Silberband 099 - Treibgut der Sterne
pflichtete der Arkonidenführer bei.
»Zytyrc?«
»Reine Zeitverschwendung. Für einen Laren kann es nur die Todesstrafe geben. Dafür werde ich sorgen, wenn man mir gestattet, als Ankläger aufzutreten. Keine Einwände? Gut.« Gnadenlos fixierten Zytyrcs Katzenaugen den Laren, dann wandte er sich dem jungen Arkoniden zu: »Wir brauchten natürlich auch einen Verteidiger. Nur würde derjenige von Anfang an auf verlorenem Posten stehen, weil es keine entlastenden Argumente gibt.«
»Irrtum«, sagte Daroque. »Ich übernehme die Verteidigung.«
»Damit übernehmen Sie sich, Arkonide«, stieß der Blue hervor und verließ die Zentrale.
Hotrenor-Taak bewunderte den Mut des jungen Mannes. Allerdings war er sicher, dass mehr dahintersteckte als nur Sympathie für ihn.
»Kopf hoch«, sagte Daroque mit säuerlichem Grinsen. »Wir haben erst einmal etwas Zeit gewonnen. Wenn ich durchsetzen kann, dass die Verhandlung auf der WOLAN stattfindet, ist das ein weiterer Pluspunkt. Und selbst … Aber daran möchte ich gar nicht denken. Sie sollen wissen, dass Sie auf mich zählen können. Was auch passiert, ich werde mich bis zuletzt für Sie einsetzen – Hoorg-Hampotur!«
Er sprach den Namen mit solch eigenartiger Betonung aus, dass Hotrenor-Taak aufhorchte. Ihre Blicke kreuzten sich.
Aus Daroques Augen sprach Wissen. War es das Wissen, dass Hoorg-Hampotur ein falscher Name war?
Bericht Daroque, Neu-Arkonide
Unser Gefangener war kein anderer als der Larenführer Hotrenor-Taak! Diese Erkenntnis traf mich nicht wie ein Blitz aus heiterem Himmel, sie war vielmehr das Ergebnis geduldigen Beobachtens. Mir war sofort aufgefallen, dass Hoorg-Hampotur sich nicht wie ein normaler Soldat benahm. Die feinen Unterschiede konnte aber nur jemand bemerken, der wie ich sehr viel Umgang mit Laren gehabt hatte.
Während meiner Untergrundtätigkeit auf etlichen besetzten Planeten hatte ich Hotrenor-Taak einmal kurz gesehen. Als ich nun unseren Gefangenen beobachtete, fand ich in seiner Sprache und Gestik immer mehr Übereinstimmungen mit dem Verkünder der Hetosonen, bis schließlich für mich feststand, dass ich wirklich Hotrenor-Taak vor mir hatte. Ich entschied mich spontan dafür, seine Verteidigung zu übernehmen.
Später fragte Tere mich vorwurfsvoll: »Was haben Sie sich dabei gedacht, einen Laren zu verteidigen? Sollen wir Arkoniden in den Verruf kommen, larenfreundlich zu sein?«
»Mir geht es darum, Leben zu schützen.«
»Sie beschützen einen Laren. Nur das zählt. Zytyrc wird diese Tatsache ausschlachten, und das könnte für uns erheblichen Prestigeverlust bedeuten.«
»Nicht, wenn ich den Prozess gewinne. Unterstützen Sie mich, Tere. Zytyrcs Niederlage bei dieser Verhandlung würde den Einfluss der Blues erheblich schmälern. Ergreifen Sie die Gelegenheit, Zytyrc in die Schranken zu weisen.«
»Ich habe mich schon entschieden«, sagte Tere. »Ich werde dem Standgericht nicht angehören. Und ich werde Yonth-Paero bitten, eine Teilnahme abzulehnen. Das ist die einzige Möglichkeit, uns mit Anstand aus der Affäre zu ziehen. Die Konsequenzen haben Sie allein zu tragen, Daroque.«
Damit wurde meine Situation noch aussichtsloser.
Der Prozessbeginn war zudem so knapp angesetzt, dass mir kaum mehr Zeit blieb, mich mit dem Gefangenen zu beraten. Es reichte gerade für einen kurzen Besuch.
Hotrenor-Taak saß am Boden einer zur Zelle umfunktionierten Kabine und blickte mir aufmerksam entgegen. Seine Hände waren auf den Rücken gefesselt. Ich setzte mich neben ihn.
»Sind Sie immer noch der Meinung, dass der Zeitgewinn etwas einbringt?«, fragte er.
»Kommt darauf an, wie wir ihn nützen«, antwortete ich. »Waren Sie an Kämpfen gegen Bewohner der Milchstraße beteiligt? Haben Sie selbst getötet oder Gewalttaten gegen Intelligenzwesen verübt? Haben Sie überhaupt Handlungen begangen, die dem Völkerrecht unserer Galaxis widersprechen?«
»Es gibt keine strafbare Handlung, die man mir in dieser kurzen Zeit nachweisen könnte.«
»Dann beleuchten wir die andere Seite. Haben Sie Bewohnern der Milchstraße je Gutes getan? Haben Sie Leben gerettet oder geholfen, Leiden zu mildern? Können Sie Namen von Personen und Orten nennen, an denen Sie hilfreich gewirkt haben?«
Der Lare überlegte nur kurz. »Nein, das kann ich nicht.«
Ich seufzte. »Dann bleibt nur die Möglichkeit, dass wir uns bei Ihrer Verteidigung auf Befehlsnotstand berufen.«
»Warum setzen Sie sich für mich ein, Daroque?«
»Darauf werde ich
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