Silberband 099 - Treibgut der Sterne
seinen schärfsten Konkurrenten Jentho Kanthall durchgesetzt hatte.
Auch die elf Terranischen Räte waren gewählt worden. Payne Hamiller war Terranischer Rat für Wissenschaften. Tifflor war dem Wissenschaftler in den letzten Tagen mehrmals begegnet und begrüßte diese Wahl.
Aus allen Erdteilen kam die Bestätigung, dass die Bewohner der Erde mit dem Ausgang der Wahl zufrieden waren. Julian Tifflor ließ eine schon vorbereitete Sendung über die Nachrichtensender gehen. Darin erklärte er nach kurzer Einleitung:
»Ich rufe anlässlich dieser Wahlen die Liga Freier Terraner aus. Sie wird ihren Hauptsitz in Terrania City haben und der GAVÖK angeschlossen sein. Die Liga Freier Terraner ist die Nachfolgerin des Solaren Imperiums und des NEI.
Der Liga Freier Terraner gehören alle Terraner auf der Erde, in der Milchstraße und sonst wo an, sofern sie sich aus freien Stücken dafür entscheiden. Allen Terranern, die zurzeit außerhalb des Solsystems leben, wird Gelegenheit gegeben, sich mit der Verfassung und der freiheitlichen Idee der Liga Freier Terraner vertraut zu machen. Die LFT vertritt die Überzeugung, dass es kein dominierendes Volk in der Milchstraße mehr geben darf, sondern dass die Idee der Galaktischen-Völkerwürde-Koalition gefestigt werden muss.«
Er referierte im Anschluss über die neue Verfassung und über die Pläne der LFT, doch brachte er damit nichts grundsätzlich Neues, da er darüber schon auf Gäa und während des Wahlkampfes häufig genug gesprochen hatte.
Tifflor hatte noch in der Nacht zum 2. Januar Besprechungen mit den Mitgliedern der neuen Regierung. Die Zeit drängte, denn die Probleme der Neubesiedlung der Erde waren erdrückend. Die Lage hatte sich längst nicht stabilisiert.
Kurz nach drei Uhr, als der Morgen bereits dämmerte, erschien Payne Hamiller bei ihm im Büro. Tifflor beglückwünschte ihn zu der Wahl.
»So froh bin ich darüber gar nicht«, erwiderte der Wissenschaftler. »Der Tod von Markus Verlenbach belastet mich.«
Julian Tifflor hatte den Eindruck, dass Hamiller noch mehr sagen wollte, doch plötzlich wurde der Wissenschaftler blass. Seine Lippen zuckten. Er schüttelte den Kopf und fuhr fort: »Ich werde dennoch alle meine Kräfte für unsere Ziele einsetzen.«
Nachdem Hamiller das Büro des Ersten Terraners wieder verlassen hatte, begab er sich in sein künftiges Ministerium. Er hatte bereits ein Team zusammengestellt, mit dem er die Arbeit aufnehmen wollte. Diese Fachleute waren für den kommenden Tag ins Büro gerufen worden.
Dennoch hielt sich schon jemand im Eingangsbereich auf. Es war ein junger Wissenschaftler mit dunklen Haaren und forschenden Augen. Er kam Hamiller sofort entgegen.
»Entschuldigen Sie, dass ich Sie zu dieser Zeit störe«, sagte er. »Mein Name ist Czerk Matzlew. Ich bin Archäologe und benötige von Ihnen dringend eine Genehmigung.«
»Mitten in der Nacht?«, fragte Hamiller verblüfft. »Hätte das nicht noch ein paar Stunden Zeit gehabt?«
Matzlew schüttelte den Kopf. »Keine Minute. Die Arbeit darf nicht ruhen. Wir haben schon Zeit genug verloren. Für Sie bedeutet es nur einen Federstrich, dann kann ich weiterarbeiten.«
Hamiller erkannte, dass sie einander ähnlich waren. Auch Matzlew ging die wissenschaftliche Arbeit offensichtlich über alles. Er forderte den Mann auf, ihm zu folgen. »Worum geht es überhaupt?«, fragte er auf dem Weg zu seinem Büro.
»Ich leite eine Gruppe von Archäologen auf Kreta«, erklärte Matzlew. »Wir sind einer großen Entdeckung sehr nahe. Die Anzeichen sind deutlich, aber nun wird unsere Arbeit von örtlichen Möchtegern-Behörden gebremst. Sie lassen uns nicht mehr an die Ausgrabungsstätten in der Nähe von Heraklion, weil eine Genehmigung der Regierung noch nicht vorliegt.«
»Bislang hat die Regierung ihre Arbeit nicht aufgenommen.«
»Das spielt für diese Kleingeister keine Rolle. Für sie ist nur wichtig, dass ihnen jemand die Verantwortung abnimmt, alles andere interessiert nicht. Ihre Genehmigung würde bedeuten, dass Sie die Autorität dieser Bürokraten anerkennen. Das würde sie aufwerten, und damit hätten sie schon erreicht, was sie eigentlich wollen. Wir Archäologen können endlich weiterarbeiten.«
Hamiller führte den Besucher in sein Büro und bot ihm Platz an. »Sie bekommen die Genehmigung«, versprach er. »Ich erwarte allerdings, dass Sie mich laufend über Ihre Arbeiten unterrichten.«
»Das werde ich gerne tun«, erwiderte Matzlew.
Czerk Matzlew hob
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