Silberband 099 - Treibgut der Sterne
waren verschwunden, die Überschweren hatten sich unter die Oberfläche zurückgezogen.
Der Leitstrahl dirigierte die Space-Jet auf eine schneebedeckte Bergkette zu.
»Das andere Fahrzeug folgt uns weiterhin«, meldete die Positronik.
In einer steilen Felswand öffnete sich ein Hangartor, groß genug, um ein Raumschiff von fünfhundert Metern Durchmesser einfliegen zu lassen. Sonnenlampen flammten auf und enthüllten einen schräg abwärts führenden Stollen, der nach gut zwanzig Kilometern in eine gigantische Felsenhalle mündete. Hotrenor-Taak zählte mehr als fünfzig Walzenraumer in diesem Hangar.
Bodenfahrzeuge warteten als Empfangskomitee.
Hotrenor-Taak sorgte dafür, dass zwei Landebeine der Jet versagten. Als das Diskusboot aufsetzte, brachen die anderen Stützen weg. Eine dröhnende Bruchlandung war die Folge, die vom Antigrav nur teilweise abgefangen wurde.
Die Space-Jet lag merklich schräg, aber die Bodenschleuse befand sich kaum noch zwei Meter über dem Hangarboden. Hotrenor-Taak schaltete den Schwerkraftausgleich seiner Montur an. Er legte keinen Wert darauf, sich der ungewohnt hohen Gravitation auszusetzen.
Als er die Schleuse verließ, erkannte er Mimikar bei den Bodenfahrzeugen. Dessen Begleiter trugen ihre Waffen zwar an Gurten über der Schulter, doch die Mündungen folgten ihm unerbittlich. Hotrenor-Taak gab sich, als bemerke er dies nicht. Er ging auf Mimikar zu, der ihm finster entgegenblickte.
»Ich freue mich, dich nach so langer Zeit wiederzusehen«, sagte er. »Doch mein Herz blutet bei der Erkenntnis, dass du mir kein Willkommen bietest.«
Mimikar wollte antworten. In dem Moment machte Hotrenor-Taak einen schnellen Schritt vorwärts und packte zu. Obwohl der Überschwere ihn um mehr als zwei Haupteslängen überragte, zog er Mimikar zu sich heran.
»Sag deinen Leuten, sie sollen die Waffen senken!«, zischte er. »Andernfalls trifft dich mein Zorn!«
Mimikar blieb unbewegt. »Diese Zeiten sind vorbei. Ab sofort bist du mein Gefangener!«
Das war der Augenblick, in dem das andere kleine Raumschiff den Einflugstollen verließ.
Das Fahrzeug hatte die Form eines plumpen Eies. Es verharrte kaum eine Handbreit über dem Boden.
In der Schleuse erschien ein Überschwerer. Er trug die zerschlissene Uniform eines hohen Flottenoffiziers. Hotrenor-Taak kannte den Mann. Er hieß Detrolanc und war der Kommandant des Stützpunkts Sniderost. Detrolanc war stets ein ergebener Befehlsempfänger gewesen. Vor allem stand er im Rang eines Heroen, während Mimikar nur den Status eines Helden von Paricza innehatte. Wenn Detrolanc noch loyal war, bot sich Hotrenor-Taak die Möglichkeit, die Situation zu seinen Gunsten zu verändern.
Mimikar machte das Zeichen der Ehrerbietung. »Die Stahlfestung Titan begrüßt den ruhmreichen Heroen. Wir alle hoffen, dass du gute Nachrichten bringst.«
Detrolancs Blick überflog die Szene. Er gab aber nicht zu erkennen, ob er die Lage durchschaute.
»Ich bringe schlechte Nachrichten. Sniderost existiert nicht mehr. Der Verlust von Vernigan gilt als sicher. Und ich habe dreiundachtzig Raumschiffe verloren.«
Mimikars Hände verkrampften sich. »Wem haben wir das zu verdanken?«, fragte er heiser vor Zorn.
»Den Horden der GAVÖK, wem sonst?«
Detrolanc deutete auf die Bewaffneten, dann auf Hotrenor-Taak. »Sehe ich recht, dass der verehrungswürdige Verkünder der Hetosonen mit Waffengewalt empfangen wird?«
Mimikar straffte sich. »Die Laren haben uns verraten. Deshalb ist der Verkünder mein Gefangener.«
»Du begehst einen Fehler, Held von Paricza!« Detrolanc machte aus seinem Missfallen keinen Hehl. »Ich bin selbst ein Opfer des Übermuts geworden, dessen sich die GAVÖK befleißigt, seit sie die starke Hand der Laren nicht mehr fürchten muss. Aber ich warne vor unüberlegten Schlüssen. Zweifellos hat der ehrwürdige Verkünder für sein Vorgehen beste Gründe. Ich erwarte von dir, dass du Hotrenor-Taak die nötige Ehrfurcht erweist.«
»Die Laren haben sich feige zurückgezogen und uns der Rache aller überlassen. Ich weigere mich, dem Gefangenen einen anderen Status zuzuerkennen.«
»Dir ist über dem Kommando der Stahlfestung der Dünkel zu Kopf gestiegen«, stellte Detrolanc schneidend fest. »Das Reich befindet sich in einer Notlage, also wirst du mir als dem Ranghöheren den Befehl überlassen. Was wirst du dagegen tun, wenn ich den Laren freilasse?«
»Ich übergebe den Befehl nicht!«, protestierte Mimikar.
»Du meuterst?«
»Nenne es,
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