Silberband 099 - Treibgut der Sterne
umgeben«, berichtete der Kommandant. »Offensichtlich eine teuflische Sperre, die sich die Laren haben einfallen lassen. Wir sind innerhalb des verseuchten Bereichs niedergegangen.«
»Das lässt einiges befürchten«, sagte Garber.
Im Licht der grünen Sonne liefen zerlumpte Gestalten jubelnd auf die QUARTOR zu. Über die ersten Nahrungsmittelpakete, die von Robotkommandos ausgeschleust wurden, fielen sie gierig her.
»Die sehen aus, als hätten sie seit Wochen nichts Vernünftiges mehr gegessen«, bemerkte Damlander.
Aus der weitgehend zerstörten Stadt kamen mehr Männer, Frauen und Kinder. Nur Terraner allerdings, keine Angehörigen der anderen Gruppen.
Ärzte in leichten Schutzanzügen verließen die QUARTOR. Gleichzeitig schwebten der Kommandant, Garber und Tewarc auf einer Antigravplattform nach unten. Die Siedler wurden sofort auf sie aufmerksam. Einige winkten freudig erregt.
»Wir kommen von der Erde, um Sie abzuholen«, verkündete der Kommandant. Die Siedler reagierten jubelnd auf seine Worte. Er wartete, bis sie sich etwas beruhigt hatten, dann fuhr er fort: »Bitte arbeiten Sie mit uns zusammen. Wir müssen verhindern, dass eventuell gefährliche Krankheiten zur Erde verschleppt werden. Die Untersuchungen dauern nicht lange, und jeder, der medizinisch betreut worden ist, kann danach ins Schiff kommen.«
Ein bärtiger Mann trat nach vorn. Er hob einen Arm und ballte die Hand zur Faust.
»Mein Name ist Jorgan Moranski!«, rief er. »Sie können sich auf uns verlassen, denn wir wollen nur weg von hier. Vorher haben wir allerdings eine Rechnung zu begleichen. Ich bin sicher, dass Sie uns dabei helfen werden.«
Der Mann zeigte zu den Häusern der Stadt hinüber. »Hier leben nicht nur Terraner. In der Stadt hausen auch Akonen, Aras, Blues und Ertruser, und sie haben uns das Leben verdammt schwer gemacht. Wollten uns verhungern lassen. Wenn wir mal etwas Essbares hatten, sind sie über uns hergefallen. Sie sollen bezahlen für das, was sie getan haben.«
Die anderen jubelten über seine Worte.
»Wir tun, was wir können«, versprach Damlander, als es wieder ruhiger wurde.
»Das ist uns nicht genug!«, schrie Moranski. »Wir werden lieber verhungern, als auf die Bestrafung dieser Gruppen zu verzichten.«
Die Zustimmung der anderen fiel schon wesentlich leiser aus. Offensichtlich wussten alle zu gut, was es bedeutete, hungern zu müssen.
»Sagen Sie uns, was Sie tun werden«, forderte Moranski erregt. »Wir erwarten eine klare Antwort.«
Ein kleiner, rothaariger Junge drängte sich an ihm vorbei. Er war mager und blass, und seine Augen wirkten übernatürlich groß. »Ich bin Tim«, rief er zu Damlander hinauf. »Ich will nicht kämpfen. Ich will weg von hier.«
»Sei still!«, befahl Moranski.
Tim schüttelte den Kopf. »Ich will nicht mehr zu den Ertrusern und Lebensmittel klauen. Ich will nicht, weil es nicht mehr nötig ist.«
Moranski fuhr herum und holte aus. Bevor er Tim jedoch schlagen konnte, fiel ihm eine junge Frau in den Arm.
»Das tust du nicht!«, schrie sie. »Dir scheint nicht klar zu sein, was los ist. Es hat keinen Sinn, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen.«
»Sie sind erregt«, sagte Yesgo Damlander. »Warten Sie erst einmal ab, bis sich alles eingespielt hat und wir eine bessere Übersicht haben. Danach unterhalten wir uns erneut. Einverstanden?«
Moranski verzog das Gesicht. Flüsternd redeten einige Männer, die neben ihm standen, auf ihn ein. Schließlich nickte er zustimmend.
Yesgo Damlander ging ins Schiff zurück.
»Kann ich Sie einen Moment sprechen, Sir?«, rief Garber.
»Warum nicht? Ich hoffe, Sie haben nicht vor, sich einzumischen?«
»Einmischen will ich mich keineswegs. Ich bin nur als Beobachter an Bord. Dennoch halte ich es für gut, wenn wir zu den anderen Gruppen gehen, jeder zu den Angehörigen seines Volks.«
Damlander nickte versonnen. »Schaden kann es wohl nicht, wenn wir Kontakte aufnehmen. Sorgen Sie dafür, dass die Auseinandersetzungen nicht wieder aufflackern.«
23.
Auf der Erde ging der 1. Januar des Jahres 3586 zu Ende. Julian Tifflor war in das Amt des Ersten Terraners gewählt worden.
Er erhielt die Bestätigung in seinem Arbeitszimmer im Regierungsviertel von Terrania City. Sie überraschte ihn keineswegs, da Analysen schon vorher ergeben hatten, dass niemand ähnlich große Erfolgsaussichten hatte wie er. Überrascht war er hingegen, dass Roi Danton zum Obersten Terranischen Rat gewählt worden war und sich damit knapp gegen
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