieben nicht auf der Erde, so wenig, wie ich einen einzigen Planeten meine Heimat nennen möchte.
    Ein helles Singen lenkte seine Aufmerksamkeit in eine andere Richtung. Er sah eine Space-Jet dort landen, wo ihr Shift stand.
    »Es wird Zeit!«, drängte Haval Melnik.
    Ofool Ngorok gab sich einen Ruck. »Warum werden wir abgeholt, Haval?«
    »Wir sollen mit Tatcher a Hainu nach Goshmos Castle fliegen, um herauszufinden, was die Konzepte dort treiben.«
    Ofool lächelte. Zum ersten Mal sträubte sich nichts mehr in ihm dagegen, einen fremden Planeten aufzusuchen, anstatt sich an das Leben in der SOL zu klammern.
    Ich kann nicht behaupten, dass ich ein gutes Gewissen hatte, als ich den Schaltplan auf die Wandkonsole legte, den Interkom zur Hauptzentrale durchstellte und verlangte, dringend mit Atlan zu reden. Schon nach wenigen Sekunden

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