Silberband 099 - Treibgut der Sterne
in der gesamten Galaxis«, fuhr Damlander fort. »Hier wie dort stehen sich die Völker misstrauisch oder sogar aggressiv gegenüber. Und stets sind es wir Terraner, von denen jeder den ersten Schlag erwartet. Wir streben jedoch keine Vorherrschaft an, sondern wollen Gemeinsamkeit.«
»Aber hoffentlich nicht mit diesen Unmenschen«, empörte sich Moranski.
»Mit allen. Niemand ist ausgeschlossen. Entweder Sie beugen sich diesem Gedanken, oder Sie bleiben hier auf Traliopa.«
»Das ist ein starkes Stück«, protestierte der Clanführer. »Eine glatte Erpressung.«
»Sie gehen härter mit uns um als mit den Akonen, Ertrusern und den anderen!«, rief eine Frau hitzig. »Sie benehmen sich nicht wie ein Terraner!«
Etliche Stimmen erhoben sich gegen den Kommandanten. Er bat lautstark um Ruhe.
»Sie werfen mir vor, ich ginge mit den anderen zu sanft um? Sie behaupten, allen anderen gegenüber sei ich nachsichtiger als mit Ihnen? Sind Sie ganz sicher, dass das so richtig ist?« Damlander blickte in die Runde. Seine Andeutung und sein geheimnisvolles Verhalten riefen verständnisinniges Gelächter hervor.
»Sie können natürlich nicht offen reden«, erkannte die Frau. »Aber wir haben auch so verstanden. Es passiert da drüben bei den anderen mehr, als Sie uns wissen lassen.«
»Wie geht es mit uns weiter?«, fragte Moranski energisch.
»Das sagte ich schon. Mein Raumschiff steht Ihnen offen. Sie können, wenn Sie wollen, sofort Quartier beziehen.«
»Und wenn wir das tun?«
»In dem Moment entscheiden Sie sich dafür, mit uns zur Erde zu fliegen.«
Jenny Hellan ergriff die Hand des rothaarigen Jungen. Yesgo Damlander erinnerte sich an ihren Namen wie daran, dass der Junge Tim hieß. »Ich will endlich wieder richtig baden und ohne Angst schlafen«, sagte sie.
Moranski wollte sie aufhalten, doch sie schüttelte seine Hand ab. Mehrere Frauen folgten ihr erst zögernd, dann immer schneller. Der Widerstand bröckelte. Vergeblich beschwor Moranski ihre Geschlossenheit, aber die meisten entschieden sich für die Sicherheit, die ihnen das Schiff bot.
Eine friedliche Lösung ihrer Probleme schlossen die drei Gäa-Mutanten auf Terra völlig aus. Ratlos saßen sie vor einem Wust von Informationen.
»Das hilft uns überhaupt nicht weiter«, sagte Eawy ter Gedan wütend. »Es gibt Hotels, die Alexandreou heißen, Restaurants, Gleiterwerkstätten, Straßen, Plätze, Einkaufszentren, Wohnviertel, Vororte … Wo sollen wir anfangen?«
»Alexandreou kann etwas sein, was besonders auffällt«, bemerkte Dun Vapido. »Davon müssen wir ausgehen.«
»Der Meinung bin ich ebenfalls«, sagte Bran Howatzer. »Ich habe auch schon etwas entdeckt, was ungewöhnlich ist. In Athen gibt es eine Straße, die in allen Einzelheiten so erhalten geblieben ist, wie sie vor etwa eintausendsechshundert Jahren war. Sie heißt Alexandreou. Es ist eine Straße, die von der Plaza, dem Zentrum, bis ans Meer führt.«
Eawy ter Gedan zeigte sich interessiert. Von einer solchen Museumsstraße mitten in einer lebenden Stadt hatte sie bislang nicht gehört. Zudem lag die Zeit bis zum Jahr 2000 extrem weit zurück. Sie entsann sich nur, dass die Menschheit damals in den Weltraum aufgebrochen war.
»Ich könnte verstehen, wenn Margor dort Unterschlupf suchte«, sagte sie nachdenklich. »Das würde zu ihm passen.«
Howatzer nickte. Ihr Gleiter schwebte bereits über Athen. Die Stadt war offensichtlich durch ein starkes Beben weitgehend zerstört worden. Überall wurde gearbeitet. Da Alexandreou im Infostream als gut erhalten dokumentiert wurde, richtete sich das Interesse der Mutanten ausschließlich auf diesen Bereich.
Der Gleiter landete nur wenige hundert Meter von der Küste entfernt. Inmitten eines Olivenhains lag die Einflugöffnung einer Parkhalle.
»Bitte, benützen Sie den Antigravlift«, sagte eine Holoanzeige. »Alexandreou darf ausschließlich zu Fuß besichtigt werden.«
Sie gelangten wieder zwischen die Olivenbäume, wo ihnen Leuchtmarkierungen den Weg wiesen. Ein Roboter trat auf sie zu und reichte ihnen Kapseln, die sie sich in den Gehörgang schieben sollten. »Sie werden alles Wissenswerte erfahren«, sagte er.
Bran Howatzer und Dun Vapido nahmen die Kapseln entgegen. Eawy ter Gedan verzichtete. Als paranormales Relais konnte sie auf solche Hilfsmittel verzichten.
»Die Menschen, die Ihnen in altertümlicher Kleidung begegnen, sind mit Bioplastik geformte Roboter«, erklang es aus den Kapseln. »Sie können sich jederzeit mit
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