Silberband 099 - Treibgut der Sterne
schweigsamer. Jandra zählte die Minuten. Aus den Lautsprechern klang unterhaltende Musik.
Nach einiger Zeit erhellte sich der Interkomschirm wieder.
»Wir sind auf der Erde gelandet, im Süden der ehemaligen Provinz Frankreich. Die Landschaft wird Ihnen gefallen, weil sie eine gewisse Ähnlichkeit mit einigen Regionen von Trao aufweist. Es ist warm und trocken, der Himmel ist klar. Wie wir erfahren, ist in den nächsten Tagen ebenfalls mit sonnigem Wetter zu rechnen.
Wir haben jetzt 10.36 Uhr Ortszeit am 10. Dezember 3585. Wir befinden uns auf der nördlichen Halbkugel der Erde. Es heißt, dass es normalerweise in dieser Jahreszeit kälter ist, doch bis auf Weiteres zeigt sich die Natur von ihrer besten Seite – dank NATHAN. Das positronische Riesenhirn auf Luna kontrolliert das Wetter.
Wir bitten nun die Passagiere in Hangar 12, die QUARTOR zu verlassen.«
»Hangar 12 – das sind wir.« Jandra sprang von der Kiste. Ihr Vater erhob sich. Die anderen Passagiere ebenfalls. Ein weiblicher Offizier öffnete das innere Schleusenschott.
»Unsere Reise ist zu Ende. Sie haben Ihr Ziel erreicht.«
Janok Kays fühlte, dass seine Augen feucht wurden. Mit einem Mal verstand er, was die Männer und Frauen von Trao bewogen hatte, zur Erde auszuwandern. Es war die Sehnsucht nach der Urheimat mit ihren idealen Lebensbedingungen. Dies war die Geburtsstätte des Menschen. Hier waren alle frei.
Wie in Trance verließ er den Hangar und blickte auf weites Land hinaus, das von den Farben des Herbstes geprägt wurde. Das Raumschiff war in der Nähe eines Meeres gelandet, das im Licht der hoch stehenden Sonne silbern schimmerte.
Gemeinsam mit Jandra und etwa fünfzig anderen Passagieren betrat er eine Antigravplattform, die sich gleich darauf in Bewegung setzte. Ihr Ziel war eine an der Küste liegende Stadt.
»Wie heißt diese Stadt?«, fragte Jandra den Piloten.
»Ich weiß nicht genau«, erhielt sie zur Antwort. »Es könnte Marseille sein. Jedenfalls heißt der Raumhafen Marseille Port.«
Die Plattform landete auf einem Platz zwischen den Häusern. Roboter warteten und führten die Neuankömmlinge zu ihren Unterkünften.
Auf Janok und seine Tochter wartete ein Bungalow.
»Hier werden Sie vorläufig wohnen«, erklärte ihr Robotguide. »Das Haus ist weitgehend eingerichtet. Wenn Sie sich informieren wollen, können Sie jederzeit die Trividnachrichten abrufen.«
»Eine Frage wird mir kaum beantwortet«, sagte Janok Kays. »Ich habe gehört, dass eine Korvette der QUARTOR nicht wieder eingeschleust wurde. Sie soll sich im Orbit befinden. Ist das richtig, und warum wurde so etwas befohlen?«
»Darüber bin ich nicht informiert«, antwortete der Roboter.
»Haben Sie ihn gefunden?«, fragte Yesgo Damlander.
»Leider nicht«, antwortete Piesty. »Die Korvette wurde mehrmals durchsucht, aber Volther Throynbee ist nicht aufzuspüren. Er muss das Schiff verlassen haben. Aber die Beiboote sind vollzählig.«
»Dann muss er noch an Bord sein. Verdammt, ein Mensch kann sich nicht einfach in Luft aufgelöst haben.«
»Ich weiß nicht«, sagte Jon Piesty unsicher. »Zeitweise frage ich mich, ob Throynbee wirklich an Bord gekommen ist und ob wir den Linearflug tatsächlich unterbrochen haben.«
Der Kommandant blickte ihn verwundert an. »Sind Sie nicht gesund? Oder was ist los mit Ihnen?«
»Vielleicht ist Throynbee ein Mutant, der uns alle an der Nase herumführt.«
Damlander wandte sich der Hauptpositronik der Korvette zu und überprüfte die Flugdaten. Schon nach wenigen Minuten erkannte er, dass die Korvette den Linearflug wirklich unterbrochen und Volther Throynbee aufgenommen hatte.
»Sie haben sich also nicht geirrt«, sagte er. »Zumindest in der Hinsicht.«
In schneller Folge rief er weitere Daten ab. Neue Holos bauten sich auf und zeigten Schnittbilder der Korvette mit allen Hangars und Beibooten.
Ein Einmannjäger fehlte.
»Ausgeschlossen«, bemerkte Piesty. »Ich weiß genau, dass …«
Damlander holte die Flugdaten des Beiboots in die Auswertung. Der Jäger hatte die Korvette vor fünf Stunden verlassen.
»Niemand soll das bemerkt haben?« Der Kommandant schüttelte den Kopf. »Das wollen Sie mir hoffentlich nicht ernsthaft erzählen?«
Piesty suchte verzweifelt nach Worten.
»Throynbees Vorsprung ist beträchtlich, aber vielleicht noch einzuholen«, stellte Yesgo Damlander fest. »Er ist auf der Erde gelandet. Also können wir davon ausgehen, dass er geortet und beobachtet wurde. NATHAN arbeitet
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