Silberband 100 - BARDIOC
einen Schlussstrich unter die Vergangenheit zu ziehen. Bardioc wollte unter allen Umständen vermeiden, dass er, aus welchen Gründen immer, noch einmal in einen Zustand versetzt werden konnte, der es ihm ermöglichen würde, über eine Mächtigkeitsballung zu herrschen.
Bardiocs Entschluss war umso bedeutsamer, als er zu einem Zeitpunkt gefasst worden war, in dem das Gehirn die Anwesenheit eines der sechs anderen Mächtigen registriert hatte. Bardioc wusste, dass Ganerc sich auf seinem Planeten aufgehalten hatte.
Zunächst hatte er geglaubt, Ganerc sei gekommen, um dafür zu sorgen, dass die von den Zeitlosen verhängte Strafe endgültig verbüßt wurde. Bald darauf hatte er jedoch erkannt, wie absurd dieser Gedanke war. Er hatte nicht nur Ganercs Nähe gespürt, sondern auch dessen Gefühle und Überlegungen.
Ganerc war gekommen, um ihm beizustehen. Die Zeitlosen hatten ihm, Bardioc, verziehen. Kemoauc selbst schien Ganerc zu dieser Reise bewogen zu haben.
Bardioc konnte keinen Hass gegen seine Brüder empfinden. Als sie ihn in ferner Vergangenheit verbannt hatten, waren sie den Richtlinien gefolgt, die andere ihnen auferlegt hatten. Wie lange ist das jetzt her?, sinnierte er.
So lange, dass die Betroffenen nicht er und die sechs Zeitlosen, sondern irgendwelche Fremden zu sein schienen.
Inzwischen war Ganercs Ausstrahlung wieder verflogen. Alles deutete darauf hin, dass der Mächtige diese Welt wieder verlassen hatte. Wohin war er gegangen? War er in seine Burg zurückgekehrt, um dort auf sein Ende zu warten? Oder versuchte er, Kemoauc zu finden und ihm zu berichten, was geschehen war?
Bardioc bezweifelte, dass er jemals eine Antwort auf diese Fragen erhalten würde. Auch Ganerc, das hatte er deutlich wahrgenommen, war ein von unvorstellbarer Einsamkeit zermürbtes Wesen, Treibgut im Kosmos, ohne Sinn und ohne Ziel.
Bardioc wagte nicht, darüber nachzudenken, was sich jetzt in den verschiedensten Sektoren der Mächtigkeitsballung abspielte. Er hoffte nur, dass die von ihm abhängigen Zivilisationen schnell genug lernten, die so plötzlich erlangte Freiheit positiv zu nutzen.
Es schien zu keinen größeren Katastrophen gekommen zu sein. Abgesehen davon waren die verschiedenen lokalen Ereignisse sicher schrecklich genug.
Der Traum von Macht war ausgeträumt. Im Nachhinein wunderte sich Bardioc darüber, wie er diesem Traum hatte erliegen können. Beinahe mit Wehmut dachte er an jene Zeit, als er mit den sechs anderen Mächtigen den Bund der Zeitlosen gebildet hatte und sie dem Ruf der unbekannten Mächte von jenseits der Materiequellen gefolgt waren. Selbst das Leben in seiner Kosmischen Burg erschien ihm aus heutiger Sicht nicht mehr so unerträglich. Wahrscheinlich hatten sie alle sieben einen Fehler begangen, weil sie sich nicht rechtzeitig intensiv mit dem Rätsel ihrer Herkunft beschäftigt hatten. Sie hatten sich damit beschieden, ihre Sporenschiffe in viele Galaxien zu steuern und hoch entwickelte Zivilisationen zum Bau eines Schwarms zu animieren. Eine Zeit lang waren sie in dieser Aufgabe aufgegangen, bis es schließlich zu der unausweichlichen Krise gekommen war.
Bardioc wunderte sich über die Teilnahmslosigkeit, die er für sein eigenes Schicksal empfand. Er würde sich endgültig von dem globalen Organismus trennen und sich freiwillig in die Abgeschiedenheit der Bodenmulde zurückziehen. Ein Rest der Symbiose musste erhalten werden, damit das Gehirn nicht abstarb, aber Bardioc wollte nicht mehr beanspruchen, als gerade zum Überleben notwendig war. Auf diese Weise wollte er den Rest seiner Strafe verbüßen. Die Frage war nur, ob ihm das tatsächlich gelingen würde.
Zu viele fremde Intelligenzen weilten in der Nähe, die in dieser oder jener Form mit ihm zu tun hatten. Von ihnen stellte BULLOC die schlimmste Bedrohung dar. Die Inkarnation war nicht nur ihm allein gefährlich, vielmehr war ihr Ziel die Eroberung der Mächtigkeitsballung. Bardioc wusste, dass er dagegen aus eigener Kraft kaum etwas unternehmen konnte. Er kannte jedoch die Dimensionen seines ehemaligen Reiches und bezweifelte daher, dass BULLOC überhaupt in der Lage sein würde, es zu beherrschen. Dazu fehlte der Inkarnation die Kapazität.
Um sein eigenes Schicksal fürchtete Bardioc nicht. Er hätte seine Ermordung durch BULLOC hingenommen. Die Völker jedoch, die ihm in der Vergangenheit gedient hatten, sollten nicht auf Gedeih und Verderb diesem Ungeheuer ausgeliefert sein.
Es bereitete Bardioc Erleichterung, auch
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