Silberband 099 - Treibgut der Sterne
befassen.«
Julian Tifflor ahnte nicht, dass er damit einen entscheidenden Fehler beging. Er verspielte ahnungslos die letzte Chance, das Treiben Boyt Margors in seinen Anfängen aufzudecken.
Er rief einige Mitarbeiter zusammen und informierte Ronald Tekener über die bevorstehende Konferenz.
Gemeinsam mit dem Smiler begrüßte er dann den Neu-Arkoniden Mutoghmann Scerp. Vertreter aller der GAVÖK angeschlossenen Völker fanden sich im Konferenzraum ein.
»Wir kommen zu Ihnen, weil wir über die Entwicklung in der Galaxis besorgt sind«, eröffnete Scerp. »Viele von uns sehen die Aktivitäten der Terraner mit Unbehagen. Die Schreckensherrschaft des Konzils ist beendet, die Völker der Galaxis haben vereint gekämpft, um die Macht des Konzils zu brechen, und sie hatten Erfolg.«
Scerp tat, als sei das Ende der Konzilsmacht das alleinige Verdienst der GAVÖK. Tifflor korrigierte ihn nicht. Er wusste, dass Scerp hauptsächlich für die anderen sprach, selbst aber die Leistung der Terraner genau kannte.
»Mittlerweile sehen wir eine aktiv werdende Menschheit, die ihren Planeten wieder in Besitz nimmt. Wir sehen damit auch die Gefahr eines neuen Terranischen Imperiums vor uns, das die Nachfolge des Konzils anzutreten versucht. Deshalb wollen wir Terra warnen. Die GAVÖK wird eine solche Entwicklung nicht zulassen, sondern mit allen Mitteln gegen ein machtbesessenes Imperium vorgehen.«
Die Delegierten applaudierten ihm.
Julian Tifflor war keineswegs überrascht. Er hatte schon vermutet, dass die Völker der GAVÖK die Rückkehr der Menschen in die freie Galaxis misstrauisch beobachten würden.
»Die Menschheit hat keine Ambitionen, zu einer galaktischen Großmacht aufzusteigen«, erwiderte er. »Wir wollen nichts weiter, als Gleiche unter Gleichen in der GAVÖK sein. Wir wünschen eine Einheit aller galaktischen Völker, in der keiner dominiert und niemand beherrscht wird. Außerdem erinnere ich daran, dass die GAVÖK wichtiger denn je ist. Die Gefahr der Molekülverformer ist ernst zu nehmen.«
Tifflor führte im Einzelnen aus, welche Pläne die Menschheit auf der Erde verfolgte, und beschrieb mit diplomatischem Geschick die Vorteile der GAVÖK. Ihre Gründung nannte er ein geschichtliches Ereignis von zukunftsweisender Bedeutung.
Mutoghmann Scerp zu überzeugen war nicht schwer. Der Neu-Arkonide verfolgte ohnehin die gleichen Ideen. Schwieriger war es, das Misstrauen der anderen Völker abzubauen. Hier prallten grundverschiedene Mentalitäten aufeinander.
Am Ende der Konferenz waren alle erschöpft, hatten aber auch das Gefühl, dass die wichtigen Fragen gründlich diskutiert worden waren.
Julian Tifflor konnte nicht wissen, dass es Gruppen gab, die völlig anders über die zukünftige Rolle der Menschheit in der Milchstraße dachten.
Als er nach einem ausgedehnten Abendessen mit den Delegierten in sein Arbeitszimmer im Ministerium zurückkehrte, waren verschiedene Gespräche für ihn aufgezeichnet.
»Wir haben alle Arbeiten abgeschlossen«, teilte Anson Argyris mit. »Wir werden jetzt mit einer Flotte nach Olymp fliegen, um die Containerstraße zur Erde wieder zu eröffnen. Ich bin überzeugt davon, dass es keine Schwierigkeiten mehr gibt.«
Unter dem Arbeitsdruck hatte Tifflor Kershyll Vanne und Anson Argyris fast vergessen gehabt. Er schaltete eine Verbindung zum Raumhafen und hoffte, die beiden noch zu erreichen. Die Flotte war jedoch schon gestartet und hatte die Dunkelwolke verlassen.
Es war der 10. Dezember des Jahres 3585. Zwei Tage lang würde Tifflor selbst noch auf Gäa bleiben und dann mit dem letzten Raumschiff und den letzten Rückkehrern zur Erde fliegen.
»Ich freue mich auf Terra«, sagte etwa zur gleichen Zeit Jandra Kays. Sie saß auf einer Kiste in einem Hangar, und Trao mit seinen Problemen lag weit hinter ihr und ihrem Vater.
»Auch auf der Erde kann man jagen«, erwiderte Janok. »Wir werden also nicht viel vermissen.«
In ihrer Nähe erhellte sich der Holoschirm des Interkoms.
»Hier spricht Kommandant Yesgo Damlander. Wir befinden uns bereits im direkten Anflug auf Terra. Die Landung erfolgt im Südwesten des europäischen Kontinents, wo Roboterkommandos Wohnanlagen für Sie errichtet haben. Instrukteure werden Ihnen behilflich sein, sich in der für Sie neuen Umgebung zurechtzufinden. Ich wünsche Ihnen für die Zukunft alles Gute.«
Damlander lächelte freundlich und schaltete ab. Kurz darauf veränderte sich die Geräuschkulisse.
Die anderen Passagiere im Hangar wurden
Weitere Kostenlose Bücher