Silberband 099 - Treibgut der Sterne
Entwicklung zu manipulieren?«
»Es ist nie zu früh«, widersprach Margor. »Wir müssen eine ausreichende Basis haben, sobald wir die Erde erreichen.«
Ein dunkelhaariger, schlanker Mann trat ein. »Ich habe soeben erfahren, dass wir mit der GUSTO fliegen werden«, sagte er. »Kommandant ist Henry Obool.«
Boyt Margor zuckte zusammen, als er den Namen hörte.
»Obool kennt mich. Er weiß zwar nichts von meinen Fähigkeiten, aber ich glaube, er ahnt etwas. Wenn er erfährt, dass ich an Bord der GUSTO bin, könnte er die Gelegenheit nutzen …« Er hüstelte und schwieg. Keiner der anderen wagte es, ihn in seinen Überlegungen zu stören.
»Steht schon fest, mit welchem Schiff die Altmutanten zur Erde gebracht werden?«, fragte er nach fast einer halben Stunde.
»Wahrscheinlich auch mit der GUSTO.«
»Das bedeutet, dass wir vor zwei neuen Problemen stehen. Wir dürfen nicht mit der GUSTO fliegen. Die PEW-Mutanten würden uns entdecken und herausfinden, was wir bisher mühsam verborgen haben. Zudem besteht die Gefahr, dass Obool sich dessen bewusst wird, dass er mehr über mich weiß. Er könnte darüber mit den Mutanten sprechen. Das müssen wir verhindern. Wir müssen mit einem anderen Schiff fliegen. Und wir müssen die Gefahr Obool beseitigen.«
Boyt Margor blickte sich im Kreis seiner Zuhörer um. Alle warteten gebannt darauf, dass er fortfahren würde.
»Es ist unabdingbar, dass so wenig wie möglich über mich bekannt wird«, sagte er. »Deshalb werde ich mich nicht direkt an der Lösung unserer Probleme beteiligen, sondern im Hintergrund bleiben. Dennoch sind die Aufgaben, die ich Ihnen stelle, lösbar.«
Einer der Männer erhob sich und trat auf Margor zu. »Haben Sie ausschließlich politische Ziele?«
Margor lächelte. »Ich habe viele Ziele«, antwortete er ausweichend. »Ebenso eine Reihe von Vorstellungen.«
Henry Obool war ein temperamentlos wirkender Mann. Seine Offiziere behaupteten, er besitze überhaupt keine Nerven, denn selbst in den gefährlichsten Situationen reagierte er ruhig.
Der Kommandant der GUSTO ging die Passagierlisten durch. Seit Tagen nahm das Schiff Menschen und ihr Gepäck auf. Dazu gehörten vor allem kulturelle Güter, die nicht oder nur schwer zu ersetzen waren. Obool und seine Offiziere wachten darüber, dass niemand mehr mitnahm, als ihm genehmigt worden war.
Er stutzte, als er den Namen Boyt Margor las. Der Name weckte Assoziationen in ihm, aber er erinnerte sich nicht. Deshalb ging er in der Liste weiter, weil er hoffte, auf andere Namen zu stoßen, die ihm halfen, Boyt Margor näherzukommen. Als er merkte, dass er sich nicht mehr konzentrieren konnte, legte er die Druckfolien zur Seite und verließ seinen Arbeitsraum. Über Laufbänder gelangte er zu einer der Hauptschleusen, in der Roboter und Offiziere den Zustrom kontrollierten.
Eine weißhaarige Frau redete aufgebracht auf einen der Offiziere ein. Sie hielt ein mit Edelsteinen verziertes Kurzschwert aus Ynkelonium in den Händen. Obool erkannte, dass es einen beträchtlichen Vermögenswert darstellte.
»Ist das Stück nicht genehmigt worden?«, fragte er, ließ sich das Schwert reichen und stellte überrascht fest, dass es weit schwerer war, als er erwartet hatte.
»Es ist nicht genehmigt«, antwortete der Offizier.
»Das Schwert ist ein Erinnerungsstück an meinen toten Sohn, den einzigen, den ich hatte«, stammelte die Frau. Tränen flossen über ihre Wangen. »Lassen Sie es mir!«
»Was ist Ihnen genehmigt worden?«, fragte Obool.
»So gut wie nichts.« Sie griff nach seinen Händen. »Bitte haben Sie ein Herz! Helfen Sie mir!«
»Mrs. Colsta hat Container mit Patenten und Gebrauchsrechten, Edelsteine und Besitzurkunden über Grundstücke und Gebäude im Zentrum von Terrania City an Bord bringen lassen«, erläuterte der Kontrolloffizier. »Dabei wurde das Gewichtslimit schon um zehn Prozent überschritten. Wir haben diese Abweichung akzeptiert und genehmigt.«
Die Frau riss ihre Hände förmlich zurück. Ihre Augen flammten zornig auf. Temperamentvoll schleuderte sie dem Offizier das Kurzschwert vor die Füße. »Ersticken Sie daran!«, rief sie und eilte an Obool vorbei ins Schiff. Einige der Männer und Frauen, die in der Schleuse auf die Kontrolle warteten, lachten schallend.
Der Kommandant verzog keine Miene.
»Es sind immer die Reichsten, die versuchen, noch mehr mitzunehmen«, bemerkte der Offizier bitter. »Dabei sind die Patente schon Millionen wert.«
»Ich habe Sie nicht um Ihre
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