Silberband 099 - Treibgut der Sterne
Kommandozentrale machte ich einen Umweg, um bei dem Laren vorbeizuschauen. Als ich die versperrte Kabine erreichte, trat Güriz aus einem Schott.
»Na, Larenfreund, hast du Sehnsucht nach deinem Schützling?«, fragte der Zytyrc-Intimus spöttisch.
»Was hat ein Blue noch auf unserem Schiff zu suchen?«, sagte ich im ersten Ärger.
»Tere hat uns auf Zytyrcs Anraten gebeten, den Gefangenen im Auge zu behalten. Übrigens, du solltest wissen, dass auch der Larenkiller hier ist.« Bei diesen Worten deutete er auf das Türschott neben Hotrenor-Taaks Zelle.
»Ich weiß«, sagte ich, um den Anschein zu erwecken, als hätte mich Tere ohnehin eingeweiht. »Ich bin hier, um Trookan zu sprechen.«
»Warum eigentlich nicht.« Güriz bedeutete mir mit einer Handbewegung, dass der Weg frei war.
Ich betrat die Kabine. Der seltsame Überschwere hockte mit nach vorne gekrümmtem Körper in der für ihn viel zu schmalen Schlafkoje. Er blickte mir ruhig entgegen. Als ich ihn zum ersten Mal gesehen hatte, besaß er eine Haut wie aus Vulkanschlacke, ein derbes, animalisch anmutendes Gesicht und fast bis zum Boden reichende Arme. Jetzt konnte ich feststellen, dass er sich tatsächlich verändert hatte. Mir kam der Gedanke, dass der Aufenthalt bei den Blues auf seine Anatomie abgefärbt haben konnte. Der lange Hals und der rosafarbene Flaum deuteten so etwas jedenfalls an. Aber es war unrealistisch.
»Verstehen Sie, was ich sage?«
Er blickte mich scheinbar belustigt an. »Warum nicht? Man hat mir Interkosmo beigebracht.«
»Wer?«
»Meine Lehrer.«
»Etwa auf Trookan?«
»Wieso? Trookan – das bin ich.«
»Es gibt einen Planeten gleichen Namens. Wussten Sie das nicht? Trookan war eine Kolonie Ihres Volkes. Ein bewohnbarer Planet, der nur den Fehler hatte, verseucht zu sein. Das Trookan-Virus hatte die Eigenschaft, Körperzellen wuchern zu lassen. Da niemand diesen Prozess unter Kontrolle bringen konnte, starben die Betroffenen. Ich könnte mir vorstellen, dass es gelungen ist, die Seuche in den Griff zu bekommen.«
»Warum sagen Sie mir das?«
Ich zuckte mit den Schultern. Immerhin hatte er innerhalb weniger Stunden sein Aussehen merklich geändert. Ich brauchte keine allzu große Fantasie, um das mit einem ›gesteuerten‹ Trookan-Virus in Zusammenhang zu bringen. Aber vielleicht war die Namensgleichheit nur Zufall.
»Vergessen Sie es!«, sagte ich. »Eine andere Frage: Hat Zytyrc Sie unter Druck gesetzt? Ich meine, hat er Sie in irgendeiner Weise beeinflusst, dass Sie beim Anblick des Laren den Amokläufer spielen sollen?«
Er senkte den Blick. »Ich weiß, ich habe mich wie ein Tier benommen«, sagte er kleinlaut, aber sofort wurde seine Stimme wieder leidenschaftlich. »Ich kann nichts dafür, sie haben meine ungeborenen Brüder auf dem Gewissen. Ich bin der einzige Überlebende, und darum hasse ich die Laren. Als ich in den Gerichtssaal geführt wurde, spürte ich sofort den Geruch eines von ihnen. Ich wollte ihn töten. Ich konnte nicht anders. Jetzt habe ich mich schon besser in der Gewalt.«
»Sie sagten gerade, dass Sie den Geruch des Laren spürten …«
»Ich habe einen eigenen Instinkt«, antwortete er.
Der Überschwere gab mir Rätsel auf. Als wir ihn fanden, hatte er den Eindruck eines Wilden gemacht. Mittlerweile wirkte er zivilisiert, seine Sprache war kultiviert. Er lispelte nur ein wenig, was mich an den Akzent der Blues erinnerte. War er so wandlungsfähig, dass er sich stets der jeweiligen Situation anpassen konnte?
»Wie haben Sie diesen Instinkt entwickelt? Hatten Sie auf Ihrer Heimatwelt viel Umgang mit Laren?«
Er starrte mich unbewegt an. »Hören Sie, Daroque – das ist doch Ihr Name? Man hat mir gesagt, dass Sie ein Larenfreund sind. Meinetwegen, mir ist es egal. Aber wenn Sie glauben, dass Sie mich mit diesem Gespräch umstimmen können, dann sind Sie im Irrtum. Ich werde jeden Laren töten, der mir über den Weg läuft. Hat man Ihnen gesagt, dass ich das Urteil vollstrecken soll?« Er lachte vor sich hin. »Nach Ablauf der sieben Stunden werde ich Jagd auf den Laren machen, ihn stellen und töten.«
Ich war wie benommen, als ich die Kabine verließ. Draußen lungerte Güriz herum. Er machte eine spöttische Bemerkung. Ich überhörte sie und suchte Tere auf.
»Hotrenor-Taak?«, fragte der Kommandant der WOLAN ungläubig, nachdem ich geendet hatte. »Hoorg-Hampotur ist in Wirklichkeit der Verkünder der Hetosonen? Warum haben Sie mir das nicht früher gesagt, Daroque?«
»Weil
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